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Was macht eigentlich...?

Peter Daetz

Der Diplomingenieur hat neun Jahre lang die Hörgeräte-Sparte von Siemens in Erlangen geleitet. Als Ruheständler in Sachsen hat er ein internationales Holzbildhauerzentrum geschaffen.

Von Bayern aus hat Peter Daetz den Osten Deutschlands jahrelang mit aufgebaut. Nach seinem Ausscheiden bei Siemens als Geschäftsführer der Siemens-Tochter Audiologische Technik wollte der Diplomingenieur die Hände nicht in den Schoß legen, sondern suchte nach neuen Betätigungsfeldern – und fand diese in Sachsen.

Dort unterstützte er zwischen 1992 und 1996 Existenzgründer. Im März 1992 wurde er Geschäftsführer der GmbH "Wirtschaftsentwicklungs- und Fortbildungszentrum Mittelsachsen" und 16 Monate später gründete er in Flöha bei Chemnitz ein Förderzentrum. Die Ziele: Zum einen mit Hilfe von Produkt-, Verfahrens- und Systementwicklungen auswärtige Investoren anlocken, zum anderen Arbeitssuchenden aus der nicht mehr überlebensfähigen Textilindustrie und aus den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen aufgelöster Großbetriebe zu einer neuen Existenz verhelfen. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Von 1993 bis 1997 wurden durch knapp 150 Verträge mit der lokalen Industrie, mit Investoren und Existenzgründern 450 Arbeitsplätze vertraglich gesichert und 50 weitere in eigener Selbstständigkeit im Fertigungszentrum Maschinenbau in Flöha geschaffen.

Dann gründete er 2001 im 14 000 Einwohner großen Städtchen Lichtenstein, zwischen Zwickau und Chemnitz gelegen, das weltweit erste Zentrum der internationalen Holzbildhauerkunst. Dort überzeugte er die Stadtväter mit seiner Idee, den Holzbildhauern aus aller Welt eine Heimat zu geben. Seitdem sind rund eine Viertelmillion Besucher mit den einzigartigen Kunstwerken aus 35 Ländern in die unterschiedlichsten Kulturen eingetaucht.

Das ungewöhnliche Engagement begründet sich in der intensiven Reisetätigkeit von Peter Daetz. Er war 25 Jahre seines Lebens für Siemens in der ganzen Welt unterwegs gewesen und hatte dabei ein Faible für die Holzbildhauerkunst entwickelt. Daetz sammelte und erwarb über 700 künstlerische Exponate aus Afrika, Asien, Europa, Amerika und dem polynesischen Archipel. Die Stadt Lichtenstein stellte nach langen Gesprächen ein Grundstück mit einem 165 Jahre alten Schlosspalais bereit, finanzierte über den Freistaat Sachsen mit rund zwölf Mio. Euro die Renovierung sowie einen Neubau. 1998 entstand die Stiftung des Ehepaars Peter und Marlene Daetz, ausgestattet mit den vielen Kunstwerken. Die Stiftung ist heute 22-Prozent-Minderheitsgesellschafter der Daetz-Zentrum GmbH und geht nach 75 Jahren in das Eigentum der Stadt Lichtenstein über. Diese besitzt den Gebäudekomplex und finanziert die Einrichtung.

Daetz selbst hat darüber hinaus die im Januar 2000 erfolgte Gründung der Sächsischen Innung für Holzbildhauer angeregt. Und auch die Eröffnung des Internationalen Studiengangs Holzbildhauerkunst mit dem Abschluss eines Bachelor-Grads – in Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau – im Oktober 2002 geht auf die Initiative von Peter Daetz zurück.

Der Rundgang im Daetz-Zentrum entpuppt sich als Erlebnis für alle Sinne – auch dank eines ausgeklügelten Führungs- und Mediensystems, das mit elektronischen Geräten im Handy-Format bei den einzelnen Stationen über Riten und Bräuche informiert, mit landestypischer Musik im Hintergrund.

Daetz wirbt damit vor allem um das Verständnis für fremde Kulturen: "Über Kunst und Kultur kann man fühlen, wie andere Menschen denken, und lernen, ihre Werte einzuschätzen." Mit einem Schulprojekt, an dem bisher 700 Schüler aus 16 Gymnasien in Sachsen teilgenommen haben, baut die Daetz-Stiftung ihr gemeinnütziges Angebot aus. Peter Daetz bietet dabei den Schulen Module zum Downloaden an. Sie garantieren eine Woche lang fächerübergreifenden Unterricht zu einzelnen Ländern und ihre Tradition, Sprache, Wirtschaft, Religionen und Umwelt.

Für sein Engagement wurde Daetz vielfältig ausgezeichnet: 2004 mit dem "Deutschen Stifterpreis", davor mit dem Bundesverdienstkreuz und mit dem sächsischen Verdienstorden. Zum 75. Geburtstag verlieh die Stadt Lichtenstein 2005 an Daetz und seine Frau Marlene die Ehrenbürgerrechte.

Autor/in: 
Udo B. Greiner
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2008, Seite 53

 
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