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Kunden kommen mit konkreten Investitionsplänen

Mit 180 000 Besuchern, davon 50 000 aus dem Ausland, bleibt die Hannover Messe weiterhin die weltweit wichtigste Industriemesse. 5 000 Aussteller informierten an sechs Messetagen über ihre Leistungskraft und boten laut Messeleitung eine „gesamtheitliche Darstellung der industriellen Wertschöpfung“. Das geänderte Ausstellungskonzept gliederte erstmals die Industrieschau in mehrere Teilmessen, darunter auch die frühere Düsseldorfer Interkama, als Weltleitmesse der Prozess- und Fertigungsautomation. Außerdem wurden Schwerpunkte in der Energiewirtschaft oder für hochpräzise Robotertechnik, wie sie in Produktionsstraßen des Automobilbaus angewandt wird, gebildet.

Beim traditionellen Mittelfrankentag betonte IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt, dass die Region ihre „beachtlichen Qualitäten mit gebotenem Selbstbewusstsein einem internationalen Publikum vor Augen führen kann“. Mit den Gemeinschaftsständen wolle man Brücken für Unternehmen auf dem Weg in neue Märkte bauen. Dr. Udo Raab, zuständig für die Industriepolitik der IHK und Ansprechpartner am Gemeinschaftsstand Verkehr und Logistik, zog nach den sechs Messetagen eine zufriedenstellende Bilanz. Mit Blick auf die heimischen Unternehmen lässt Raab am Sinn einer Messebeteiligung – etwa auf einem Gemeinschaftsstand – keinen Zweifel aufkommen. Wer ausländische Märkte angehen wolle, müsse sich hier engagieren.

Aus Mittelfranken präsentierten rund 100 Unternehmen und Institutionen ihre Leistungskraft. Dieser regionale Rückgang um 20 Firmen entspricht dem Minus der gesamten Ausstellerzahl von 20 Prozent, der maßgeblich aus der Ausgliederung des Messesegments Automatica resultierte. Gleichwohl organisierte die IHK federführend den Gemeinschaftsstand Mittelfranken erstmals für zwei Bereiche in zwei unterschiedlichen Hallen. Unter der Überschrift „Kompetenz in Verkehr und Logistik“ wurden sechs gewerbliche Aussteller und die Kompetenzinitiative CNA Neuer Adler e.V. (www.c-na.de) in der Zulieferhalle Fahrzeugbau gebündelt. In der Halle Energietechnik und -wirtschaft stellten sich neun Aussteller, darunter auch die Kompetenzinitiative EnergieRegion Nürnberg e.V. unter dem Motto „Kompetenz in Energie und Umwelt“ dem internationalen Fachpublikum.

Am Gemeinschaftsstand Verkehr und Logistik zog das Siemens-Spin-off Sykatec – Systeme, Komponenten, Anwendungen (www.sykatec.de) eine positive Bilanz; das Unternehmen stellt Blechteile und Schaltcontainer her und ist zudem als Aluminiumbearbeiter und Kabelkonfektionär aktiv. Das vor drei Jahren in Erlangen gegründete Unternehmen war zum zweiten Mal auf der Weltmesse, um sich als Systempartner und -lieferant vorzustellen.

Wahre Begeisterung war am Nachbarstand von der Fürther Rohmer+Stimpfig Maschinen und Gerätebau (www.rohmer-stimpfig.de) zu vernehmen. Das Unternehmen, das sich einer christlich geprägten Wertekultur verschrieben hat, lockte mit einem Roboter, der in Echtzeit Messergebnisse erfasste und verarbeitete. Der Systempartner hat sich auf den Fertigungsprozess vom Rohling bis zum qualitätsgeprüften Endprodukt spezialisiert und konnte so „sehr viele Besucher registrieren“, freute sich Qualitätsmanager Werner Buchner. So werden etwa Fertigungsteile für den Motorsport weiterentwickelt und Komponenten hergestellt. Schon der Öffentlichkeitswirkung wegen habe sich die Messepräsenz gelohnt, um die sieben neu definierten Geschäftsfelder vorzustellen. Tatsächlich kam es noch besser: „Wir haben eine hohe Kontaktrate mit Interessenten – nicht Schaulustigen – die ein konkretes Angebot wollen. Dem nicht präsentierten Bereich Glasbearbeitung galt etwa jede zweite Anfrage.“ Selbst am traditionell fachbesucherschwachen Messefreitag habe der Ansturm kaum abgenommen.

Auch Diehl Metall aus Röthenbach/P. (www.diehl.de) informierte über Halbzeug und Schmiedeteile für die wichtigsten Märkte der Welt. Die Tochter des Nürnberger Diehl-Konzerns zählt zu den international führenden Zulieferern für die Automobil-, Heizungs- und Sanitärindustrie sowie die Connector- und Elektronikindustrie. Halbzeuge und Schmiedeteilen aus Kupfer und Kupferlegierungen von Diehl Metall finden sich in vielen Bereichen des täglichenLebens. Weitere Aussteller auf dem Gemeinschaftsstand Verkehr und Logistik waren CADiLAC Laser GmbH, Hilpoltstein (www.cadilac-laser.de), Krafft & Karl KG, Schwabach (krafftundkarl@t-online.de) sowie Gebr. Wagner GmbH Stanz- und Ziehteile, Allersberg (www.gebrwagner.de).

Das wachsende Engagement der Unternehmen bereits vor der EU-Osterweiterung sei keinesfalls „unpatriotisch“, wie Dr. Bernd Rödl von Rödl & Partner (www.roedl.de) auf dem traditionellen Nord-LB Messe-Forum vor 400 großen Mittelständlern aus der Industrie ausführte. Denn Investitionen in den Beitrittländern stärkten auch die Zentrale in Deutschland. Gerade für den Großraum bestünden etwa in Polen glänzende Perspektiven. Es fehlten beispielsweise 1 000 Kläranlagen und das Nachbarland verfüge gerade über 300 Kilometer Autobahn. Hier könne sich Deutschland aber auch die Region in den Kompetenzfeldern Infrastruktur, Verkehr und Energie neue Märkte erschließen.

