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Von der Ergonomie bis zum Brandschutz

Wer bei Umbau oder Neueinrichtung von Büros eine Fachkraft für Arbeitssicherheit einbezieht, schont seinen Geldbeutel, die Gesundheit der Mitarbeiter und sorgt für reibungslose Produktionsprozesse.

Kommt es in einem Betrieb zu einem Großbrand, melden rund 40 Prozent der betroffenen Unternehmen sofort und 70 Prozent im Folgejahr Insolvenz an. Rund 37 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland klagen während oder nach der Arbeit über Rückenschmerzen. Und jeder fünfte Arbeitnehmer in Europa muss mindestens bei der Hälfte seiner Äußerungen am Arbeitsplatz laut sprechen, um überhaupt verstanden zu werden; etwa sieben Prozent leiden infolge ihrer Arbeitstätigkeit an Gehörschäden. Diese Zahlen nennt der Verband Deutscher Sicherheitsingenieure (VDSI).

Zahlen, die nicht zusammenhangslos nebeneinander stehen. Sie zeigen auf, dass Fragen der Büroorganisation auch unter dem Blickwinkel von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz betrachtet werden müssen. Brandschutz, Ergonomie, Lärmschutz, Flucht- und Rettungspläne sowie die Umsetzung der Betriebssicherheits- und Arbeitsstättenverordnung gehören zu den Fragenstellungen, bei denen Fachkräfte für Arbeitssicherheit kompetente Ansprechpartner sind. Das trifft auch auf Harald Schwarz zu, der als Fachkraft für Arbeitssicherheit in einem siebenköpfigen Team die Sparkasse Nürnberg betreut. „Wir sind Berater“, so Schwarz. „Unsere Aufgabe ist, Vorstand und andere Führungskräfte effektiv zu entlasten. Wir wollen gemeinsam mit ihnen und den Mitarbeitern unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte optimale Lösungen herbeiführen.“

Insgesamt 1 400 Büroarbeitsplätze betreuen Harald Schwarz und seine Kollegen in der Hauptstelle der Sparkasse Nürnberg und den 100 Filialen. Das Aufgabenspektrum ist groß. „Typische Probleme, die immer wieder im Zusammenhang auftauchen, sind die Klimatisierung, die Anordnung der Arbeitsmittel am Arbeitsplatz und die ergonomische Einstellung der Stühle“, erklärt Schwarz. „Die Mitarbeiter lesen sich in den wenigsten Fällen die Bedienungsanleitung des Stuhls durch, obwohl dadurch Zwangshaltungen bis hin zu Rückenschmerzen vermieden werden könnten. Hier zeigen wir konkret, was zu tun ist.“

Das Thema Brandschutz wird ebenfalls groß geschrieben: Bei der Beschaffung neuer Einrichtungsgegenstände sichten die Fachkräfte für Arbeitssicherheit das umfangreiche Marktangebot auch unter diesem Aspekt. Beispielsweise sollten Lamellenvorhänge, Stuhlbezüge oder Teppiche aus schwer entflammbaren Materialien bestehen. Bei Umbaumaßnahmen arbeiten die Fachkräfte eng mit Kollegen oder externen Architekten zusammen. Dadurch ist sichergestellt, dass zum Beispiel Vorgaben aus der Arbeitsstättenverordnung von Anfang an eingehalten werden oder die gesetzlich vorgeschriebenen Flucht- und Rettungswege nicht nachträglich eingerichtet werden müssen. Ein kostenaufwändiges Nachbessern des bereits fertiggestellten Arbeitsplatzes wird so vermieden und Rechtssicherheit für die spätere Inbetriebnahme geschaffen.

Im Bereich Einbruchsicherheit praktiziert Harald Schwarz den Schulterschluss mit seinen Kollegen aus der Abteilung Organisation, so dass zum Schutz aller Mitarbeiter die technisch und wirtschaftlich optimale Lösung bei Alarmsystemen oder Videoüberwachungssystemen gefunden werden kann. Was rät der Experte Unternehmern angesichts dieser Vielzahl von Fragestellungen? „Im Arbeitsschutz hat es einen Paradigmenwechsel gegeben, die rechtliche Verantwortung wurde sehr stark auf den Unternehmer verlagert. Hier können Fachkräfte für Arbeitssicherheit unterstützen und entlasten“, meint Harald Schwarz.

Die Zeiten, in denen sich Fachkräfte für Arbeitssicherheit ausschließlich durch das Zitieren berufsgenossenschaftlicher Vorschriften profilieren konnten, sind vorbei. Dass sich ihr Berufsbild stark verändert hat, weiß auch Arno Weber, der als freiberufliche Fachkraft für Arbeitssicherheit in Nürnberg tätig ist. Ehrenamtlich ist er im Verband Deutscher Sicherheitsingenieure (VDSI), einer bundesweiten Vereinigung von Fachkräften für Arbeitssicherheit, als Vorstandsmitglied für das Ressort Aus- und Weiterbildung tätig. „Zum einen haben sich die Gefährdungen im Arbeitsleben verändert. Die Zahl der Büroarbeitsplätze ist gestiegen, Faktoren wie Stress oder Ergonomie sind daher in den Vordergrund gerückt. Zum anderen hat sich die Art der Qualifikationen verändert: Fachliches Know-how wird durch Soft Skills wie Rhetorik, Projekt- und Zeitmanagement ergänzt.“

Ziel des VDSI ist es, Fachkräfte für Arbeitssicherheit beim Wandel ihres Berufsbildes zu unterstützen. Unternehmern, die eine freiberufliche Fachkraft für Arbeitssicherheit oder einen sicherheitstechnischen Dienst suchen, finden über die VDSI-Tochter „Gesellschaft für Qualität im Arbeitsschutz“ (GQA) Ansprechpartner in ihrer Nähe. Der VDSI ist eigenen Angaben zufolge mit über 5 000 Mitgliedern der größte Fachverband seiner Art.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2006, Seite 42

 
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