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Exportweltmeister Deutschland

Deutsche Außenpolitik und deutsche Unternehmen helfen einander

Im Bundesaußenministerium in Berlin wird dem Thema Wirtschaftsförderung substanzielle Bedeutung beigemessen. Bei Auslandsreisen haben Firmenbesuche mehr als nur symbolischen Charakter. Von Günter Gloser, Staatsminister für Europa

Es wird knapp, aber Deutschland könnte 2008 den doppelten Hattrick schaffen und zum sechsten Mal in Folge Exportweltmeister werden. Vielleicht klappt es sogar 2009 noch einmal. An diesem schönen Erfolg haben auch viele Unternehmen aus Mittelfranken ihren Anteil. Deutsche Technologie, deutsche Geräte und Systeme sind international erfolgreich wie nie zuvor. Aber auch die deutsche Außenpolitik, der gute Ruf Deutschlands als wirtschaftlicher und politischer internationaler Partner spielen dabei eine wichtige Rolle.

Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft profitiert davon, und die deutsche Außenpolitik auch. Wer internationale Erfahrung hat, weiß: Ein solch guter Ruf kommt nicht von selbst. Er ist die Frucht langjähriger Anstrengungen, das Ergebnis ausdauernden Engagements, von viel Geduld und von viel Verständnis gegenüber Partnern mit anderer Kultur, mit anderer Denkweise und mit manchmal eigenwilligem Verständnis vom Geschäft, von Verwaltung und von Politik.

Deutsche Unternehmen sind auch deshalb angesehen, weil sie mit ihren internationalen Partnern anders umgehen als andere. Der deutsche Geschäftsmann sucht im Regelfall nicht nur eine profitable Einzeltransaktion, er sucht auf Dauer angelegte einträgliche Geschäftsbeziehungen - profitabel für beide Seiten. Für uns ist selbstverständlich, mit unseren Partnern auf Augenhöhe zu kooperieren, nicht von oben herab und auch nicht aus unterlegener Position. Das gilt für deutsche Unternehmen ebenso wie für die deutsche Diplomatie. Und dies unterscheidet uns von manchem vergleichbaren Wettbewerber.

Außenwirtschaftsförderung als Kernaufgabe deutscher Außenpolitik
Zu den wichtigsten Aufgaben des deutschen Auswärtigen Dienstes gehört, das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland, der deutschen Politik und auch der deutschen Wirtschaft zu pflegen. So habe ich vor einiger Zeit die neue LKW-Montage von MAN bei Krakau besucht. Mit diesem Werk ist MAN in der Lage, seine Marktposition im boomenden Osten Europas zu behaupten und weiter auszubauen. Anders ginge dies nicht, und nur so kann das Unternehmen seine führende Marktposition international behaupten. Mein Besuch hat gegenüber der polnischen Regierung und Verwaltung dokumentiert, dass die Bundesregierung diese wichtige Investition begrüßt, dass wir uns freuen, wenn ein deutsches Unternehmen im Osten Polens Beschäftigung und Wohlstand schafft - zumal dadurch die Wirtschaftskraft des Stammhauses in Franken gestärkt wird und auch deutsche Arbeitsplätze sicherer werden. Die polnischen Konzernmitarbeiter haben sich darüber gefreut, dass ein deutscher Politiker ihre Arbeit bei MAN schätzt. Und die polnische Verwaltung weiß, dass sie mit Nachfragen des deutschen Generalkonsulats in Krakau oder der deutschen Botschaft in Warschau rechnen muss, falls MAN einmal administrative Prozeduren gegenüber seiner Investition als unangemessen empfinden sollte.

Im tunesischen Sousse steht einer von rund siebzig Fertigungsstandorten, an denen Leoni Elektronik und Kabel für die internationale Automobilindustrie fertigt. Dort habe ich sehen können, wie ein Nürnberger Unternehmen, dessen Traditionen bis ins Mittelalter reichen, heute als internationaler Weltkonzern auf extrem wettbewerbsintensiven Märkten seine Position behauptet. Die Gründung der ersten Tochterunternehmen in Tunesien und Irland Anfang der achtziger Jahre waren Basis für die seither rasante Entwicklung des früheren Mittelständlers.

