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Von der Industriebrache zum lebendigen Zentrum

Verstümmelte Bauten, Betoncontainer oder Schrottplätze. Auch in der Region Mittelfranken nimmt eine Entwicklung ihren Lauf, die bereits seit Ende der 80er Jahre absehbar war. Als Folge des wirtschaftlichen Strukturwandels hin zur Dienstleistungsgesellschaft werden ehemalige Industriestandorte in den Kern- und Randbereichen der Städte aufgegeben und – im besten Falle – einer anderen Nutzung zugeführt. Darüber hinaus werden aktuelle Schrumpfungsprozesse durch den abnehmenden Flächenbedarf auf Grund veränderter Technologien und Produktionsprozesse noch beschleunigt. Leider wird darauf oft nur unzureichend reagiert. Nach- bzw. Folgenutzungen der ehemaligen Wirtschaftsstandorte bleiben aus, der Standort wird zur Brache, bleibt über einen längeren Zeitraum ungenutzt und wird unter ökonomischen Gesichtspunkten funktionslos. Als Folge daraus geraten Zentralität und Urbanität der Innenstädte ins Wanken.

Aufgehalten werden kann dieser Prozess durch die Sicherung innerstädtischer Standorte. Denn die wesentliche Triebkraft der Städte stellt nun einmal die wirtschaftliche Wertschöpfung dar. Hier kommt den Brachen eine große Bedeutung zu, wenn sie als Chance einer nachhaltigen und ganzheitlichen Stadtentwicklung verstanden werden. Allerdings ist mit dem aktuellen Überangebot an Altbestandsflächen für Industrie- und Gewerbenutzung und dem gleichzeitigen Rückgang potenzieller Investoren die Wiedereingliederung brachliegender Standorte in den Wirtschaftskreislauf immer komplizierter geworden. Kommunale Finanzknappheit und Standortkonkurrenz stellen weitere Hemmnisse dar.

Städte, Kommunen und Investoren sollen ermutigt werden, sich den Herausforderungen zu stellen und die städtebauliche Entwicklung an die Bedürfnisse der Zukunft anzupassen. Gefragt ist strategisches Vordenken, das Studium des Verhaltens der Mikro- und Makromärkte und nicht zuletzt das Beobachten von Angebot und Nachfrage. Nur wenn es Projektentwicklern gelingt, dies zielsicher zusammenzubringen, kann die Revitalisierungsmaßnahme erfolgreich realisiert werden. Konkret bedeutet dies, dem zukünftigen Gewerbeareal eine eindeutige Positionierung im Markt zu geben, einen Markencharakter zu schaffen.

Der Erfolg einiger Businessparks in der Region gibt dieser Philosophie Recht. Ob Standort für Medienunternehmen oder Existenzgründer, ob Ärztehaus oder Areale, die sich durch besonderes Ambiente oder eine besonders bevorzugte Lage auszeichnen: die eindeutige Positionierung verspricht Erfolg und bringt „neues Leben in alte Gebäude“.

Gelingt die Revitalisierung, erwachen ehemalige Brachen aus ihrem Dornröschenschlaf und werden zum Zentrum für Bewegung, Innovation und Wirtschaftsaufschwung. Mieter und Nutzer knüpfen Beziehungsnetzwerke, nutzen Synergien oder treffen sich ganz einfach informell auf dem Gelände. Meist gesellen sich in späteren Bauphasen Gastronomie, Einzelhandel oder Einrichtungen für Freizeitgestaltung wie etwa Fitnesscenter und Kleinkunstbühnen dazu. Diese werden nicht nur von Mietern und deren Mitarbeitern, sondern auch von der Allgemeinheit genutzt und sorgen für Frequenz auf den Arealen. Ergebnis sind lebendige Standorte mit Arbeits- und Lebensqualität, perspektivenreiche Unternehmen und nicht zuletzt gesicherte Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen.

Sabine Schmitt, schmitt@sic-immoconsult.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2004, Seite 26

 
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