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Heilsamer Schock

Auch Laien können mit den einfach zu bedienenden Geräten im Notfall helfen, den plötzlichen Herztod zu verhindern.

Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jährlich nach Aussage des Bayerischen Innenministeriums über 100 000 Menschen am plötzlichen Herztod. Betroffen sind Frauen und Männer, Manager und Arbeiter, nicht Erwerbstätige, Sportler und weniger Aktive. Betroffen sind nicht nur Herzkranke und Alte – ganz im Gegenteil: Bei über 60 Prozent der betroffenen Frauen und bei über 50 Prozent der Männer war vorher keinerlei Herzerkrankung bekannt und sie wiesen auch keinerlei Symptome auf. Der plötzliche Herztod tritt ohne Anzeichen und überall auf – am Arbeitsplatz, beim Hobby, zu Hause. Ein weiterer, erschreckender Aspekt: Trotz des gut organisierten Rettungswesens in Deutschland liegt die Überlebensquote beim plötzlichen Herztod bei unter zehn Prozent.

Wie kommt es zu der verschwindend geringen Überlebenschance? In den weitaus meisten Fällen wird der plötzliche Herztod, so die Bundesärztekammer, durch das sogenannte Kammerflimmern eingeleitet. Dabei handelt es sich vereinfacht gesagt um einen elektrischen Kurzschluss im Taktgeber des Herzens, der dazu führt, dass der Kreislauf zusammenbricht. Die Ursachen hierfür sind nicht exakt bekannt.

Dieser plötzliche Kreislaufzusammenbruch unterbricht die Sauerstoffversorgung des Organismus, deshalb ist sehr schnelles Handeln erforderlich. Jede Minute, die nach dem Zusammenbruch vergeht, senkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um ca. zehn Prozent. Nach etwa fünf Minuten sind infolge des Sauerstoffmangels im Gehirn schwerste Schäden zu erwarten. Das Herz muss also schnellstmöglich dazu gebracht werden, wieder regelmäßig zu schlagen.

Die einzige Hilfe ist die sogenannte Defibrillation: Der Defibrillator unterbricht durch einen definierten Stromstoss das Kammerflimmern und der Herztaktgeber kann wieder seinen normalen Rhythmus aufnehmen, was er in einer erheblichen Zahl der Fälle auch tut. Wird die Defibrillation durch Maßnahmen der Reanimation (vor allem Herzdruckmassage) unterstützt und findet zusätzlich eine Beatmung statt, so ist eine Überlebensquote von über 70 Prozent erreichbar.

Da in der Regel zwischen dem Zusammenbruch und dem Eintreffen des Rettungsdienstes mehr als vier Minuten vergehen, kommt die Hilfe für sehr viele Betroffene zu spät bzw. es sind aufwändigste Behandlungen erforderlich, um erlittene Hirnschäden möglichst wieder auszugleichen.

Das Defibrillieren war in der Vergangenheit kompliziert und ausschließlich medizinischen Fachkräften vorbehalten. Nur die Rettungsdienste und Krankenhäuser verfügten über die komplizierten, teueren und unhandlichen Apparate. Dies hat sich seit einiger Zeit geändert: Jetzt stehen für erschwingliche Preise Defibrillatoren zur Verfügung, die mobil, klein (ca. 20 mal 20 mal 8 Zentimeter) und leicht (mit allem Zubehör 1,5 Kilogramm) sind. Vor allem aber: Sie sind hoch effektiv, weitgehend wartungsfrei und vor allem sehr einfach zu bedienen, so dass auch Laien die Geräte handhaben können. Zahlreiche Unternehmen, Institutionen oder öffentliche Stellen haben mittlerweile Defibrillatoren angeschafft, so etwa die IHK Nürnberg für Mittelfranken. Auch der Autohof Wörnitz meldete vor Kurzem eine solche Anschaffung. Zahlreiche Hotels der Region verfügen schon seit Längerem über die Geräte. Doch noch viele Gebäude und vor allem der öffentliche Raum sind nicht oder nur unzureichend mit den sogenannten AEDs („Automatisierter externer Defibrillator“) ausgerüstet. Wichtig bei der Installation: Das Gerät sollte so montiert sein, dass für Hin- und Rückweg der Retter nicht mehr als vier Minuten gebraucht werden. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter für den Einsatz der Geräte geschult und über die Standorte informiert werden.

Mit der Technologie ist jeder als Überlebenshelfer geeignet, der Zugriff auf einen der AEDs hat. Natürlich wären ergänzende Kenntnisse der Herz-Lungen-Wiederbelebung optimal, die man in den bekannten Erste-Hilfe-Kursen lernen kann. Bis der Rettungsdienst eintrifft, können Arbeitskollegen, Familienangehörige oder Passanten effektiv helfen und rechtzeitig defibrillieren. Im günstigsten Fall wird der Betroffene ohne jede Spätfolgen wieder ins Leben zurückgerufen.

Geräte führen durch die Behandlung
Angst vor Fehlern muss niemand haben: Denn die Geräte sind nicht nur einfach zu handhaben, sondern sie schließen auch jede Fehlbedienung aus. Sie tun nur das, was medizinisch sinnvoll ist. Sie erinnern den Benutzer mit angenehmer fester Stimme an die Alarmierung des Rettungsdienstes und führen durch die komplette Reanimation. Sie erklären Satz für Satz die Herzdruckmassage, sie geben den Zeitpunkt an, wann die Herzdruckmassage notwendig und sinnvoll ist, und sie geben den Takt dafür vor. Ebenso leitet das Gerät die Helfer bei der Beatmung an.

Eines sollte klar sein: Auf den Rettungsdienst kann man trotz dieser „intelligenten“ Technik keinesfalls verzichten. Er muss vielmehr als erstes und sofort alarmiert werden. Dann sollte aber so schnell wie möglich der Defibrillator eingesetzt werden – wenn keine erkennbaren Lebenszeichen vorhanden sind oder wenn Unsicherheit besteht. Ob tatsächlich eine Defibrillation erforderlich und sinnvoll ist, das sagt das Gerät, und es lässt auch nur dann einen Defibrillationsschock zu.

Der einzige mögliche Fehler ist, das Gerät nicht einzusetzen. Denn sollte der Rettungsdienst nicht sofort eintreffen, wäre das das Todesurteil für den Betroffenen. Sicher kann nicht jeder Todesfall durch Herzversagen mittels „Defi“-Einsatz verhindert werden, aber eine sehr hohe Zahl von Menschen kann gerettet werden.

Externer Kontakt: Dieter Hoffmeister, Hoffmeister Medizintechnikvertrieb, Fürth, hoffmeister@nefkom.net
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2007, Seite 14

 
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