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Carlo Colucci

Mediterraner Style aus Mittelfranken

Seit 25 Jahren gibt es die Modemarke Carlo Colucci aus Herrieden. Der italienische Style der Linie findet im gehobenen Facheinzelhandel großen Anklang, wie Verkaufsleiter Robert Heinz erklärt. Seit einigen Jahren profitiert das Unternehmen auch von der stark gestiegenen Nachfrage nach Outdoor-Kleidung, Lederjacken und anderen Produkten im oberen Preissegment.

Als Partner im Handel bevorzugen die Franken kleinere Boutiquen mit guter Beratung und Service. „Wir haben keine Produkte, die sich von selbst verkaufen. Der Anstoß dazu muss von den Verkäufern kommen“, betonte Heinz. An 15 ausgewählten europäischen Standorten betreibt das Unternehmen eigene Carlo-Colucci-Stores, bis 2007 sollen zehn weitere Geschäfte hinzukommen. Der Image-Effekt spiele bei der Suche nach neuen Niederlassungsorten keine Rolle: „Wir gehen nur dorthin, wo wir die Aussicht haben, gutes Geld zu verdienen.“

Ein Teil der Ware stammt aus eigener Herstellung und zwar aus der ebenfalls in Herrieden bei Ansbach ansässigen Strickwarenfabrik Nägelein, aus der auch Carlo Colucci hervorgegangen war. Seniorchef Theodor Nägelein hatte 1950 eine Seilerei eröffnet, doch schon ein Jahr später wandelte er den Betrieb in eine Strickwarenfabrik um und produzierte fortan Unterwäsche. Wenige Jahre später nahm er Damenoberbekleidung ins Programm auf und baute den Betrieb aus.

In den 70er Jahren trat Nägeleins Sohn Wilhelm ins Unternehmen ein. Der Juniorchef erkannte bald, dass „Nägelein Strickmoden“ dem radikalen Wandel auf dem Modemarkt nicht würde standhalten können. Bei einem Italien-Aufenthalt durchstöberte er Telefonbücher auf der Suche nach gefälligen, wohlklingenden Namen und stellte eine Hitliste auf. Die strich er nach und nach zusammen, bis Colucci übrig geblieben war: Die neue Marke war geboren.

Strickpullover mit dick auftragenden Mustern waren Anfang der 80er der Beginn der ersten Herrenkollektion. Das Zopfmuster war ein Alleinstellungsmerkmal, die Pullover verkauften sich glänzend, erinnert sich Heinz. Inzwischen ist Carlo Colucci zum Komplettanbieter geworden: Die Franken liefern alles, was Männer und Frauen auf dem Leib tragen können, angefangen von der Unterwäsche über Jeans und Gürtel bis hin zu den Schuhen. Auch unverzichtbare Accessoires wie Taschen gehören dazu sowie Markenlizenzen für Düfte, Schaumwein oder Bürostühle.

Noch heute setzt die Fabrik auf „Strickkunst“, auf Muster und Maschen also, „die andere nicht liefern können“, etwa Wellenoptiken, Zöpfe und andere ausgefallene Dinge mehr. „Wir müssen uns den Luxus einer eigenen Produktion leisten, weil unsere Designs kein anderer zuliefern könnte“, unterstreicht Heinz.

Ein weiterer Pluspunkt sei die Schnelligkeit: Die Eröffnung des neuen Logistikzentrums vor einigen Jahren machte es möglich, dass Nachbestellungen innerhalb von 24 bis maximal 48 Stunden im Laden hängen. Ein spezielles Hängelager garantiert, dass sensible Stücke wie Seidenblusen oder Leder- und Leinenware schonend lagern und unversehrt in die Läden gelangen.

Noch heute produziert die Strickwarenfabrik zum Großteil ausschließlich für die Carlo Colucci Vertriebs GmbH und Co. KG. Colucci wiederum verkauft weit mehr als Kleidung aus Mittelfranken. Der mittelfränkische Strick spült rund 40 Prozent des Umsatzes in die Kassen, die anderen 60 Prozent werden mit zugekaufter Ware getätigt. Derzeit sind in der Fabrik und im Vertrieb rund 180 Mitarbeiter beschäftigt, darunter fünf Auszubildende. Seit dem Niedergang der Strickwarenindustrie in der Region und dem damit einhergehenden Verlust kompetenter Arbeitskräfte sei es unumgänglich, selbst auszubilden. „Auf dem Arbeitsmarkt bekommen wir keine Fachleute mehr“, bedauert Heinz.

Autor/in: 
mei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2006, Seite 56

 
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