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Manager ohne Handicap

Unternehmen aus Mittelfranken nutzen Golf vorrangig für Sponsoring-Aktivitäten.

Ob Linde-Chef Wolfgang Reitzle (Handicap 6), SAP-Boss Dietmar Hopp (Handicap 8) oder Aldi-Eigentümer Karl Albrecht (Handicap 15) – viele deutsche Manager spielen zwar leidenschaftlich gern Golf, aber über ihr Handicap sprechen sie nicht gern.

Viele erfolgreiche Unternehmer verschweigen ihr Können auf dem Golfplatz, weil sie sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, zu viel Zeit außerhalb der Arbeit zu haben. Noch immer herrscht in deutschen Landen das Vorurteil, dass das persönliche Zeitbudget umgekehrt proportional zum Geldbeutel steht. Wer viel arbeitet, verdient viel. Wer viel verdient, muss lange arbeiten. Und umgekehrt: Wer viel Zeit hat, hat kein Geld und keinen beruflichen Erfolg. Gut arbeiten und gut golfen – das schließt sich angeblich aus. Ganz anders in den USA oder anderen Ländern: Dort wird beruflicher Erfolg weniger geneidet und eher honoriert, deshalb akzeptiert man auch das außerberufliche Engagement auf dem Golfplatz.

Dabei werden die gemeinsamen Stunden auf den Golfplatz, wie zahlreiche Veranstaltungen, Turniere und private Runden zeigen, geschäftlich zum offenen Gespräch über gemeinsame Planungen und Vorhaben genutzt. Doch zahlreiche prominente Unternehmen der Region, die bei einer kleinen WiM-Umfrage angesprochen wurden, verneinen eine Nähe zum Golfsport und dessen Bedeutung im Geschäftsleben.

Dabei bietet Mittelfranken landschaftlich hervorragend gelegene und sportlich herausfordernde Plätze. Immerhin wissen einige Firmen der Region Nürnberg diesen Standortvorteil zu schätzen: Ihre Golf-Aktivitäten ergeben sich entweder aus dem Tagesgeschäft - wie bei der adidas AG mit ihrem Geschäftsbereich TaylorMade-adidas Golf, der auch für Mitarbeiter Turniere im örtlichen Golfclub Herzogenaurach veranstaltet - oder im Rahmen ihres Sponsoring. So unterstützt beispielsweise Playmobil, dessen Gründer Horst Brandstätter ein begeisterter Golfer ist, seit mehreren Jahren den BGV-Minicup, eine Golf-Turnierreihe für Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren. Mit den Golfclubs Lichtenau-Weickershof und Zollmühle in Ellingen arbeiten die KarstadtQuelle Versicherungen beim Premium Select Business Cup zusammen, einer bundesweiten Turnierserie von 15 bis 20 Terminen. Zusätzlich ist die Versichrung mit der „Hole-In-One-Garantie“ (bei der für den unwahrscheinlichen Fall des Einlochens mit einem Schlag die Kosten für die jeweiligen Jubelfeiern im Anschluss übernommen werden) Partner einiger bundesweiter Turnier-Serien. Pressesprecher Christoph Naucke: „Ich glaube, dass der Golfsport für eine gewisse Zielgruppe nach wie vor interessant bleibt. Schließlich kann man den sportlichen Nutzen in der Natur mit dem kommunikativen Nutzen bei Turnieren verbinden.“

Vielleicht sollten sich Neider und Kritiker klarmachen, das der Mensch nicht nur für die Karriere im Büro geschaffen ist. Zu beruflicher Höchstleistung gehört auch körperlicher Ausgleich und ein inneres Gleichgewicht. Und möglicherweise ist genau dies das Geheimrezept vieler Erfolgsmenschen. Aber vielleicht reden die mittelfränkischen Erfolgsmanager nur einfach nicht gern über ihre beruflichen Geheimnisse.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2006, Seite 32

 
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