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Finanzkrise zieht Kreise

Wenn die Amerikaner für Staatseingriffe plädieren und ihre Investmentbanken abschaffen, muss die Lage wirklich ernst sein. Die Basis für die aktuelle Finanzkrise haben sie durch eine jahrelange Politik niedriger Zinsen und durch laxe Kreditvergabe selbst gelegt. Aber auch bei deutschen Banken traten weitreichende Fehleinschätzungen zu Tage.

Die Probleme der taumelnden US-Finanzwirtschaft lassen sich nicht auf Amerika eingrenzen, sondern sie sorgen weltweit für Unruhe. Der Abschwung an den Immobilienmärkten sowie starke Schwankungen der Wechselkurse und der Energiepreise tragen ebenfalls zur Nervosität bei. Deshalb ist es jetzt wichtig, wieder in ruhigeres Fahrwasser zu kommen. Denn Wirtschaft ist bekanntlich zu großen Teilen Psychologie. Wenn das Vertrauen der wirtschaftlichen Akteure sinkt, droht eine selbsterfüllende Prophezeiung, dann treffen die an die Wand gemalten Szenarien einer weltweiten Rezession auch tatsächlich ein. Mit Hilfspaketen der Politik ist es ein Dilemma: Zahlungen oder Bürgschaften des Staates sowie Liquiditätsspritzen der Notenbanken kosten das Geld der Steuerzahler und treiben die Inflation, aber sie sorgen für Beruhigung und stabilisieren das weltweite Finanzsystem.

In Deutschland haben wir nach dem Wackeln einzelner Institute allen Anlass, die Finanzmarktlage als ernst zu betrachten. Richtig ist aber auch: Realwirtschaftlich haben wir eine Zeit starken Wachstums hinter uns, sodass ein Rückgang der Konjunktur verkraftet werden kann. Insbesondere unsere mittelfränkischen Unternehmen sind noch gut ausgelastet, auch der Arbeitsmarkt zeigt sich in erfreulicher Verfassung.

In jeder Krise liegt eine Chance. Offensichtlich haben Politik, Finanzwirtschaft und Aufsichtsbehörden die Botschaft verstanden: Jetzt geht es um mehr Transparenz in der Finanzwelt!

Autor/in: 
IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2008, Seite 3

 
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