Telefon: +49 911 1335-1335

Für eine neue Innovationskultur

Mit unserer Innovationskraft entscheidet sich das wirtschaftliche Schicksal unseres Landes. Sie ist die wichtigste Stellschraube für unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit für Aufträge, Arbeitsplätze und Wohlstand. Es gibt also schlagende Gründe dafür, dass Bundesregierung und IHK-Organisation das Jahr 2004 gleichermaßen unter das Schwerpunktthema Innovation gestellt haben.

Die EU hat das Ziel ausgegeben, dass Europa bis 2010 die innovativste Weltregion sein soll. Bis dahin sollen mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden. Davon sind wir noch weit entfernt. Deutschland liegt derzeit bei nur 2,4 Prozent. Wo die Marke von drei Prozent aber erreicht wird, schlägt sich dies in stärkerer Wirtschaftsdynamik und in relativ geringen Arbeitslosenzahlen nieder. Beispiele sind die skandinavischen Ländern und auch der Freistaat Bayern.

Ziel der Forschungspolitik muss es sein, ein weiteres Zurückfallen Deutschlands in den absoluten Spitzentechnologien wie Luft- und Raumfahrt, Biotechnologie und Nanotechnologie zu verhindern. Ob dies mit den von der Bundesregierung geplanten Elite-Universitäten erreicht wird, ist zweifelhaft. Es gilt statt dessen, die schon vorhandenen „Elite-Zentren“ an den Hochschulen (also Fachbereiche mit exzellenten Leistungen) zu fördern. Sie müssen sich noch stärker vernetzen mit anderen Fachbereichen sowie mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und mit den Unternehmen. Unsere IHK hat diesen Standpunkt vor kurzem mit einem Positionspapier verdeutlicht. In der Region Nürnberg haben wir sehr gute Erfahrungen mit solchen Schwerpunktbildungen gemacht (z.B. in Medizintechnik, Automatisierung oder Neuen Materialien).

Die Wirtschaft kann Innovation nicht alleine voranbringen. Technologischer Fortschritt kann nur in einem innovationsfreundlichen Umfeld gelingen, das wir in unserem Land nur bedingt vorfinden. Und damit meine ich nicht nur die weit verbreitete Skepsis gegenüber Neuerungen, das Herausstreichen der Risiken und das Geringreden der Chancen. Ist vor allem unser Bildungssystem für den weltweiten Innovationswettbewerb gerüstet? Oder wie sieht es mit unserem Steuerrecht aus, das den Unternehmen nur wenig Luft lässt für Forschung und Investitionen? Die derzeit diskutierte Anhebung der Mindeststeuer würde den Spielraum dafür weiter einschränken. Und nicht zuletzt: Wie wird sich unsere demografische Entwicklung auf unsere Innovationskraft auswirken? Wird unsere alternde Gesellschaft noch stärker am Gewohnten festhalten, statt sich optimistisch an Neuerungen zu wagen?

Die Stärkung unserer Innovationskraft duldet keinen Aufschub. Die IHK-Organisation will in diesem Jahr unter dem Motto „Innovation Unternehmen!“ die Diskussion darüber voranbringen. Unsere IHK beteiligt sich deshalb mit einer Vielzahl von Projekten am Jahr der Innovation. Machen Sie mit!
Autor/in: 
Präsident Hans-Peter Schmidt
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2004, Seite 3

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick