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Die richtige Balance

Auch kleine Unternehmen können ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, Berufsleben und Familie besser in Einklang zu bringen. Von Dr. Nicola A. Mögel

Eine familienfreundliche Personalpolitik ist für kleinere und mittlere Betriebe eine Frage der Betriebskultur, nicht der Kosten. Die Beschäftigung mit diesem Thema rentiert sich auf jeden Fall auch für den Mittelstand. Mitarbeiter werden nachweislich motivierter, fühlen sich stärker an das Unternehmen gebunden, und nicht zuletzt werden qualifizierte Stellensuchende auf das Unternehmen aufmerksam. Vom positiven Imageeffekt ganz zu schweigen.

Gerade mittelständische Betriebe können mit kleinen Schritten große Wirkungen erzielen. Kreativität, nicht „Schema F“ ist gefragt. Wesentlich ist, dass die Arbeitsbedingungen auf die Situation der einzelnen Beschäftigten zugeschnitten werden. Dabei sollen die Mitarbeiter unterstützt werden, familienfreundliche Lösungen mitzugestalten. Es sollte nicht der Eindruck fürsorglicher Bevormundung entstehen.

Es gibt für kleine und mittlere Betriebe vielfältige Möglichkeiten, für eine bessere Balance zwischen Berufs- und Familienleben zu sorgen. An erster Stelle steht ein generell familienfreundliches Betriebsklima, d.h. dass familiäre Belange grundsätzlich ernst genommen und in Fragen der betrieblichen Organisation mit einbezogen werden.

Hilfe bei der Kinderbetreuung
Die Unterstützung bei der Kinderbetreuung ist ebenfalls ein entscheidender Aspekt. Eine eigene Betreuungseinrichtung kommt für mittelständische Unternehmen natürlich nur in den seltensten Fällen in Frage. Dennoch gibt es eine Reihe von Möglichkeiten: Der Arbeitgeber kann ein Platzkontingent in einer benachbarten Kinderkrippe reservieren oder einen Zuschuss zu den Betreuungskosten leis­ten (z.B. für eine Tagesmutter). Zumindest kann er die Mitarbeiter über Angebote in der Umgebung informieren und diese vermitteln.

Für viele Beschäftigte stellt es ein Problem dar, wenn die Kinderbetreuung kurzfristig ausfällt oder Kinder einmal eher vom Kindergarten abgeholt werden müssen: Abgemildert werden können solche täglichen Erschwernisse durch eine Kinderspiel- oder Hausaufgabenecke, die selbstverständlich in einem gefahrlosen Teil des Unternehmens untergebracht sein muss. Genau zu klären sind jedoch mögliche Haftungsrisiken.

Kontakt zum Unternehmen während der Elternpause: Hilfreich für Eltern im Erziehungsurlaub ist die Möglichkeit, in Kontakt zum Arbeitgeber zu bleiben und damit leichter den Wiedereinstieg zu finden. Dafür bieten sich verschiedene Instrumente an: Anbindung an Intranet und Mail-Verteiler auch während der Familienzeit, Möglichkeit zu regelmäßigen Besuchen im Betrieb oder stundenweise Weiterbeschäftigung im angestammten Arbeitsfeld.

Betriebsklima: Die Familienfreundlichkeit steht und fällt mit dem Betriebsklima, dem Verständnis für familiäre Belange. Die Geschäftsführung sollte Vorbild sein und z.B. familienorientierte Arbeitszeiten vorleben. Auch kleine Gesten machen den hohen Stellenwert der Familie deutlich: Die Kinder der Mitarbeiter freuen sich sicher über eine Glückwünschkarte zum Geburtstag oder über Einladungen in den Betrieb (z.B. zu Sommerfesten). Der Brenner-Hersteller promeos GmbH in Erlangen beispielsweise zahlt für neugeborene Kinder der Mitarbeiter ein Jahr lang ein monatliches „Windelgeld“. Sinnvoll sind eine Mitarbeiterbefragung, um die Bedürfnisse der Mitarbeiter festzustellen, oder Gespräche mit den Familienbeauftragten anderer Unternehmen.

Flexible Arbeitszeiten: Familienbewusste Arbeitsorganisation bedeutet an erster Stelle Flexibilisierung der Arbeitszeit. Den Führungskräften erleichtert man die Zustimmung mitunter dadurch, dass eine Vertrauensarbeitszeit ohne Zeiterfassung eingeführt wird. Die Arbeitszeiten sollten situationsbezogen von den Mitarbeiterteams aus Singles und „Familienmenschen“ selbst geregelt werden. Familienbezogener Urlaub für Ereignisse wie Geburt, Kindergeburtstage, Einschulung usw. kann individuell festgelegt werden. Die Kosten dafür halten sich im Rahmen, wenn der Urlaub unbezahlt und mit einer betriebsinternen Überbrückungslösung organisiert wird. Um nicht mit den Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen zu „kollidieren“, sollten Besprechungen routinemäßig nach 9 Uhr und vor 16 Uhr angesetzt werden. Individuelle Pausenregelungen erhöhen die Flexibilität ebenfalls.

Flexibler Arbeitsort: Durch moderne Kommunikationsmedien können viele Tätigkeiten auch fernab vom Arbeitsplatz im Betrieb professionell und effizient erledigt werden. Die Kosten für den Arbeitgeber sind überschaubar: Er stellt das Notebook und den Internet-Zugang und muss möglicherweise noch Kosten für die Installation der technischen Infrastruktur im „Homeoffice“ einkalkulieren.

Betreuung von alten und kranken Angehörigen: Problematisch ist für viele Mitarbeiter nicht allein die Kinderbetreuung, sondern auch die Betreuung älterer oder kranker Angehöriger. Hier kann der Betrieb weiterhelfen, indem er einen Beauftragten für Familienfragen ernennt, beispielsweise einen Mitarbeiter in der Personalabteilung. Diese Funktion kann auch an einen externen Experten vergeben werden. Dieser kann als Koordinator die Mitarbeiter bei der Suche nach Betreuungs­angeboten unterstützen, mit der lokalen Tagespflegebörse kooperieren, als Anlaufstelle für bestimmte familienbezogene Fragen dienen und bei der Wohnungssuche helfen.

Externer Kontakt: Dr. Nicola A. Mögel ist freiberufliche Unternehmensberaterin in Nürnberg sowie Beauftragte für Familienfragen der promeos GmbH, Erlangen nmoegel@web.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2008, Seite 38

 
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