Telefon: +49 911 1335-1335

Was macht eigentlich...?

Dr. Gerhard Grabner

Der Facharzt für Allgemeinmedizin mit eigener Praxis war 30 Jahre lang ehrenamtlich Chef und Landesarzt des Roten Kreuzes. Neuerdings ist er Stellvertretender Vorsitzender der Landesseniorenvertretung Bayern.

In Oberfürberg, einer ruhigen und gediegenen Fürther Wohngegend, steht in einer stillen Sackgasse am Rande des Stadtwaldes ein geräumiges, rotes Backsteinhaus. Man betritt es und findet sich in einem quadratischen Raum wieder, mehr als ein Windfang, noch keine Halle; schon dieser Raum zeigt jene Behaglichkeit, die das ganze Haus ausstrahlt. Obwohl sich im großräumigen Wohn-Essbereich kaum ein freier Platz an Wänden, auf zahllosen Regalen und Kommoden findet, weil alles belegt ist mit Büchern, Zeitungen und unzähligen Bildern, Ikonen, Kruzifixen, einer Vitrine voller Ausgrabungsstücke, großen grünen Pflanzen, wirkt es freundlich, lichthell, im besten Sinne bürgerlich-gemütlich. Hier leben die TV-Journalistin Birgit Grabner und der Arzt Dr. Gerhard Grabner, seit 41 Jahren verheiratet. Hier haben sie die beiden Söhne, den heute 40-jährigen Dr. Andreas Grabner, einen Facharzt für Psychiatrie, und den 39-jährigen Juristen Florian Grabner, der schon mit Anfang 30 Wirtschaftsreferent im Fürther Landkreis war, großgezogen.

Grabner, den man früher als gestandenes, bayerisches Mannsbild beschrieben hätte, kam in Wien zur Welt. Sein Vater siedelte nach Fürth um und hatte in der Südstadt eine Arztpraxis, wie es ihm Sohn Gerhard ab 1970 in eigener Praxis nachtat. Zuvor hatte er in Erlangen, Madrid, Lausanne und Wien Medizin studiert. "Ich bin Mediziner von Beruf, mein größtes Hobby aber waren und sind Sprachen", erzählt Grabner und deutet auf zwei vor ihm liegende Lehrbücher: Mit 68 Jahren lernt er gerade alttestamentarisches Hebräisch (und liest das Buch "Kohelet", also Prediger, im Original) und Iwrit, die moderne Landessprache Israels. Er spricht bereits Englisch, Französisch, Spanisch, Griechisch und Türkisch.

Weit über Fürth hinaus bekannt geworden aber ist Grabner nicht als polyglotter Gelehrter, nicht als Allgemeinmediziner oder Betriebsarzt für viele Firmen. Sein Lebenswerk ist der Aufbau des Rettungsdienstes in Mittel- und Oberfranken. In den 70er Jahren gab es kaum eine nennenswerte Rettungsstruktur. Dass heute fast überall in Franken eine Hilfsfrist von zwölf Minuten gilt (das ist die Fahrzeit der Sanitätsfahrzeuge zum Unfallort), ist seinem unermüdlichen Wirken zu verdanken: "Wir sind von Pontius zu Pilatus gelaufen und haben uns durchgebettelt, um Spenden für Rettungswägen und ihre Ausstattung aufzutreiben", erinnert sich Grabner.

Beim Roten Kreuz kam ihm auch sein Hobby Sprachenlernen zugute. Grabner bereiste die ganze Welt als Katastrophenarzt. Oft waren diese lebensrettenden Einsätze auch für einen nervenstarken Mann emotionale Gradwanderungen. Einmal war auch Grabner am Rande dessen, was erträglich ist: Am 11. Juli 1978 durchbrach in Los Alfaque in Katalonien (Spanien) ein mit Propylengas beladener Tanklastzug eine Begrenzungsmauer, stürzte auf einen Campingplatz und explodierte. 217 Menschen starben bei diesem Unglück, mehr als 300 waren zum Teil schwer verletzt. Für die Deutschen unter ihnen war Grabner zuständig, er musste die "Triage" durchführen, in diesem Fall entscheiden, wer rasch nach Deutschland transportiert wurde und wer zunächst in Spanien bleiben musste. Nach diesem nervenaufreibenden Einsatz entschied Grabner für sich, dass er für solche Aufgaben noch nicht ausreichend ausgebildet war: "Ich belegte theologische Seminare an der Universität. Ich hatte das Gefühl, dass die Medizin hier nicht ausreichte und ich mehr über Seelsorge wissen müsste", erinnert sich Grabner.

Dass ein Mann wie Dr. Gerhard Grabner nicht einfach aufhören kann, sich gesellschaftlich zu engagieren, weil die Pensionsgrenze erreicht ist, liegt auf der Hand. Und so ist es nur folgerichtig, dass aus seinem Wirken im Seniorenbeirat der Stadt Fürth inzwischen ein maßgeblicher Einsatz auf bayerischer Ebene in der "LandesSeniorenVertretung Bayern" geworden ist. "Die älteren Menschen werden immer mehr, aber sie haben niemand, der ihre Interessen politisch wahrnimmt", formuliert Grabner. Und man ahnt, dass seine medizinischen Kenntnisse und das politische Netzwerk aus der Verbandsarbeit eine gute Mitgift für die neue Aufgabe sind.

Autor/in: 
Peter Budig
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2008, Seite 65

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick