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Nichts dem Zufall überlassen

Unprofessionelle Suche nach neuen Eigentümern, überzogene Preisvorstellungen, nicht nachvollziehbare Geschäftszahlen: Bei der Übergabe von Unternehmen gibt es viele Stolperfallen.

Zwölf Jahre lang war das Leben von Michaela Paul geprägt von ihrer Tätigkeit als Unternehmerin. Sie hatte die von ihr gegründete MediCare Medizinische Geräte GmbH in Leutershausen zu einem führenden Großhandelsunternehmen für Atemwegstherapie (Masken und Zubehör) aufgebaut. Dann traf sie zusammen mit ihrem Ehemann, der ebenfalls Unternehmer ist, die Entscheidung, den dritten Lebensabschnitt außerhalb der Firma zu genießen. Da kein Nachfolger aus der Familie zur Verfügung stand, galt es andere Alternativen zu prüfen.

Um sich über die möglichen Wege klar zu werden, besuchte Frau Paul im Juli letzten Jahres eine IHK-Informationsveranstaltung in Neustadt an der Aisch mit dem Titel „Nachfolgemodelle außerhalb der Familie“. Nach einigen Überlegungen wurden zwei Varianten in die engere Wahl genommen: Zum einen der Verkauf des Unternehmens an einen strategischen Partner (d.h. in der Regel an einen Mitbewerber bzw. Geschäftspartner), zum anderen die Übergabe an einen Manager, der das Unternehmen eigenständig weiterführt (Management-Buy-In MBI). Der Vorzug wurde schließlich der zweiten Variante gegeben, da damit die Sicherung der Arbeitsplätze und des Lebenswerkes besser gegeben schien.

Im August des letzten Jahres nahm das Unternehmerehepaar Kontakt mit Helmut Hajek von der omegaconsulting GmbH in München auf, der auf der IHK-Veranstaltung als Referent aufgetreten war. Einige Wochen später erteilte es ihm den Auftrag, das Vorhaben zu begleiten und einen geeigneten Nachfolger zu suchen.

„Die Vorbereitung und Durchführung der Transaktion erfordert für mittelständische Unternehmen die gleiche Sorgfalt und Professionalität bei Anbahnung, Analyse und Abwicklung wie bei Großunternehmen“, so Hajek. Der erste Schritt ist die Auswahl jeweils eines Beraters für die Bereiche Steuern, Recht und Unternehmensverkauf. Mit Unterstützung dieser Berater galt es, das Unternehmen auf die Transaktion vorzubereiten. Zunächst wurde ein Exposé erstellt, aus dem Unternehmensziel, Geschäftsmodell, Historie, Produkte, Dienstleistungen, Markt, Wettbewerb, Kunden, Vertrieb, Management, Mitarbeiter, Stärken, geschäftliche Potenziale, Chancen und Risiken ersichtlich wurden. Dabei mussten mehrere Anforderungen erfüllt werden: Das Exposé sollte nicht nur ansprechend und übersichtlich gestaltet sein, es sollte vor allem das gesamte Zahlenwerk (Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnung, Geschäftsplan) transparent machen, sodass unter dem Strich ein realistischer und gut begründbarer Kaufpreis herauskam.

Nachdem die vorbereitenden Tätigkeiten abgewickelt wurden, präsentierte omegaconsulting Frau Paul ab Anfang Dezember die ersten potenziellen Kandidaten. Sie wurden nicht nur auf ihre fachliche Qualifikation und auf ihre finanziellen Mittel hin überprüft. Es musste auch geklärt werden, ob sie zum Unternehmen und vor allem zur abgebenden Unternehmerin passen. Nach Erfahrung Hajeks muss der bisherige Unternehmen einen externen Nachfolger zwei bis drei Jahre begleiten, um den Erfolg der Transaktion sicherzustellen. Daher sei es unabdingbar, dass die sogenannten „weichen“ Faktoren wie Sympathie und Akzeptanz stimmen und dass beide Seiten dasselbe Verständnis für Unternehmenskultur haben.

Aus vier Kandidaten musste Michaela Paul den „Richtigen“ für ihr Unternehmen auswählen – keine leichte Entscheidung. Bereits im März 2007, also nach sechs Monaten (der übliche Zeitraum bis zu diesem Schritt sind zwölf bis 24 Monate), wurde eine Absichtserklärung mit dem „neuen“ Unternehmer Klaus Feix unterzeichnet, der seine Tätigkeit als Geschäftsführender Gesellschafter aufnahm.

Helmut Hajek von omegaconsulting nennt einen aus seiner Sicht häufigen Fehler bei der Unternehmensnachfolge: „Viele der abgebenden Unternehmers meinen, sie könnten den Prozess auch selbst bewältigen.“ Weil sie den Aufwand unterschätzen, vernachlässigen sie zwangsläufig ihr Kerngeschäft. Auch bei der Suche und Kontaktaufnahme werde im Alleingang häufig unprofessionell agiert. Weitere häufige Stolpersteine seien unrealistische Preisvorstellungen, schlecht ausgearbeitete Unterlagen und „Leichen im Keller“, die nicht thematisiert werden.

Unternehmern, bei denen sich keine geregelte Unternehmensnachfolge anbietet, gibt Michaela Paul nach den Erfahrungen ihres eigenen Übergabeverfahrens folgenden Rat: „Sie sollten die Sichtweise eines Nachfolgers verstehen, ausreichend Zeit für den gesamten Prozess einplanen und einen Berater nutzen, der Erfahrung mitbringt und neutral den Prozess begleitet. Schaffen Sie absolute Transparenz bei den wirtschaftlichen Verhältnissen, denn ehrlich währt am längsten.“ Wesentlich sei es, Vertraulichkeit und Anonymität sicherzustellen und mit mehreren Interessenten zügig zu verhandeln. Und ganz wichtig: „Bewahren Sie sich immer eine realistische Sichtweise der Dinge.”

Externer Kontakt: Helmut Hajek, omegaconsulting, Tel. 089/12 55 50 0, hajek@omegaconsulting.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2007, Seite 26

 
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