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Seminarräume werden zur Medienzentrale

Die Zeiten, in denen Medientechnik noch mit der Installation eines Beamers gleichgesetzt wurde, sind längst vorbei. Heute handelt es sich um komplexe Systeme, bei denen die Grenzen zwischen Projektionstechnik, Akustik, Übertragungstechnik und Signalverteilung, Datentechnik und Steuerung von Medien- und Raumfunktionen fließend sind.

Unterschiedlichste Zuspielquellen wie DVD, Video, digitale Visualizer, PCs und Notebooks, Diatransfergeräte, Digitalkameras, Webinhalte, Satelliten- und Kabelprogramme etc. müssen heute in Konferenz-, Seminar- oder Schulungssituationen permanent wechselnd visualisiert werden. Die Visualisierung ist an unterschiedlichen Orten und hinsichtlich Bildgrößen, Reflexionswinkeln etc. an modernen ergonomischen Erkenntnissen auszurichten. Dasselbe gilt für die Beschallung: Heute wird nahezu jedes visuelle Medium mit Ton unterschiedlichster Ausprägung (digital, analog, Surround usw.) versehen. Hinzu kommt die Anforderung, Sprache mit sehr hoher Verständlichkeit zu übertragen. Die Bauweise moderner Schulungs- und Konferenzzentren, in denen häufig elektroakustisch problematische Materialien wie Glas, Parkett oder Sichtbeton verbaut werden, schafft häufig Probleme, die dann wieder mit hohem technischen Aufwand neutralisiert werden müssen.

Darüberhinaus wünschen heutige Bauherren eine möglichst multifunktionale Verwendung der Bauten. Es werden Trennwände eingebaut, die aus einem Raum zwei oder drei machen, es sollen Zuspielquellen wie Notebooks an unterschiedlichen Orten bild- und tonmäßig an die Medientechnik angebunden werden und medienrelevante Raumfunktionen wie Licht, Verdunkelung, Leinwände, Alarmierungsanlagen etc. sollen selbstverständlich in alle Anwendungen integriert sein. Zu guter Letzt sollen dann diese sehr komplexen Systeme sowohl von hauseigenen als auch von externen Referenten schnell und sicher bedienbar sein.

Dieser extrem umfangreiche Anforderungskatalog setzt zwei entscheidende Trends:

Erstens: Für die Umsetzung derartiger Konzepte müssen sich ehemals reine Liefer- und Installationsfirmen zu Systemhäusern für Medientechnik wandeln, die idealerweise das spezialisierte Know-how der angesprochenen Themenbereiche mit speziellen DV-Programmier- sowie elektrotechnischen Kenntnissen unter einem Dach zusammenführen. Darüberhinaus ist die intensive, teilweise konzeptionelle und jahrelang andauernde Zusammenarbeit mit Marktführern auf der Herstellerseite im Sinne starker Partnerschaften erforderlich. Die Problematik dabei ist, dass die Nachfrage nach derart integrierten, komplexen medientechnischen Systemen schneller wächst als die Zahl der Systemhäuser, die diese Nachfrage professionell befriedigen können. Nicht zufällig prognostizieren diverse Studien für die nächsten Jahre zweistellige jährliche Wachstumsraten in diesem Bereich.

Zweitens: Die Komplexität der Systeme einerseits und die Forderung nach intuitivem, einfachem „Handling“ dieser Technik andererseits erfordert integrative Steuerungsmöglichkeiten, die über ein breites Spektrum erforderlicher Schnittstellen und über ein hohes Maß an Flexibilität verfügen. Die Antwort auf diese Herausforderung existiert bereits. Es handelt sich um frei programmierbare Touchpanel-Steuerungen. Mittlerweile werden gut drei Viertel der neu gebauten Schulungs-, Konferenz- und Tagungszentren, sowie öffentliche Schulen, Hotels, Privathäuser usw. mit dieser Technik ausgestattet. Die Medienvielfalt sowie komplexe Raumfunktionen (auch über Anbindung fremder Bus-Systeme) werden hier auf einem Bedienmedium zusammengeführt. Es können Einzelfunktionen ebenso wie Makros per Knopfdruck abgerufen werden. Dabei ist die Bedienung auch für Laien denkbar einfach. Darüber hinaus verfügen die Touchpanels über vielfältige Zusatzfunktionen wie Lautsprecher oder Vorschau diverser Quellen und können durch gestaltbare Oberflächen auch noch an das Erscheinungsbild des Anwenders angepasst werden. Anwendungen wie Raumüberwachung und Fernwartung per LAN/WAN verstehen sich fast schon von selbst.

Ein aktuelles Beispiel für die praktische Umsetzung bietet der große Vortragssaal der vor kurzem fertiggestellten IHK Akademie Mittelfranken in Nürnberg. Über diverse Trennwände kann der Raum geöffnet und geschlossen werden. Bei kleinen bis mittleren Auditorien ist der Saal geschlossen, im hinteren Bereich stehen zwei vollwertige, im Hinblick auf Medieneinsatz und Raumfunktionen autarke Seminarräume zur Verfügung. Bei Großveranstaltungen entsteht ein großer Saal, die Großprojektion vorne und die Beamer im hinteren Teil werden in die Großveranstaltung eingebunden, Raum- und Medienfunktionen sowie die gesamte Akustik werden an die Raumsituation automatisch angepasst. Die komplette Steuerung kann wahlweise über ein Touchpanel am Referentenplatz, am Technikschrank oder über ein Funktouchpanel von jedem beliebigem Standort im Raum durchgeführt werden. Durch einen intelligenten Mix aus fest installierten Zuspielern und diverse, im Raum verteilte Anbindungspunkte kann der Saal nahezu jede medientechnische Anforderung erfüllen. Bei Veranstaltungen ohne Medieneinsatz verschwindet die komplette Medientechnik quasi auf Knopfdruck.

Rüdiger Krug
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2004, Seite 12

 
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