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Rennen um die besten Plätze

Für Unternehmen, die sich erstmals auf Messen im Ausland präsentieren wollen, steht ein umfangreiches Instrumentarium an Förderungen bereit.

Beim Jahresempfang der Central European Fair Alliance (CEFA) in Brüssel erklärte Bayerns Wirtschaftsministerin Emilia Müller: „Bilateraler Handel und Messen sind untrennbar miteinander verbunden. Die Messen sind ein zentraler Baustein im Marketing-Mix international agierender Unternehmen.“ Emilia Müller sieht vor allem für den Mittelstand noch viel Potenzial im Export und unterstreicht dabei die Rolle der Messen: „Die Beteiligung an Messen im In- und Ausland ist besonders für den Mittelstand von grundlegender Bedeutung, um trotz geringerer Ressourcen weltweit agieren und sich vor internationalem Publikum präsentieren zu können.“

Nach Einschätzung von Armin Siegert, Leiter des Geschäftsbereichs International der IHK Nürnberg für Mittelfranken, gibt es unter den kleinen und mittleren Unternehmen noch immer sehr viele, die sich auf den Inlandsmarkt konzentrieren und ihre hervorragenden Marktchancen im Ausland übersehen. Siegert spricht von einer „Hemmschwelle“, nach seinen Aussagen schätzen die Unternehmen, die das Auslandsgeschäft bisher vernachlässigen, die Hürden als sehr viel höher ein als die Firmen, die bereits im Export aktiv sind.

Dabei wird den Unternehmen in Mittelfranken wie in ganz Bayern für ihren Einstieg in das erfolgreiche Exportgeschäft ein „roter Teppich“ ausgerollt, der ihnen den Einstieg in das Auslandsgeschäft wirkungsvoll erleich­tert. Gemeinsam mit Bayern International bietet die IHK Neulingen im internationalen Messegeschäft ein „Rundum-Sorglos-Paket“, das sie spürbar entlastet. Aber natürlich müssen bei den Unternehmen, die sich um Auslandsmärkte Gedanken machen, die entsprechenden Entscheidungen und Weichenstellungen bereits im Vorfeld erfolgen. Zu einer Beteiligung an einer Auslandsmesse gehören nun einmal die notwendigen Mittel sowie die erforderlichen Mitarbeiter. Siegert: „Allzu blauäugig sollten Inhaber und Geschäftsführer an das Thema Auslandsmessen natürlich nicht herangehen.“ Im vergangenen Jahr hat die IHK drei Veranstaltungen in der Region mit dem Titel „Exportland Bayern“ organisiert, die über Förderangebote für Auslandsmessen informierten und von insgesamt mehr als 150 Teilnehmern besucht wurden. Für 2008 sind drei ähnliche Veranstaltun­gen unter dem Motto „Exportregion Nürnberg“ geplant.

Dass sich gerade kleinere Unternehmen nicht mit unrealistischen, kurzfristigen Erwartungen in das Exportgeschäft stürzen sollten, bestätigt auch Edith Böhm von Bayern Handwerk International. Handwerksbetriebe, die sich mit dem Auslandsgeschäft beschäftigen, sollten nach ihren Worten zuerst überprüfen, ob sie exportfähig sind, ob sie über eine taugliche Strategie verfügen und ob sie das „Abenteuer Export“ finanzieren können. Gerade Handwerksbetriebe orientieren sich in ihrem Auslandsgeschäft sehr „bayernnah“, also vor allem nach Österreich, Norditalien, nach Tschechien und in die Schweiz. Die Teilnahme an Messen vor Ort ist, so Edith Böhm, für den jeweiligen Markteinsteig bestens geeignet. Als wahrer Exportschlager hat sich nach ihren Beobachtungen das Thema Energieeffizienz entpuppt.

Die positiven Erfahrungen von mittelfränkischen Unternehmen bei Messebeteiligungen im Ausland machen deutlich, wie lukrativ die Exportmärkte für die mittelfränkische Wirtschaft geworden sind. „Wir nehmen seit mehr als 25 Jahren an Auslandsmessen teil“, sagt Holger Ellerbrock, Vice President Marketing bei Schwan-Stabilo Cosmetics in Heroldsberg. Bei dem global ausgerichteten Kosmetik­unternehmen erreicht der Auslandsanteil am Umsatz inzwischen rund 95 Prozent. „Die Messen leisten wesentliche Beiträge sowohl auf der Ebene der Kontaktpflege und Kundenbindung als auch bei der Geschäftsanbahnung“, betont Ellerbrock. Die Präsenz von Schwan-Stabilo auf der internationalen Leitmesse Cosmoprof im italienischen Bolog­na gehört zum Pflichtprogramm. Darüber hinaus stehen Messen in Moskau, Sao Paulo und Dubai auf dem Kalender: „In den wachstumsstarken Schwellenmärkten“, so Eller­brock, „hilft die Messe als zentrales Kontaktforum in effizienter Weise, Marktstrukturen komprimiert zu erfassen und Märkte zu erschließen.“ Und da die Auslandsmessen für die Heroldsberger Firma geschäftliche Erfolge bringen, lässt sich das Unternehmen die Messeaktivitäten viel Geld kosten. Rund ein Drittel des gesamten Marketing-Budgets wird für Messen ausgegeben.

Als weltweit agierendes, in mehr als 60 Ländern vertretenes Unternehmen ist Kennametal aus Fürth bei allen global und national bedeutsamen Messen der Zerspanungsbranche vertreten. Carsten Gromoll, Manager Marketing Operations Europe bei Kennametal Technologies: „Wir haben einen fest definierten Messekalender und werden im Jahr 2008 an insgesamt 17 Messen teilnehmen.“ Zwar wird die Kundenbetreuung auf den Messeständen weitgehend durch die ausländischen Niederlassungen gewährleistet, aber die Messekonzeption erfolgt von der Zentrale in Fürth. Die Hermann Gutmann Werke AG aus Weißenburg ist bei Auslandsmessen in Kiew, Bukarest und Dubai präsent. „Die Einbindung von Auslandsmessen ist bereits seit vielen Jahren in unserem Haus fester Bestandteil“, sagt Marketing-Fachfrau Kati Schröder: „Wir planen, unsere Marktaktivitäten in Italien und den USA zu intensivieren.“ Darüber hin­aus sind weitere Messebeteiligungen im Gespräch.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2008, Seite 28

 
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