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Regionale Netzwerke bringen Unternehmen auf den neuesten Stand

Qualität zu managen heißt bekanntlich weit mehr, als die Qualität der Produkte und Dienstleistungen sicherzustellen. Gerade in den letzten Jahren wurde Unternehmen und Organisationen aller Branchen deutlich, dass Qualität nicht nur die Geschäftsprozesse, sondern das ganze Unternehmen betrifft. Umfassendes Qualitätsmanagement (Total Quality Management = TQM) bedeutet also auch Qualität des Managements, der personellen und der strategischen Führung. Diese Erweiterung der Sichtweise spiegelt sich in der Entwicklung der Modelle und Normensysteme zum Qualitätsmanagement wider. Insbesondere die im Industriebereich schon lange angewandte und mittlerweile in allen Branchen bis zum Gesundheits- und Sozialbereich und zur öffentlichen Verwaltung bekannte Normenreihe DIN EN ISO 9000ff. fasst in ihrer Weiterentwicklung die Prozess- und Kundenorientierung sowie das Führungssystem des Unternehmens ins Auge. Neben „der ISO“ haben sich in den letzten Jahren verschiedenste Normen und Management-Systeme etabliert.

Die wichtigsten QM-Systeme
DIN EN ISO 9000ff.: Dieses Regelwerk umfasst vier Normen und hat sich in den letzten Jahren als universell einsetzbares Modell für Qualitätsmanagement durchgesetzt. Die bekannteste Norm - DIN EN ISO 9001 (kurz: ISO 9001) - gliedert sich inhaltlich in die Bereiche Verantwortung der Leitung, Management der Mittel, Produktrealisierung und Messung-Analyse-Verbesserung. Nach dieser Norm können sich Unternehmen durch einen Dritten zertifizieren lassen.

Weitere Normen sind: ISO 9000 (Grundlagen und Begriffe), ISO 9004 (Leitfaden zur Anwendung der ISO 9001) sowie ISO 19011 (Leitfaden zur Auditierung von Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen). Weitere Information unter (www.iso.org).

QS 9000: Die Normenreihe QS 9000 ist eine spezielle Anpassung des DIN EN ISO 9001-Systems an die Forderungen der Automobilindustrie. Die QS 9000 ist umfassender und strenger als DIN EN ISO 9001, Überwachungen erfolgen halbjährlich und an jedem Standort (www.aiag.org).

VDA 6.1: Dieses Regelwerk dient zur Anerkennung der QM-Systeme von Automobil-Zulieferbetrieben und wurde herausgegeben vom Verband der Automobilindustrie e.V. VDA (www.vda-qmc.de).

ISO / TS 16949: Diese Norm wurde von der internationalen Arbeitsgruppe IATF (International Automotive Task Force) bestehend aus Vertretern der Automobilindustrie, veröffentlicht. Die TS (Technical Specification) beinhaltet branchenspezifische Ergänzungen zur ISO 9001 und soll die weltweit existierenden Forderungen der Automobilindustrie vereinen. Zusammen mit den kundenspezifischen Anforderungen deckt die ISO / TS 16949 inhaltlich die Anforderungen der QS 9000 und VDA 6.1 ab und kann parallel hierzu angewendet werden (www.aiag.org).

EFQM-Modell: Die European Foundation for Quality Management (EFQM), eine gemeinnützige Organisation auf Basis von über 800 Mitgliedsunternehmen, entwickelte 1991 das EFQM-Modell für Excellence. Das Modell dient Organisationen (u. a. Unternehmen) zur Selbstbewertung sowie zum Aufbau eines systematischen und umfassenden Qualitätsmanagements einschließlich eines ständigen Verbesserungsprozesses. Die EFQM hat drei Stufen der Anerkennung auf dem Weg zur „Excellence“ (Spitzenleistung) eingerichtet, die nach Begutachtung durch externe Assessoren vergeben werden: „Committed to Excellence“ (Verpflichtung zu Excellence), „Recognized for Excellence“ (Anerkennung von Excellence) sowie der „European Quality Award“ (EQA) – der europäische Qualitätspreis – als Auszeichnung für Organisationen mit höchstem Qualitätsniveau im internationalen Vergleich (www.efqm.org; www.deutsche-efqm.de).

Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von branchenspezifischen Normen wie z. B. EN 45000ff. (Prüflabore), KTQ (Gesundheitssektor) oder CAF-Modell (Branchenversion des EFQM-Modells für öffentliche Verwaltungen). Hinzu kommen zahlreiche Normen und Regelwerke für die themenverwandten Bereiche Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

Netzwerke in der Region
Spätestens hier geht nicht nur dem normalen Mittelständler die Übersicht verloren. Welches QM-System ist für unser Unternehmen das richtige? Wie entwickeln wir unser System bestmöglich weiter? Welche der Managementmethoden und -praktiken könnten für unseren Betrieb hilfreich sein?

In der Region Nürnberg gibt es eine Vielfalt von Möglichkeiten zur Orientierung und zum Erfahrungsaustausch. Beispielhaft seien einige dauerhafte Netzwerke genannt:

TQM-Arbeitskreis
Der TQM-Arbeitskreis diskutiert aktuelle Themen rund um das EFQM-Modell für Excellence wie Kundenorientierung, Prozessorientierung, Mitarbeiterorientierung und Ergebnisorientierung an Hand von Beispielen aus der Region. In Arbeitsgruppen werden derzeit die Themen „EFQM-Assessoren“, „Balanced Scorecard“ sowie „Non-Profit Dienstleister“ vertieft.

Der TQM-Arbeitskreis ist Teil des „Netzwerkes Unternehmensentwicklung und Mitarbeiterqualifizierung Region Nürnberg“. Das Netzwerk wird von der ffw gGmbH organisiert, in der Startphase aus Mitteln des bayerischen Arbeitsmarktfonds gefördert und außerdem unterstützt von der Stadt Nürnberg, der IHK Nürnberg für Mittelfranken, dem Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie, der IG Metall und dem DGB (www.netzwerk-unternehmensentwicklung.de).

IHK-AnwenderClub
Im IHK-AnwenderClub Qualitätsmanagement wird die gesamte Bandbreite des Qualitätsmanagements präsentiert und diskutiert. Moderator ist Prof. Dr. Dieter Heinisch von der Fachhochschule Nürnberg. Fachlich wird der Anwenderclub unterstützt von Waldemar Klaka (Leiter DGQ-Regionalkreis) sowie von Dr. Hans Jochen Lipp.

Zur Umsetzung der ISO 9001 sowie der ersten Stufe des EFQM-Modells haben sich aus dem AnwenderClub heraus die Unternehmenszirkel „ISO 9001 für Dienstleistungsunternehmen“ sowie „Ergebnisorientiertes Management nach dem EFQM-Modell“ entwickelt (www.ihk-nuernberg.de).

DGQ-Regionalkreis Nürnberg
Der Regionalkreis Nürnberg der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) organisiert Vorträge, Podiumsdiskussionen sowie Unternehmensbesichtigungen und koordiniert drei fortlaufende Arbeitskreise zu den Themen „Wissensmanagement“, „Qualitätsmanagement-Beauftragte“ und „Auditoren“ (www.dgq-n.de).

Neben den beschriebenen Netzwerken gibt es eine Reihe weiterer Organisationen, die neben Information und Beratung auch Veranstaltungen zum Themenbereich Qualitätsmanagement anbieten.

Dr. Ronald Künneth, kuenneth@nuernberg.ihk.de
Dr. Hans Winterstein, winterstein@ffw-nuernberg.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2004, Seite 18

 
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