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Herbert Eichele

Herbert Eichele

Der ehemalige Fachhochschul-Rektor schickt sich mutig selber in die Wüste – als Universitäts-Präsident.

Auf was er nie verzichten könnte? Arbeit. Arbeit ist sein Hobby, mehr noch, es ist seine Berufung. Ganz gleich, ob dabei der Kopf oder die Hände zum Einsatz kommen. Prof. Dr. Herbert Eichele, bis März 2006 Rektor der Ohm-Hochschule Nürnberg, ist seit Dezember 2007 Gründungspräsident der Universität Adama in Äthiopien. Die afrikanische Regierung hat den promovierten Physiker mit der Aufgabe betraut, dort aus einer Vor­läufereinrichtung zur Ausbildung von Berufschullehrern eine Modell­universität zu gründen. Zu Beginn habe ihm diese Sache schon massives Bauchweh bereitet, gesteht Eichele. Doch der Empfang und die Resonanz vor Ort auf seinen ersten Besuch waren so überwältigend, dass er nicht anders konnte als zuzusagen.

Gerade ist Eichele damit beschäftigt, die Vorbereitungen für seinen – im wahrsten Sinne des Wortes – Abflug zu treffen. Im März geht es los. Zunächst einmal für drei Jahre. „Wenn nach drei Jahren alle Seiten, mich eingeschlossen, mit meiner Arbeit zufrieden sind und alle anderen Bedingungen stimmen, könnte ich mir schon vorstellen, meinen Aufenthalt um zwei weitere Jahre zu verlängern“, so der gebürtige Schwabe. Dennoch wird er seine Zelte hier nicht abbrechen. In Eckental in der Fränkischen Schweiz steht sein Haus. Wenn er mal nicht arbeitet, dann zieht er seine Wanderschuhe an, genießt die Natur und als Belohnung gönnt er sich anschließend ein kühles Bier.

Mit dem Projekt in Afrika erfüllt er sich einen Lebenstraum: im Ausland beruflich tätig zu sein. Noch während seiner Zeit als Rektor erhielt er die Anfrage mit Äthiopien. Apropos Rektor. Der Abgang aus dieser Funktion war alles andere als gewollt. Gerne hätte der Work­aholic noch die letzte Amtsperiode mitgenommen. Aber die Wahlberechtigten haben seine Pläne durchkreuzt und den Prorektor an die Spitze der Hochschule gesetzt. Auf die Frage, ob die Niederlage wehtat, bekennt Eichele: „Natürlich hat mich das getroffen, zumal ich es mir auch nicht wirklich erklären konnte. Allerdings wäre die dritte Amtsperiode eher Routine gewesen. Es gab nichts mehr wirklich Neues.“ Dennoch nennt er nicht ganz ohne Stolz all die Errungenschaften und Leistungen, die er während seiner Zeit als Rektor erwirken konnte. So habe er aus einer reinen Lehranstalt eine Einrichtung mit zentralem Augenmerk auf Forschung und Entwicklung gemacht, die Drittmittel innerhalb einiger Jahre fast um das Zwanzigfache auf über fünf Mio. Euro erhöht, die Öffentlichkeitsarbeit zur Chefsache erklärt, die Internationalisierung der Hochschule vorangetrieben und als erste Hochschule in Bayern familienfreundliche Strukturen geschaffen.

Vorbereitet für Afrika ist Eichele. Die mentalen Voraussetzungen hierfür habe er sich im Laufe seines Lebens angeeignet. Mit fast 60 bekomme man ein dickes Fell und verfüge über einen langen Atem. Im Gegensatz zu früher begegnet er Konflikten heute rationaler als früher, hat sogar eine eigene Technik im Umgang mit diesen entwickelt: „Erst mal sacken lassen, um dann eine erfolgreiche Taktik zu entwickeln. Mit Widerständen gehe ich strategisch um.“ Das braucht er auch. Denn Adama ist nicht Nürnberg und neben den gängigen Hürden, die bei der Gründung einer Universität so anfallen, dürften kulturelle Unterschiede wohl die größten Hindernisse darstellen.

Eichele ist ein Meister des Netzwerks. Persönliche Kontakte knüpfen und Kontakte pflegen, ist für ihn das wichtigste Mittel, um Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Schon zu Beginn seiner Rektorenzeit ließ er sich es nicht nehmen, alle relevanten Personen persönlich aufzusuchen und sich vorzustellen. So wird er es in Afrika auch wieder machen. „Präsenz zeigen“ nennt er das. Signalisieren, dass er tatsächlich physisch angekommen ist. Und wenn ihm dann noch Zeit bleibt, dann möchte er reisen und das Land erkunden. Pioniergeist an den Tag legen, wie er es eben immer macht. Denn neben der Errichtung der Universität, möchte er auch den Tourismus in Äthiopien voranbringen. Seiner Ansicht nach eine gute Möglichkeit, auch ohne großes Kapital und Investitionen wirtschaftliche Erfolge zu erzielen.

Er wäre nicht Herbert Eichele, wenn er sich nicht auch schon Gedanken über die Zeit nach seinem aktiven Berufsleben gemacht hätte. In einigen Jahren möchte er dann endlich alles in Ruhe genießen können. Vor allem zusammen mit seiner Frau auf Reisen gehen, selbst organisiert versteht sich. Denn Wissenshunger und Neugier sind Merkmale, die ihn stets begleitet haben und dies auch in Zukunft tun werden.

Autor/in: 
td.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2008, Seite 48

 
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