Telefon: +49 911 1335-1335

Wenn Manager trinken

Das Krankenhaus Altdorf und das Klinikum Nürnberg bieten gemeinsam eine neuartige Therapie für süchtige Führungskräfte an.

Führungskräfte gelten unter Experten als besonders suchtgefährdet. Erfolgsdruck und Vorbildfunktion zwingen sie, eigene Belastungsgrenzen zu überschreiten und Schwächen zu verbergen. Um die Behandlung von Alkoholabhängigen zu verbessern, bietet die Klinik für Gastroenterologie im Krankenhaus Altdorf zusammen mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg seit einem Jahr den sogenannten qualifizierten Alkoholentzug an. Über 500 alkoholkranke Männer und Frauen haben dieses Angebot bereits genutzt, das auf eine stationäre Behandlung von etwa zehn Tagen angelegt ist.

Die Kooperation beider Fachkliniken stehe für eine zukunftsweisende Form der Alkoholtherapie, da die Patienten sowohl eine seelische wie auch eine körperliche Therapie bekommen, so die beiden Chefärzte Dr. Dr. Günter Niklewski (Psychiatrie) und Dr. Herbert Muschweck (Gastroenterologie). Sie sehen einen großen Vorteil darin, dass Patienten mit Alkoholproblemen wie in „einem normalen Krankenhaus behandelt werden, ohne die Suchtprobleme leugnen zu müssen und Angst vor einer Stigmatisierung zu haben“.

In den meisten Fällen ist zunächst eine körperliche Entgiftung erforderlich, bei der Medikamente die Entzugserscheinungen mindern. Spezialisten in der Gastroenterologie untersuchen, ob durch den Alkohol bereits Organe wie Magen, Darm oder Leber geschädigt sind; in Gesprächen werden die Patienten über mögliche Gefahren informiert. „Neben dem körperlichen Entzug bieten wir in der Behandlung eine Vielzahl von Bausteinen, die von der Akupunktur und Gesprächstherapie bis hin zu einer Beratung und Schulung für eine gesunde Ernährung reichen“, erläutert Joachim Prößl, der in Altdorf verantwortliche Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Ein detaillierter Aktivitätenplan umfasst sieben Tage und sieht von morgens bis abends verschiedene Angebote vor.

Bis zu dreimal im Jahr können Patienten das Angebot eines qualifizierten Alkoholentzugs auf der 15-Betten-Station im Krankenhaus Altdorf in Anspruch nehmen. Für die Zeit nach der Therapie empfiehlt der Oberarzt den Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Suchtberatungsstellen. Noch in diesem Herbst soll mit einer wissenschaftlichen Studie begonnen werden, um Aufschluss darüber zu geben, wie lange Patienten abstinent bleiben oder wie häufig es zu Rückfällen kommt.

Externer Kontakt: Krankenhaus Altdorf, Tel. 09187/800-214
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2007, Seite 17

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick