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Comödie Fürth

Sendungsbewusste Humor-Missionare

Klar, Bayreuth hat sein Festspielhaus und Nürnberg sein Staatstheater. Doch verlässt man die Ruhmestempel fränkischer Hochkultur in Richtung Kleinkunst, führt kein Weg an Fürth vorbei. Dort ist seit über sechs Jahren die Comödie Fürth beheimatet.

„Unsere Gäste kommen aus ganz Deutschland“, sagt Comedy-Star Martin Rassau, der das Haus zusammen mit seinem Bühnenpartner Volker Heißmann und zwei Freunden aus Schulzeiten betreibt. 1999 war die Comödie einer der Preisträger beim IHK-Gründerwettbewerb. Seitdem entwickelte sich das Theater im früheren Fürther Volksbildungsheim „Berolzheimerianum“ schnell zum Publikumsmagneten mit rund 80 000 Besuchern im vergangenen Jahr. „Der Humor ist eben in Fürth zu Hause“, betont Rassau. Und um den humorigen Ruf der Stadt zu verbreiten und den eigenen Ruhm weiter zu mehren, gehen Heißmann und Rassau, vielen besser bekannt als die lustigen Witwen Waltraud und Mariechen, im gesamten deutschsprachigen Raum auf Tournee. Inzwischen füllen sie sogar die Münchner Olympiahalle: 7 000 Besucher, „mehrheitlich wahrscheinlich Oberbayern“, kamen zur Silvestergala vor gut einem Jahr.

„Wir werden nicht unter Kultur geführt, sondern laufen unter dem Schlagwort Unterhaltung und werden darum manchmal übersehen“, ärgert sich Heißmann. Um das zu ändern, engagiert er sich neuerdings im regionalen „Forum Kultur“ der Metropolregion. Er ist davon überzeugt, dass ein Aushängeschild wie Waltraud und Mariechen der Region nur gut tun kann: „Wir tragen Fränkisches nach außen“, lautet das Credo des 36-jährigen sendungsbewussten Humor-Missionars. Bis März stehen deshalb gleich 25 Gastspiele in Österreich, der Schweiz und Deutschland an. Ein Höhepunkt wird wieder das Gastspiel in der „Fastnacht in Franken“ sein, die das Bayerische Fernsehen auch heuer wieder aus dem unterfränkischen Veitshöchheim überträgt.

Doch auch zu Hause, in der Comödie, lassen sie es krachen. An 150 Tagen im Jahr gibt es dort bis zu zwei Vorstellungen im großen Saal oder unter der Woche beim „Lachsalon“ im Comödien-Restaurant. Neben Heißmann und Rassau treten dort Gäste wie etwa Django Asül, Willi Astor, Bodo Bach oder das Hamburger Ohnsorg-Theater auf. Im August wird zusätzlich die Freilichtbühne im Fürther Stadtpark bespielt.

Gastronomie und Theater lautet das Rezept, das den Erfolg der Comödie überhaupt erst ermöglichte. Rund zwei Mio. Euro steckte das Betreiber-Quartett 1998 in den Umbau des Hauses, dafür residiert die Comödie 20 Jahre lang mietfrei. „Ab 2009 sind wir schuldenfrei. Dann schaut die Welt wieder freundlicher aus“, berichtet Rassau von den nicht immer ganz sorglosen Erfahrungen als Unternehmer. Die ersten drei Jahre unterhielten Heißmann und Rassau neben der Comödie noch ihr altes Theater im Nürnberger Stadtpark, seit 2002 konzentrieren sie sich ganz auf Fürth. Die Küche im Fürther Theater ist „fränkisch-international“ und berühmt für ihre fränkischen Tapas-Spezialitäten: Bratwürste, Schäufele, Braten oder auch nur ein Stück Kruste, die nach spanischem Vorbild in kleinen Portionen gereicht werden und nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Gastkünstlern hervorragend ankommen, wie Rassau unterstreicht. Natürlich ist die Comödie auch als Arbeitgeber beliebt. 44 feste und rund 100 freie Mitarbeiter sowie sieben Auszubildende in Verwaltung und Gastronomie sind dort beschäftigt. Seit wenigen Wochen können die motorisierten Besucher ihr Auto zudem im „Comödien-Parkhaus“ unterstellen, das die Stadt in der unmittelbaren Nachbarschaft gebaut hat.

Seit über 15 Jahren blödeln Heißmann und Rassau gemeinsam auf den Bühnen der Republik, geben im Schnitt 350 Vorstellungen im Jahr. Sie haben eine eigene Sendung im Bayerischen Fernsehen, ihren Spielfilm „Sechs auf See“ sahen immerhin über 1,1 Mio. Zuschauer. Für das Funkhaus Nürnberg spielten sie über 2 300 Folgen von Waltraud und Mariechen ein.

Ihr allererstes Programm, die Weihnachtsrevue, stellen sie auch nach 720 Aufführungen noch immer gern auf die Bühne. Daneben warten sie Jahr für Jahr mit neuen Stücken auf. Von April bis Mai etwa stehen die Witwen in „W & M 2006“ (für Waltraud und Mariechen) auf der Bühne. Ab Juni fiebern sie der Fußballweltmeisterschaft entgegen. Während der Spiele verwandeln sie das Theater in eine „WM-Lounge“ mit Großleinwand, sich selbst verordnen sie dann spielfrei. „Zum ersten Mal seit 15 Jahren haben wir vier Wochen am Stück frei“, freuen sich die Comedy-Helden.

Autor/in: 
mei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2006, Seite 53

 
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