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„Entrepreneur des Jahres“ begeistert die Jugend für das Unternehmertum

An seiner Hauptbotschaft ließ Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, der vor kurzem zum „Entrepreneur des Jahres“ im Bereich Informationstechnologie gewählt worden war, bei einem Vortrag vor der Nürnberger IT-Wirtschaft keinen Zweifel: Auch in der Krise sei Kostensenkung allein nicht genug. Der Gründer und heutige Aufsichtsratsvorsitzende des Saarbrückener Beratungs- und Softwareunternehmens IDS Scheer AG unterstrich, dass Kostenreduktion nur gepaart mit Innovation Sinn mache, um neue Märkte zu erschließen. Scheer, der auch Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik (IWi) im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ist, war einer Einladung der Nürnberger oprandi & partner sowie der Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft e.V. (NIK) gefolgt.

In Nürnberg arbeiten aktuell rund 30 Mitarbeiter der insgesamt 1 000 IDS Scheer-Beschäftigten in Deutschland. Neben dem Beratungsgeschäft werden von diesem „Brückenkopf nach Osteuropa“ auch die 500 Mitarbeiter u.a. in Tschechien, Ungarn, Polen und Russland gesteuert. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen im In- und Ausland 2 050 Mitarbeiter. IDS Scheer, auch zu Zeiten des Niedergangs am Neuen Markt als Hoffnungsträger gehandelt, hat vor zwei Jahren ein firmeneigenes Ideenforum eingerichtet. In dieser Zeit seien so viele Ideen entwickelt worden wie nie zuvor. Wenn das Geschäft gut laufe, bestehe weniger Druck, sich zu hinterfragen und neue Lösungen auszutüfteln. „Jetzt eröffnet die Konjunkturflaute unternehmerische Chancen.“

Initiative „Entrepreneur von morgen“
Der „Entrepreneur des Jahres“ will nun dem gründungswilligen Nachwuchs auf die Sprünge helfen. Mit der Aktion „Entrepreneur von morgen“ will er Gymnasiasten und Studenten für eine Unternehmerlaufbahn begeistern und damit einen kulturellen Kontrapunkt setzen. „In Deutschland werden wir von Lehrern erzogen, die teils ein negatives Bild von der Wirtschaft vermitteln.“ In den USA seien Professoren selbst dafür verantwortlich, dass ihre Klasse voll ist und ausreichend Drittmittel eingeworben werden. Außerdem müssten sie sich in der vorlesungsfreien Zeit mit einem eigenen Kursangebot selbst finanzieren. Das schaffe eine Kultur, die sich als Alternative zum deutschen „Beamtenleben“ präsentiere. Eine deutsche Hochschulreform müsse deshalb mehr Leistungsanreize schaffen. Zudem beklagt der Professor das breite Misstrauen gegenüber neuen Technologien, das immer nur die Risiken in den Mittelpunkt rücke. Auf einen Politikwechsel dürfe man allerdings nicht warten. Vielmehr müsse die nachwachsende Generation mehr Druck auf die Politik ausüben, um so Veränderungen auszulösen.

Es gehe nicht nur um den Sprung in die Selbstständigkeit: Die eigentliche Kunst bestehe darin, nach der Gründung erfolgreich zu bleiben. Der Niedergang der Fremdfinanzierer, wie Risikokapitalgeber oder Business Angels, dürfe aber nicht als Ausrede für unternehmerische Abstinenz herhalten. Entscheidend sei für ein junges IT-Unternehmen ein technologischer Innovationsvorsprung, der von der Konkurrenz nicht so schnell kopiert werden könne. Scheer selbst hatte mit 50 000 DM
seine GmbH gegründet und sich nur aus Rückflüssen finanziert. Die Herausforderung bestehe für Neuunternehmer in der Internationalisierung, bei der man als Partner im Windschatten der Branchengrößen das Auslandsgeschäft aufbauen könne.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2004, Seite 48

 
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