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Zukunftsfähig

Man kommt aus dem Staunen nicht heraus: Wirtschaftsinstitute und Bundesregierung korrigieren ihre Konjunkturprognosen wieder nach oben. Die Steuerschätzer haben die sprudelnden Staatseinnahmen viel zu niedrig angesetzt. Die Konsumenten sind in bester Kauflaune. Und Deutschland wird wohl erneut Exportweltmeister.

Wie kann das sein? Wurde nicht bis vor wenigen Monaten wehgeklagt über Standortschwäche, Arbeitsplatz-Export nach Fernost, zu hohe Arbeitskosten? Jetzt ist plötzlich alles anders: Statt die asiatische Gefahr an die Wand zu malen, berichtet eine Zeitung, dass deutsche Waren China überschwemmen. Die Wirtschaft hat – trotz spektakulärer Entlassungen in einigen großen Unternehmen – in diesem Jahr schon eine Viertelmillion sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Die anstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer wird die Konjunktur nicht abwürgen, allenfalls eine leichte Abschwächung wird erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt beispielsweise die aktuelle Studie „Mind – Mittelstand in Deutschland“ von der Sparkassen-Finanzgruppe und dem Magazin „impulse“. Besonders erfreulich: Die kleineren Unternehmen werden starken Anteil am Aufschwung 2007 haben.

Wir scheinen in Deutschland nach mehreren Jahren der Wirtschaftsflaute und der Jammerei überrascht über uns selbst zu sein. Denn obwohl sich die Politik eher als Bremser denn als Reformtreiber erweist, haben die Unternehmen von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt die Grundlagen für den Aufschwung gelegt. Bei Produktivität, Arbeitskosten und Innovation können wir uns international sehen lassen. Das gute Standing schafft Zuversicht: Bei den Unternehmern, die auch 2007 weiter investieren und Stellen schaffen wollen. Und bei den Bürgern, die sich nicht mehr so sehr um ihre Arbeitsplätze sorgen und wieder mehr ausgeben. Auch unsere Metropolregion Nürnberg, die mit ihrer neuen Anzeigenkampagne Flagge zeigt (siehe Beitrag auf Seite 16), sieht selbstbewusst in die Zukunft.

Bei den Amerikanern ist die "German angst" sprichwörtlich. Die müssen wir ablegen und Vertrauen gewinnen in unsere eigenen Fähigkeiten. Dann ist unser Land zukunftsfähig.

Autor/in: 
IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2006, Seite 3

 
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