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Areva NP

Leittechnik in Kernkraftwerken auf Herz und Nieren geprüft

Die Areva NP GmbH hat im Beisein von 160 Gästen auf dem Forschungsgelände in Erlangen-Süd das „Forum I&C and Electrical Systems“ eröffnet. Auf 140 Quadratmetern wird Kunden und Besuchern Elektro- und Leittechnik für Kernkraftwerke präsentiert.

Angeschlossen an das Forum ist das mit rund 1 000 Quadratmetern nach eigenen Angaben weltweit größte Prüffeld für Leittechnik in Kernkraftwerken. Ein Knopfdruck lässt aus milchigen Glasscheiben klare Fenster werden, der Blick schweift über eine Halle, in der ein Metallschrank neben dem anderen steht, derzeit sind es rund 50. Dazwischen ist noch ein wenig Platz geblieben – vorerst, denn bis zum Frühjahr wird der Raum voll sein: 120 bis 140 dieser Serverschränke haben Platz, in jedem steckt IT-Technik für eine halbe Mio. Euro. Damit hat Areva NP seine bisherige Prüffeldkapazität mehr als verdoppelt.

Die Computerspezialisten untersuchen die Geräte vor ihrer Auslieferung von Grund auf: Bevor sie die verschiedenen Programme installieren, werden Ein- und Ausgänge, Kabel, Festplatten – kurzum die komplette Hardware – auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft. Danach wird in verschiedenen Tests die Leittechnik für den Betrieb eines Reaktors im Normalbetrieb sowie die Sicherheitstechnik, wenn es beispielsweise zu einer Abschaltung kommt, simuliert. Solche Tests dauern für die komplette Leittechnik eines Kernkraftwerks in der Regel drei Monate. Im hinteren Teil der Halle sind die Rechner für Olkiluoto 3 untergebracht, einen Reaktor im Südwesten Finnlands, der 2011 in Betrieb gehen soll. Daneben befindet sich ein Prüffeld für Anlagen in China. Wenn in einigen Monaten die umgebaute Lagerhalle ausgelastet ist, sind dort ungefähr 50 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt hat das Unternehmen in Erlangen 2 200 Beschäftigte, in ganz Deutschland sind es 3 500.

Kunden bekommen in Zukunft vor Ort einen Einblick in den aktuellen Stand ihrer Aufträge. Nebenan im Forum soll die Elektro- und Leittechnik greifbar werden: „Viele wissen nicht genau, was wir in diesem Geschäftsfeld machen. Das Forum soll das erklären“, sagte Ulli Kraft, Leiter des weltweiten Geschäftsgebietes Elektro- und Leittechnik bei Areva NP, zur Eröffnung. Allerdings hat das Unternehmen nicht unbedingt die Öffentlichkeit im Blick, sondern vielmehr Geschäftspartner, Kunden und Journalisten. Zwar werde es nach Absprache Führungen beispielsweise für Schulklassen, Azubis oder Studentengruppen geben, dies werde aber wie bisher auch die Ausnahme bleiben.

Im Prüffeld wird die Technik auf Herz und Nieren getestet, nebenan im Forum lässt sich das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten hautnah erleben. Ein Modell eines Brennelements mit Steuerstab veranschaulicht, wie ein Reaktor funktioniert – und vor allem welchen Beitrag die Leittechnik liefert. Ein paar Schritte weiter informiert ein Leuchttisch auf einer Weltkarte über die Standorte sowie Projekte des Unternehmens.

Areva NP ist eigenen Angaben zufolge auf dem Weltmarkt führend in der Entwicklung und Realisierung von Elektro- und Leittechniksystemen für Kernkraftwerke. So sei mit einem im eigenen Hause entwickelten Leittechniksystem zum Beispiel das Sicherheitsniveau zahlreicher Kernkraftwerke in Ländern des ehemaligen Ostblocks beträchtlich erhöht worden. Areva NP hat seinen Hauptsitz in Paris und ist ein Unternehmen von Areva und Siemens. Die deutsche Regionalgesellschaft, eine hundertprozentige Tochter, wird von Erlangen aus geleitet. Gerade entsteht eine neue Zentrale auf dem Forschungsgelände, in die voraussichtlich ab diesem Sommer etwa 1 500 Mitarbeiter einziehen werden. Die Geschäftsbereiche der Areva-Gruppe umfassen den nuklearen Kreislauf sowie Energieübertragung und -verteilung im Kernkraftbereich.

Autor/in: 
roy.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2007, Seite 47

 
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