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Industrie als Triebfeder der Erholung

Das Geschäftsklima in der mittelfränkischen Wirtschaft hellt sich zu Jahresbeginn 2004 weiter auf und wird von wachsender Zuversicht geprägt. Triebfeder der wirtschaftlichen Erholung ist die Industrie: Dank gestiegener Auslandsaufträge überwiegen hier bereits die positiven Geschäftsurteile. Die inländische Nachfrage dagegen kann sich von ihren Tiefständen des Jahres 2003 nur wenig erholen. Dies sind wichtige Ergebnisse der Ende Januar abgeschlossenen Frühjahrsumfrage der IHK Nürnberg für Mittelfranken zur Konjunktur.

Die konsumnäheren Unternehmen aus Handel und Dienstleistungen sowie die Bauwirtschaft schätzen ihre derzeitige Geschäftslage zwar besser ein als während des gesamten vergangenen Jahres, doch noch immer erweist sich die wirtschaftliche Situation in diesen Branchen als angespannt. Die Geschäftserwartungen sind noch stärker als im vergangenen Herbst durch die Hoffnung auf einen umfassenden Aufschwung in allen Branchen geprägt. Die Zahl der Optimisten ist im Vergleich zum Vorjahr weiter deutlich gestiegen. Gewachsene Zuversicht schlägt sich auch in den Investitionsplänen der mittelfränkischen Wirtschaft nieder, noch nicht jedoch in den Beschäftigungsplänen, die erst bei einer stärkeren und nachhaltigen Erholung nach oben angepasst werden.

Auslandsgeschäft zieht an, Binnennachfrage ohne Impulse
Seit Sommer 2003 mehrten sich in Mittelfranken die Anzeichen für einen langsam zurückkehrenden Optimismus und eine leichte wirtschaftliche Belebung. Während sich der binnenwirtschaftliche Abwärtstrend wenigstens nicht weiter beschleunigte, hellte sich das weltwirtschaftliche Klima auf. Vor diesem Hintergrund setzten sich im Herbst und Winter Stabilisierung und Erholung insbesondere in den außenhandelsabhängigen Wirtschaftssektoren fort. An erster Stelle profitierte die Industrie, in deren Gefolge sich auch das Geschäft der mittelfränkischen Großhändler sowie der unternehmensnahen Dienstleister belebte. Noch lange nicht so weit fortgeschritten wie in der Industrie ist der Erholungsprozess im Einzelhandel, in der Bauwirtschaft und im Güterverkehr. Hier zeigen sich strukturelle Schwächen, von denen diese Branchen in Deutschland unvermindert beeinträchtigt werden. Im Einzelhandel steht dabei die Konsumzurückhaltung der Verbraucher bei stagnierenden oder gar sinkenden verfügbaren Einkommen der Haushalte im Vordergrund, im Bau werden neben der hohen Belastung mit Lohn- und Lohnzusatzkosten vielfach die leeren Kassen der Kommunen als Ursache für sinkende öffentliche Bauausgaben beklagt, und die Verkehrswirtschaft sieht sich bei anhaltend hartem Wettbewerb mit zusätzlichem Druck auf die Erträge auf Grund der belastenden sektorspezifischen Abgaben und Regulierungen konfrontiert. Insgesamt entsteht somit ein Bild der aktuellen konjunkturellen Lage mit Licht und Schatten, das sich jedoch im Verlauf des Jahres 2004 weiter aufhellen kann, wenn die Belebung im industriellen Sektor auch die private Investitions- und Konsumnachfrage im Inland stärkt.

Geschäftsklima erneut verbessert
Von den befragten Unternehmen beurteilen 28 Prozent ihre derzeitige wirtschaftliche Situation als schlecht, 54 Prozent zeigen sich mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, 18 Prozent bezeichnen sie als gut. Der daraus resultierende Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Meldungen von minus zehn Prozentpunkten liegt um acht Punkte besser als im Herbst 2003. In der Frage nach den Aussichten für die nächsten Monate fiel der Anteil der Pessimisten, die mit einer Verschlechterung ihrer Situation rechnen, gegenüber dem vergangenen Herbst um weitere drei Prozentpunkte von 14 auf elf Prozent. Zugleich stieg der Anteil der Optimisten von 20 auf 28 Prozent; unter dem Strich erwartet nun eine deutliche Mehrheit der mittelfränkischen Unternehmen eine weitere wirtschaftliche Erholung. Insgesamt hat sich das Geschäftsklima in Mittelfranken damit weiter aufgehellt.

