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Besonnenheit statt Rambo-Manieren

Mit dem Start des neuen Schuljahres wird bereits der dritte Jahrgang diesen neuen Ausbildungsberuf beginnen, dessen Verordnung am 1. August 2002 in Kraft getreten war. Der Vorlauf für dieses neue Berufsbild war denkbar kurz, die Berufsschulen mussten improvisieren und dennoch sind schon im ersten Ausbildungsjahr bundesweit 203 Auszubildende in elf Bundesländern gestartet. Bereits im zweiten Jahr entschieden sich 570 junge Damen und Herren für diesen Ausbildungsberuf, in diesem Jahr wird mit über 1 000 Ausbildungsverträgen gerechnet. Die ersten Zwischenprüfungen haben bereits stattgefunden und das Ergebnis muss sich hinter anderen Berufsbildern nicht verstecken: Es liegt im Durchschnitt aller anderen kaufmännischen Prüflinge.

Voraussetzung für den Beruf ist ein guter Hauptschulabschluss und ein Mindestalter von 16 Jahren. Über die Hälfte der bisherigen Azubis bringt aber höhere Schulabschlüsse mit, die jungen Frauen sind mit 20 Prozent vertreten. Sportliche Fitness und ein guter Leumund sind selbstverständlich und gelten als Grundbedingung. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und findet im dualen Ausbildungssystem statt. Die schulische Ausbildung findet an der Berufsschule statt und gliedert sich in elf Lernfelder. Eine Verkürzung auf zwei Jahre ist möglich, aber dies ist eher die Ausnahme.

In Bayern ist für die schulische Ausbildung die Berufsschule in Neuburg an der Donau zuständig, die im ersten Jahr mit einer Klasse gestartet ist und jetzt schon auf drei Klassen erweitert hat. Der Unterricht findet in Blockseminaren statt, die Auszubildenden wohnen dabei in Unterkünften des Landkreises, da nicht für alle die tägliche Fahrzeit zu bewältigen ist.

Die neuen Fachkräfte gewährleisten die Sicherheit von Personen, schützen Objekte, Werte und Anlagen, insbesondere durch präventive Maßnahmen und soweit erforderlich durch Gefahrenabwehr. Einsatzgebiete sind der Werkschutz von Unternehmen sowie Dienstleister in der Sicherheitsbranche. Etliche Industriebetriebe haben ihre Sicherheitsbereiche ausgelagert und die Aufgaben an private Unternehmen vergeben. Hier findet sich auch das Gros der neuen Fachkräfte.

Umfangreich sind die Inhalte der praktischen Ausbildung: Fremde von eigenen Mitarbeitern und Kollegen unterscheiden und dabei natürlich den richtigen Ton treffen. Welche rechtlichen Grundlagen gibt es, um Betriebsfremde abzuweisen? Auch Technologien der Zutrittskontrolle, Brandschutz und Katastrophenschutz gehören zum Repertoire, aber auch Psychologie (z.B. das in verschiedenen Situationen angemessene Verhalten). Dies ist ein Hauptanliegen dieses neuen Berufes, der zwar den kaufmännisch Ausbildungsberufen zugeordnet ist, aber eine hohe Affinität zur Dienstleistung voraussetzt. Wegen des Umgangs mit Sicherheitseinrichtungen, Alarmanlagen, Zutrittskontrollen und Alarmverfolgung ist auch ein gewisses technisches Grundwissen erforderlich, aber ebenso Zuverlässigkeit und Umsicht. Ein junger Heißsporn mit Rambo-Methoden wird von den Unternehmen nicht gebraucht und den schwarzen Gürtel muss auch niemand mitbringen. Erwartet wird vielmehr ein besonnener und verantwortungsvoller Mitarbeiter, der sich in ein bestehendes System einordnen kann. Der spätere Einsatz – wenn das 18. Lebensjahr vollendet ist - wird auch im Schichtdienst erfolgen und am Wochenende, also auch dann, wenn andere Freizeit haben.

Früher hat sich der Nachwuchs der Sicherheitsbranche aus ehemaligen Angehörigen der Polizei und der Sicherheitsbehörden zusammengesetzt. Diese Abwanderung findet heute nur noch selten statt. Die Arbeitsplatzsicherheit im öffentlichen Dienst lässt diese Quelle versiegen. Deshalb bildet die Branche selbst aus und qualifiziert ihre Führungskräfte aus dem eigenen Nachwuchs.

Der Aufstieg kann aber auch erfolgen über den Meister für Schutz und Sicherheit und den Technischen Betriebswirt. Das hat dann endgültig nichts mehr zu tun mit dem alten Nachtwächter aus dem letzten Jahrhundert. Als Ausbilder im Großraum Nürnberg können alle größeren Betriebe angesehen werden, die einen eigenen Werkschutz unterhalten oder die privaten Dienstleister im Sicherheitsgewerbe.

Dr. Susanna Wirth, BVSW
(Bayerischer Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e.V.)
Tel. 0911/23 55 8-88, susanna.wirth@bvsw.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2004, Seite 16

 
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