Zum guten internationalen Image deutscher Unternehmen gehört nicht zuletzt das aus der deutschen Tarifpartnerschaft geprägte Verhältnis zwischen Leitung und Arbeitnehmern. Mit ihren Ausbildungsleistungen, vorbildlichen Arbeitsbedingungen und aufgeschlossener interner Kommunikationskultur setzen viele deutsche Firmen Maßstäbe, die zur Entwicklung modernerer Unternehmenskulturen in ihrer Umgebung nicht unwesentlich beitragen.

Deutsche Außenwirtschaftsförderung mit umfassendem Netzwerk
Unsere Außenwirtschaftsförderung ist optimal aufgestellt, um deutsche Unternehmen bei ihren internationalen Engagements zu beraten und zu begleiten. Unsere Botschaften analysieren die politischen und adminis-trativen Verhältnisse in ihren Gastländern weltweit und stellen damit deutschen Unternehmen Hintergrundinformationen zur Verfügung, die für die Bewertung der Geschäftsmöglichkeiten sehr wertvoll sein können. Das Beziehungsnetzwerk unserer über 300 Auslandsvertretungen ist bestens geeignet - vor allem gegenüber öffentlichen Partnern in den Gastländern – Türen zu öffnen, die Unternehmen ansonsten verschlossen blieben. Beides sind Dienstleistungsangebote unserer Vertretungen, die deutsche Unternehmen kostenlos nutzen können. Und weil der Erfolg und das Ansehen deutscher Firmen letztlich auch der Diplomatie zugutekommt, haben unsere Vertretungen ein eigenes Interesse daran, dass ihre Dienste umfassend in Anspruch genommen werden. Auch um die vernetzte Geschäftserfahrung unserer Außenhandelskammern und die vorzüglichen internationalen Marktinformationen der Bundesagentur für Außenwirtschaft (BfAI) mit ihren weltweit rd. 100 Korrespondenten beneiden uns unsere Wettbewerber.

Frühzeitige Zusammenarbeit öffnet Türen
Es liegt daher nahe, dass deutsche Unternehmen diesen Service regelmäßig und frühzeitig in Anspruch nehmen. Häufig wenden sich Unternehmen erst spät an die Botschaft, wenn Probleme aufgewachsen sind, die mit eigenen Mitteln nicht mehr lösbar erscheinen. Dann jedoch ist es ungleich schwieriger, das Problem mit politischen Mitteln lösen zu wollen. Die internationale Konkurrenz macht das anders: Für französische, britische oder US-Firmen und viele weitere gehört es zur Routine, erst den Rat ihrer Botschaft einzuholen, bevor sie im Ausland Geld in die Hand nehmen. Dadurch sparen sie manche Kosten und verschaffen sich außerdem von Anfang an Wettbewerbsvorteile.

Bei etlichen deutschen Unternehmen – vor allem Mittelständlern – sehe ich in dieser Beziehung noch Potenzial, das gerade in Zeiten nachlassender Weltkonjunktur nicht unausgeschöpft bleiben sollte.

Deutschland ist stolz auf seinen erfolgreichen Mittelstand! Ich freue mich besonders über die vielen Unternehmen, die sich in ihren Marktsegmenten zum Weltmarktführer hochgearbeitet haben. Das ist Grund zur Zufriedenheit, aber kein Anlass, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, denn das Ringen an den Märkten im Ausland kennt keine Pause. Auch der Auswärtige Dienst baut seinen Service für deutsche Unternehmen im Ausland weiter aus, um optimale Unterstützung weltweit anbieten zu können. Auch ich selbst bin für Anliegen deutscher Firmen jederzeit ansprechbar und freue mich besonders, wenn sich jemand aus Mittelfranken an mich wendet. Mit politischer Flankierung der Interessen unserer Unternehmen will ich selbst und will der Auswärtige Dienst dazu beitragen, dass die deutsche Wirtschaft den Titel des Exportweltmeisters noch möglichst lange verteidigen kann.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2008, Seite 18

 
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