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Factory Outlet Center

Konkurrenz durch Fabrikverkauf

Der innerstädtische Einzelhandel sieht diesen Vertriebsweg äußerst kritisch.

Wäre für Verbraucher und Schnäppchenjäger ja schön gewesen, aber im Juli 2008 wurden die Planungen für das umstrittene Factory Outlet Center an der A 6 bei Herrieden vorerst gestoppt. Die mittelfränkische Bezirksregierung setzte das Raumordnungsverfahren vorläufig aus: Das Wirtschaftsministerium müsse das Vorhaben zunächst prüfen. Bis das Wirtschaftsministerium darüber entschieden hat, lässt die Regierung von Mittelfranken das laufende Raumordnungsverfahren erst einmal ruhen. Der Bekleidungshersteller Carlo Colucci will an der A 6 bei Herrieden einen Fabrikverkauf mit über 40 Geschäften für Bekleidung, Sportartikel, Schuhe, Lederwaren und Hausrat sowie Gastronomie errichten. Die Stadt Herrieden, die das Projekt unterstützt, rechnet mit mehreren hundert neuen Arbeitsplätzen und Investitionen in Millionenhöhe. Doch gegen das geplante Outlet Center hatte sich seit Beginn der Planungen Widerstand geregt. Gewerbe- und Einzelhandelsverbände sehen Geschäfte in der Umgebung durch den Fabrikverkauf gefährdet. Vor allem aus dem nur fünf Kilometer entfernten Ansbach, aber auch aus Gunzenhausen und Nürnberg kam Kritik.

Dabei sparen Deutschlands Verbraucher nun mal, wo immer sie können. Fabrik- und Lagerverkauf boomen, Outlet-Shopping ist in. Immer mehr Unternehmen aller Branchen, auch in Mittelfranken, verkaufen ihre Waren ohnehin direkt ab Fabrik. Durch den Verkauf ohne Zwischenhändler, ohne große Transport- und sonstige Kosten sind die Produkte, die im Fabrikverkauf angeboten werden nicht nur identisch mit den "Originalen", sondern in der Regel sehr viel günstiger, als sie es im Einzelhandel jemals sein könnten. Aber auch für die Hersteller kommt trotz geringerer Preise durch den Verzicht auf zahlreiche Kosten mehr heraus.

Neben der normalen Ware finden sich im Fabrikverkauf häufig auch Artikel aus der letzten Saison (beispielsweise bei Kleidung), Testartikel des Herstellers und Produkte der sogenannten "2. Wahl". Die Fehler der 2. Wahl-Artikel können beispielsweise eine leichte Farbabweichung sein, eine falsch gesetzte Naht oder falsch angebrachte Knöpfe. Solche Artikel müssen nicht zwangsläufig schlechter sein, sie sind nur nicht derart gestaltet oder produziert, wie der Hersteller sie geplant hat. Entsprechend werden sie besonders günstig im Fabrikverkauf angeboten.

Allein in Mittelfranken finden sich einige Dutzend Unternehmen, die Fabrikverkauf anbieten – von großen Bekleidungs- und Sportartikelherstellern wie adidas und Puma bis hin Lebensmittelanbietern wie den Nürnberger Lebkuchenproduzenten, dem Greuther Teeladen oder Schuhfabriken in Dinkelsbühl oder Herzogenaurach. Aber auch Spielwaren oder Haushaltsartikel können preisbewusste Verbraucher direkt bei den Herstellern einkaufen.

Der Einzelhandel verweist hingegen gern auf seine umfangreichen Serviceangebote wie beispielsweise eine Beratung, eine Umtausch- und Reklamationsmöglichkeit (im Fabrikverkauf eher selten der Fall) und im Bereich von Markenprodukten sowohl die Möglichkeit des Preisvergleichs bei verschiedenen Händlern wie auch die direkte Vergleichsmöglichkeit mit den Produkten anderer Hersteller.

Damit Verbraucher nicht umsonst den unter Umständen weiten Weg zu einem Fabrikverkauf fahren, sollten sie sich vorher informieren. Sowohl im Internet als auch in entsprechenden Fabrikverkaufs-Reiseführern werden eine Vielzahl von wichtigen Aspekten übersichtlich dargestellt. Dazu gehören vor allem die Öffnungszeiten, denn die Fabrikverkaufsläden sind häufig nur an einzelnen Tagen während der Woche geöffnet. Dazu kommen Informationen über die angebotenen Artikel und die mögliche Ersparnis bei einem Einkauf.

Rechtzeitig vor dem Einkauf sollte man sich darüber hinaus über die Zahlungsmöglichkeiten informieren – und ggf. genug Bargeld mitnehmen. Verbraucherschützer raten, sich selbst beim Einkauf ein persönliches Limit zu setzen. Die günstigen Preise verleiten ansonsten schnell dazu, deutlich mehr einzukaufen als geplant.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2008, Seite 38

 
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