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Unter den Top Ten der deutschen Sparkassen

Neue Wege geht die Sparkasse Nürnberg: Künftig können Kunden auch am Bankschalter ihr Wunschauto mit individuellen Extras versehen und bestellen. Über den bundesweiten Servicedienstleister, die LGS Leasinggesellschaft der Sparkassen, wird das Auto bei einem der deutschen Kfz-Hersteller geordert und über einen örtlichen Vertragspartner ausgeliefert. „Was das Versandhaus Quelle kann, können wir auch“, begründete Vorstandsvorsitzender Prof. Hubert Weiler den Vorstoß in neues Terrain, um den Vormarsch der herstellergebundenen Autobanken zu bremsen. Weiler rechnet dabei im Schnitt mit Rabatten für den Kunden von rund zehn Prozent.

Aber auch ohne das Kfz-Leasing konnte die Sparkasse gute Zahlen vorlegen: Mittlerweile gehört das Institut laut Weiler mit einer Bilanzsumme von 8,25 Mrd. Euro (plus 2,9 Prozent) zu den Top Ten unter den deutschen Sparkassen, bei der Eigenkapitalrendite bzw. der Kosten-Ertrags-Quote belegt es sogar Platz 3 bzw. Platz 4. Das Ergebnis vor Steuern sprang um über 80 Prozent auf fast 58 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss ging allerdings um ein Zehntel auf 19 Mio. zurück, weil sich die Steuerlast auf Grund des Kompromisses im Vermittlungsausschuss zum Jahresende nahezu verdreifacht hatte.

Wachsende Kundeneinlagen, eine positive Trendwende im Wertpapiergeschäft und das bisher erfolgreichste Bausparjahr bestärkten die Auswärtsentwicklung. Gleichzeitig wurden die Kosten weiter gedrückt. Die Zahl der Mitarbeiter wurde – wie zur Fusion von Stadtsparkasse mit der Kreissparkasse im Jahr 2001 vereinbart – um weitere 52 auf nunmehr 2 315 Mitarbeiter gesenkt. Damit wurden etwa 15 Prozent der Stellen seit dem Zusammenschluss ohne betriebsbedingte Kündigungen allein durch Fluktuation abgebaut. Im Vergleich dazu hätten die Großbanken in Deutschland ein Vielfaches an Arbeitsplätzen gestrichen, so Weiler. Außerdem wurde eine „Geschäftsstellenoptimierung“ vorgenommen und deren Zahl in Nürnberg und im Nürnberger Land um zwölf auf 106 reduziert. Die Sparkasse biete aber auch weiterhin das dichteste Geschäftsstellennetz zur Kundenversorgung in der Region, weitere Schließungen seien nicht geplant. Letztlich entscheide hier aber der Kunde, ob er trotz steigender Online-Nutzerquote auch noch die Dienste im direkten Vor-Ort-Kontakt nachfrage.

Dritter Sparkomplex ist das so genannte Back Office, in dem der komplette Zahlungsverkehr z.B. mit Belegverarbeitung und Datenträgeraustausch bearbeitet wird. Diese werden seit 2001 an das Tochterunternehmen transactio ausgelagert. Diese Dienstleistungen stellt die Sparkasse Nürnberg deutschlandweit allen Kreditinstituten zur Verfügung. Im vergangenen Jahr kamen u.a. Bargeldmanagement und Kundenreklamation dazu. Dies hat den Vorteil der Spezialisierung, außerdem werden so auch Personalkosten eingespart. Während Sparkassenmitarbeiter zu unveränderten Konditionen an transactio verliehen werden, erhalten neue Mitarbeiter eine geringere Vergütung. In Summe beziffert das Nürnberger Institut die mögliche Kosteneinsparung mit bis zu 60 Prozent. Eine überregionale Kooperation mit der Sparkasse Mainfranken Würzburg ging Mitte Februar an den Start.

Trotz anhaltenden Spardrucks will das Institut gesellschaftliche Verantwortung demonstrieren und an seiner hohen Ausbildungsquote von elf Prozent festhalten. Im laufenden Jahr sollen über 60 neue Lehrstellen angeboten werden, auch wenn nicht alle Azubis nach einem erfolgreichen Abschluss übernommen werden können.

Für das Gesamtjahr 2004 hat sich Weiler eine weitere Verbesserung der Ertragslage vorgenommen. Außerdem soll sowohl das Kredit- als auch das Einlagengeschäft gestärkt werden. Mit leichter Sorge verfolgt der Sparkassen-Chef die Diskussion um das Aufbrechen des deutschen Drei-Säulen-Modells (Sparkassen, Genossenschaftsbanken, Privatbanken). Auslöser war die Schieflage der Sparkasse Stralsund, bei der auch zahlreiche Privatbanken aus dem In- und Ausland ihre Kaufabsichten bekundet haben. Im Saarland werde derzeit auf Landesebene überlegt, ob die dortigen Kommunen bis zu 49 Prozent ihrer jeweiligen Sparkassenanteile verkaufen dürfen. Dagegen sei man sich im süddeutschen Raum parteiübergreifend einig, dass die Säule Sparkasse nicht angetastet werden dürfe. Die Gefahr, dass Kommunen so ihre klammen Kassen auffüllen könnten, hält Weiler für weitgehend gebannt. Eine verantwortungsvolle Politik werde wegen eines kurzfristigen Einmaleffekts auf das langfristige Engagement der Sparkasse als Wirtschaftsfaktor sowie als Förderer von Kultur, Breitensport und Wissenschaft nicht verzichten.

tt./kh.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2004, Seite 54

 
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