Ergebnisse nach Branchen
Die mittelfränkische Industrie erweist sich erneut als Triebfeder für die gesamte Wirtschaft im Bezirk. Der Anteil der Betriebe, die ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ bezeichnen, stieg im Vergleich zum Herbst 2003 von 13 auf 25 Prozent; zugleich sank der Anteil der Unzufriedenen von 29 auf 23 Prozent. Bei den Geschäftserwartungen waren die Urteile noch deutlich besser. Am optimistischsten zeigen sich dabei die Hersteller von Vorleistungen, gefolgt von Investitionsgüterproduzenten sowie Herstellern von Ge- und Verbrauchsgütern – sofern sich die Erwartungen in dieser zeitlichen Reihenfolge erfüllen, würde dies dem klassischen Muster eines Aufschwungs entsprechen.

Innerhalb der Bauwirtschaft ergibt sich dagegen ein gespaltenes Bild: Wirtschafts- und vor allem öffentlicher Bau leiden unter Auftragsmangel und Preisdruck bei weiterhin noch nicht vollständig an die sinkende Nachfrage angepassten Kapazitäten. Dagegen kam es im Wohnungsbau zu einer Belebung, zu der jedoch auch vorgezogene Aufträge wegen der Diskussionen um die Kürzung der Eigenheimförderung beigetragen haben.

Ähnlich gespalten zeigt sich das Bild innerhalb des Handels: Großhändler gaben überdurchschnittliche Einschätzungen ihrer Lage und ihrer Geschäftserwartungen, während sich die Situation im Einzelhandel noch immer nicht entschärft hat. Bei anhaltender Kaufzurückhaltung der Verbraucher sind die Umsätze auch zum Jahresende 2003 gesunken.

Innerhalb der Dienstleistungen konnten unternehmensnahe Anbieter bereits von wachsenden Aufträgen aus der Industrie profitieren. Auf ähnliches Umsatzwachstum nach zwei Jahren der Kürzung von Marketingbudgets hofft nun die Medienwirtschaft. Positiv gestimmt sind bei einem derzeit ausgeglichenen Lageurteil die Unternehmen der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft; mit einem breit fundierten Aufschwung wäre in der Tat auch eine Belebung des Immobilienmarktes zu erwarten. Eingetrübt wird die Einschätzung im Dienstleistungssektor durch die Betriebe der Güterverkehrswirtschaft. Obwohl die finanziellen Belastungen durch die Lkw-Maut nun doch noch ausgeblieben sind, sehen die Speditionen ihre Situation auf Grund des heute schon vorhandenen Kostendrucks als angespannt; entsprechend gedämpft äußern sie sich in ihren Geschäftserwartungen.

Investitionen und Beschäftigung
Angesichts der langsamen Erholung der mittelfränkischen Wirtschaft insgesamt von der lange währenden Stagnation ergibt sich auch bei den Investitions- und Beschäftigungsplänen ein uneinheitliches Bild. So planen 19 Prozent der mittelfränkischen Industriebetriebe mit einem Investitionswachstum und 48 Prozent mit konstanten Investitionsbudgets, während 21 Prozent der Befragten noch einmal verringerte Investitionsausgaben und zwölf Prozent gar keine Investitionen vornehmen wollen. Dabei ist jedoch eine Aufwärtsentwicklung gegenüber den Plänen des Vorjahres unverkennbar, zumal auch in den anderen Wirtschaftssektoren verbesserte Salden aus Mehr- und Minderinvestitionen resultieren. Eine Besserung gegenüber dem Jahr 2003 deutet sich auch bei den Beschäftigungsplänen an, wenn auch in allen Branchen noch die Zahl der Unternehmen überwiegt, die mit geringeren Belegschaften planen. Die noch immer von Zurückhaltung gekennzeichneten Pläne zeigen, dass sich der beginnende Aufschwung weiter stabilisieren und auf eine breitere Grundlage stellen muss, ehe mit überwiegend guten Urteilen zur Geschäftslage auch die Investitions- und Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Wirtschaft positive Salden aufweisen können.

Risiken für den Aufschwung
Als Risiko für einen selbsttragenden Aufschwung könnte sich die anhaltende Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar erweisen. Diese hat sich bisher zwar noch nicht negativ auf die Exportmengen ausgewirkt, könnte aber auf Grund der relativen Verteuerung von Produkten aus dem Euro-Raum am Weltmarkt zu einem Rückgang der Nachfrage und zu einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit führen. Immerhin profitiert die Wirtschaft im Euro-Raum derzeit von den dämpfenden Einflüssen des sinkenden Dollar-Kurses auf die Import- und Rohstoffpreise. Dies mindert wiederum den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), in einem beginnenden Aufschwung die Zinsen anheben zu müssen. So erscheint weniger der Preis einer Kreditaufnahme als mögliches Problem, als vielmehr die insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen häufig beklagte restriktivere Politik der Kreditinstitute bei der Kreditvergabe und der Einforderung höherer Sicherheiten. Von politischer Seite droht das Risiko, dass die Ansätze zu Reformen angesichts der zahlreichen anstehenden Wahlen 2004 völlig zum Stillstand kommen könnten.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2004, Seite 30

 
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