Telefon: +49 911 1335-1335

Direktvertrieb

Nah am Kunden

Mode, Kosmetik, Weine, Internet-Anschlüsse: Viele Produkte werden den Verbrauchern über Außendienstmitarbeiter angeboten.

Der Bundesverband Direktvertrieb (BDD) erwartet, dass sich die Umsätze der Branche 2008 wieder positiv entwickeln. Zwar lagen diese im ersten Halbjahr mit rund 870 Mio. Euro nur in etwa auf dem Vorjahresniveau. BDD-Geschäftsführer Wolfgang Bohle meinte aber anlässlich der Mitgliederversammlung des Verbandes in Nürnberg, dass am Jahresende der Vorjahresumsatz von zwei Mrd. Euro überschritten sei.

Bohle setzt dabei auf die im ersten Halbjahr deutliche Aufwärtsentwicklung einiger Produktgruppen und den traditionell stärkeren Verkauf im zweiten Halbjahr. Positiv stimmen den Geschäftsführer zudem die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland mit immer mehr älteren, aber auch aktiveren Menschen. Berufstätige Frauen seien ebenfalls eher bereit, alternative Kaufkanäle zu nutzen, unter anderem wegen Zeitmangels.

Einer von denen, die auf mehr Umsatz im Direktvertrieb setzen, ist Peter Vest. Der Geschäftsführer der Yellow Strom GmbH schätzt den bisherigen Umsatzanteil des Direktvertriebs auf etwa ein Drittel. Doch möchte er diesen Vertriebskanal in den nächsten Jahren weiter ausbauen, denn "die Kundenbindung ist besser als bei neuen Kunden, die über Internet und Call-Center gewonnen werden". Die Aussichten seien günstig: Denn nachdem 2007 etwa eine Mio. Haushalte ihren Stromanbieter gewechselt haben, werden dies 2008 nach Einschätzung Vests schon rund zwei Mio. Haushalte tun.

Problematisch ist allerdings die Gewinnung neuer Außendienstmitarbeiter. Nach Verbandsangaben ging deren Zahl im ersten Halbjahr 2008 von 177 000 auf 165 000 zurück. Verbandschef Bohle macht neben der üblichen Fluktuation dafür vor allem die Arbeitsmarktpolitik verantwortlich. Selbstständige Beschäftigung werde von den Behörden und Arbeitsagenturen zu wenig gefördert. Besonders kritisch sieht Bohle die steigende Zahl der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse. Der BDD fordert deshalb, den Schritt in die Selbstständigkeit stärker zu fördern und Gründungszuschüsse einfacher und schneller zu genehmigen.

Die Produktpalette, die direkt vertrieben wird, ist in den vergangenen Jahren immer breiter geworden. Die 34 Mitgliedsfirmen des BDD bieten den Haushalten u.a. Strom, Erdgas, Internet-Anschlüsse, Weine, Kochtöpfe, Kosmetikartikel oder Modekollektionen an.

Neben den im BDD organisierten Mitgliedsfirmen gibt es noch rund 100 weitere in Deutschland. Darunter könnte es nach Worten Bohles auch einige "schwarze Schafe" geben. Seine Verbandsmitglieder würden sich aber vom sogenannten Haustürgeschäft abgrenzen und nicht nur auf Verkauf, sondern auf persönliche Beratung setzen. Dazu hat der BDD einheitliche Verhaltensstandards für seine Mitglieder entwickelt, die beispielsweise ein erweitertes Widerrufsrecht einräumen.

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2008, Seite 42

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick