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Ende eines Wettbewerbs

von Christian Knull, Ernst-Schneider-Preis der deutschen IHKs e.V.

Im Sommer 2007 entschieden die Öffentlich-Rechtlichen die Konkurrenz für sich. Es war der 16. Juli, als ProSiebenSat.1 beschloss, das Informationsangebot von Sat.1 auf Sparflamme zu setzen. Die Magazine „Sat.1 am Mittag“ und „Sat.1 am Abend“ wurden mit sofortiger Wirkung eingestellt, der Nachrichtenchef Thomas Kausch durfte seinen Hut nehmen. Ende August fällt auch für die Nachtnachrichten die Klappe. Alles zu teuer. ProSiebenSat.1 gehört Finanzinvestoren, die für die Senderfamilie viel Geld gezahlt haben und vor kurzem die Fernsehgruppe SBS erwarben. Die Investoren rechnen mit hohen Renditen. Besondere Renditen aber lassen sich mit Information nicht erzielen – dafür ist ihre Herstellung im Fernsehen zu aufwändig.

Mit dem Rückzug von Sat.1 endet ein Wettbewerb. Seit über 20 Jahren konkurrierten öffentlich-rechtliche und private Sender um die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Die Privaten haben sich dabei Verdienste erworben. Sie holten die Öffentlich-Rechtlichen vom Podest, sie bemühten sich um Verständlichkeit und schärften den Blick für die Interessen der Zuschauer. Doch jetzt ist die Konkurrenz zugunsten von ARD und ZDF entschieden – selbst wenn RTL dagegenhält. Zu offenkundig ist der Trend, an der Information zu sparen: Denn auch Vox strahlt tagsüber nur zwei kurze Nachrichtensendungen aus und verzichtet neuerdings sogar auf einen Moderator. Auch ProSieben hat seine Hauptnachrichten um ein Drittel gestrichen und von 20:00 Uhr in den Vorabend verlegt.

Was bei den Nachrichten vollzogen wird, ist bei Wirtschaftsthemen längst passiert. Magazine, Reportagen, Feature – die großen Privatsender müssen hier passen. Sie haben sich aus der gesellschaftlichen Debatte um die Spielregeln der Wirtschaft zurückgezogen. Dieser Schritt ist zu bedauern, denn private Medienunternehmen leben von der Akzeptanz eines wirtschaftsfreundlichen Gesellschaftssystems, dessen komplizierte Regeln nicht nur fortlaufend diskutiert und angepasst werden, sondern nur mit Hilfe der Medien erklärt werden können. Diese Aufgabe bleibt nun den öffentlich-rechtlichen Sendern überlassen. Ganz ohne Konkurrenz. Ein Vorteil für die Kunden ist das nicht.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2007, Seite 23

 
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