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Schatzkammer der Malerei und Grafik

Das Stadtmuseum Fürth zieht aus dem Schloss Burgfarrnbach aus. Dort soll dann die gesamte Gebhardt’sche Kunstsammlung zu besichtigen sein.

Im Jahr 1864 vermachte der Kaufmann, Magistratsrat und Paulskirchen-Abgeordnete Conrad Gebhardt (1791 - 1864) der Stadt Fürth seine außerordentlich wertvolle Familiensammlung aus über 8 000 Büchern, 1 000 Manuskripten, knapp 6 000 Kupferstichen, Handzeichnungen, Holzschnitten und Lithographien aller europäischer Schulen und 142 Gemälden. Die Sammlung deckt den Zeitraum vom Mittelalter bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ab. Gebhardt verpflichtete die Stadt Fürth, dieses Vermächtnis in angemessenen Räumen aufzubewahren und zur Förderung der Bildung der Einwohnerschaft zu verwenden, und untersagte auf alle Zeit jeglichen Verkauf der gestifteten Objekte.

Die Stadt benannte zwar 1875 eine Straße nach Gebhardt, tat sich aber mit der Würdigung und Bewertung des Vermächtnisses eines der bedeutendsten Kunst- und Büchersammlers des 19. Jahrhunderts schwer. Die Grafiken (u.a. Werke von Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Rembrandt van Rijn und Albrecht Altdorfer), die Gebhardt systematisch gesammelt hatte, verschwanden auf Dachböden verschiedener städtischer Gebäude. Die Gemälde, unter denen sich z.B. das Ölgemälde „David und Abigail“ von Giovanni Battista Tiepolo befindet, schmückten lange die Gänge des Rathauses und städtische Amtsstuben.

Erst 1981, als das Fürther Stadtmuseum im ehemaligen Burgfarrnbacher Schloss der Grafen von Pückler-Limpurg, der größten klassizistischen Schlossanlage Süddeutschlands, eröffnet wurde, konnte die Sammlung wieder zusammengeführt und zum ersten Mal systematisch verzeichnet werden. Dabei mussten auf Grund des mehr als hundertjährigen unsachgemäßen Umgangs mit diesem kunsthistorischen Kleinod ca. 900 Grafikblätter verloren gegeben werden. In die neue stadtgeschichtlich orientierte Dauerausstellung flossen einige der Ölgemälde ein, die Grafiksammlung wurde bis 1983 in Ausschnitten in einer Reihe von Sonderausstellungen präsentiert, verblieb seither jedoch – konträr zum Stifterwillen – unbeachtet und unausgewertet in den Depots.

Zum 1 000-jährigen Jubiläum der Stadt Fürth 2007 beschloss der Stadtrat im vergangenen Jahr den Umzug des Stadtmuseums in die Innenstadt. „Der für das Schloss Burgfarrnbach an sich zu bedauernde Auszug des Stadtmuseums bietet jedoch bislang ungeahnte Möglichkeiten für eine erstmalige öffentliche Dauerpräsentation der Sammlung Gebhardt in ihrer Gesamtheit“, so der in Fürth-Burgfarrnbach lebende Architekt Markus Hilpert, der auch Intendant der Burgfarrnbacher Festspiele ist und mit anderen Initiatoren das Ziel verfolgt, im Schloss eine Pinakothek zu schaffen. Die frei werdenden Museumsräume eignen sich seinen Worten zufolge „hervorragend“ für eine Galerie der schönen Künste und der alten Meister. Oberbürgermeister und Stadtrat hätten diese einmalige Chance erkannt und bereits Beschlüsse gefasst, die aus dem Burgfarrnbacher Schloss ab dem Jahr 2008 eine Schatzkammer der Malerei und Grafik machen werden.

Einen ersten Vorgeschmack bietet eine derzeit in Vorbereitung befindliche Ausstellung über den Stifter Conrad Gebhardt mit Auszügen aus seiner Sammlung, die ein Team aus Historikern, Grafikern und Museumsfachleuten im Rahmen der Burgfarrnbacher Festspiele 2007 zeigen wird.

Externer Kontakt: Markus Hilpert, Tel. 0911/75 11 73, leitung@sommernachtspiele.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2006, Seite 28

 
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