Am Energie-Gemeinschaftsstand zeigten das etz – Energie-Technologisches Zentrum Nürnberg (www.etz-nuernberg.de), der Erlanger Softwareanbieter für die Versorgungswirtschaft empuron (www.empuron.de) oder die Wendelsteiner Renairgy (www.renairgy.de) Ausschnitte aus den regionalen Stärken. Letztere machte u.a. mit einer Kleinwindkraftanlage deutlich sichtbar auf sich aufmerksam. Für die Nürnberger Leistritz Turbomaschinen Technik und Leistritz Pumpen (www.leistritz.de) war es in erster Linie wichtig, „Flagge zu zeigen“. Als Newcomer auf dem Gemeinschaftstand habe man dort von den Vorteilen profitieren können. Allerdings sei es am Stand durchaus „ein bisschen ruhig gewesen“, die Besucher seien ganz gezielt an den Stand gekommen. Darüber hinaus seien viele Zulieferer zu Leistritz gekommen, um etwa im Bereich der Kugellager oder im Beschichtungsservice neue Geschäftskontakte anzubahnen. Die Baer Industrie-Elektronik GmbH, Fürth (www.baer-gmbh.com), war mit Zähltechnik, Relais, Modems und Schranksystemen auf dem Gemeinschaftsstand präsent, die IngSoft GmbH, Nürnberg (www.ingsoft.de), stellte Software für das Controlling des Energieverbrauchs vor.

Unter dem Dach der Nürnberger Technologietransferstelle Bayern Innovativ (www.bayern-innovativ.de) reisten fünf mittelständische Unternehmen und drei Forschungseinrichtungen aus Bayern nach Hannover. Sie präsentierten auf dem Baikem-Gemeinschaftsstand (Bayerische Innovations- und Kooperationsinitiative Elektronik/Mikrotechnologie) innovative Produkte, Entwicklungen und Dienstleistungen mit dem Schwerpunkt Mikrosystemfertigung. Dem stetig wachsenden Netzwerk BAIKEM gehören mittlerweile rund 900 Unternehmen und 80 wissenschaftliche Institute aus 18 Ländern, vom Materiallieferanten bis zum Endgerätehersteller, an. Daneben richtete Bayern Innovativ auch einen Gemeinschaftsstand mit 27 Ausstellern in der Forschungshalle sowie einen Gemeinschaftsstand für Automobilzulieferer mit neun Ausstellern aus.

In der Forschungshalle engagierte sich zum Beispiel die Nürnberger iSyst Intelligente Systeme (www.isyst.de). Die Ausgliederung aus dem Institut der Nürnberger Fachhochschule „Elsys“ beschäftigt sich mit der intelligenten Reparatur von elektronischen Systemen bei ausgefallenen und nicht mehr lieferbaren elektronischen Bauteilen. Besonders im Bereich der Halbleiter ergeben sich aus der immer kürzer werdenden Verfügbarkeit der Bauteile Probleme. Außerdem stellte iSyst-Gründer und FH-Professor Dr. Hans Rauch einen Kompaktsimulator vor. Frisch aus der Denkfabrik des Fraunhofer Instituts für Integrierte Schaltungen (IIS) (www.iis.fhg.de) wurde unter anderem ein neuer Kraftaufnehmer vorgestellt.

„Hochzufrieden über eine große Menge an Anfragen“ war die Nürnberger N-ergie (www.n-ergie.de) mit ihren ersten Ausstellerauftritt in Hannover. Präsentiert wurden die verschiedensten Versorgungsmöglichkeiten für industrielle Abnehmer. Über die N-Ergie-Tochter Syneco wird beispielsweise europaweit Strom eingekauft und in individuell geschnürte Pakete eingebunden. Mit dieser Strategie, so Vorstand Werner Juling, habe man bereits die verlorenen Marktanteile bei Geschäftskunden „ausgleichen und überkompensieren“ können.

Bei der Nürnberger Baumüller Gruppe (www.baumueller.de) lag der Besucherandrang im erwarteten Maß. Jeder zweite Besucher komme mittlerweile aus dem Ausland, überwiegend aus Asien oder den USA. Bei diesen Gruppen seien die Signale auch „zukunftsweisender“. Baumüller zeigte auf der Messe die neuen kompakten ControllerPLC, konzipiert für Automatisierungs- und Motion Control-Aufgaben. Diese erfüllen die Anforderungen der Maschinenhersteller nach Skalierbarkeit, Modularisierung und Systemdurchgängigkeit.

Der Erlanger IT-Dienstleister ipcas (www.ipcas.de) stellte mit der neuen Softwaregeneration Famous seine neue Erfassungszentrale für alle in der Fertigungsindustrie anfallenden Prozess- und Maschinendaten vor. Sie informiert über den aktuellen Zustand der Anlage bzw. ablaufenden Prozesse. Durch die integrierte Analysefunktionalität wird das Lokalisieren von Produktionsverlustzeiten wesentlich vereinfacht und beschleunigt.

Siemens Automation and Drives (A&D) aus Nürnberg (www.siemens.de) zeigte als Schwerpunkt sein umfassendes Automatisierung-Angebot. Beherrschendes Thema war die zusammenwachsende Welt der Prozess- und Fertigungsindustrie zur Hybridindustrie. Gut 40 Prozent der Stand-Besucher äußerten konkrete Investitionsabsichten.

Thomas Tjiang
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2004, Seite 34

 
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