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Heitec

Mit führend in der Automatisierung

Richard Heindl (60), Gründer der Heitec AG in Erlangen, sieht sein Systemhaus für Automatisierungs- und Informationstechnologie "sehr gut aufgestellt": "Die Wirtschaftskrise ist bei uns noch nicht angekommen." 55 Mio. Euro Umsatz erzielt er mit 600 Mitarbeitern in seiner Gruppe. Sie umfasst neun Standorte in Deutschland (neben Erlangen Aachen, Auerbach/Vogtland, Berlin, Chemnitz, Crailsheim, Heilbronn, Karlsruhe sowie Regensburg) und Niederlassungen in Österreich, Russland, Slowakei, Tschechien, Ukraine und Türkei.

Der Österreicher, der 1984 in Erlangen eine Ingenieurgesellschaft aus der Taufe gehoben und diese zur heutigen AG mit mehreren Tochterunternehmen entwickelt hat, begreift die Krise als "Chance, sich neu zu orientieren und auszurichten, um unsere Zukunft mit Ideen, Kreativität und Motivation zu bewältigen". Davon profitieren sollen auch die über 700 Kunden, u.a. Konzerne wie BMW, Siemens, MAN, Philips, Bosch, Voith und Areva.

Die Heitec-Tochter Empic hat sich in einem Markt etabliert, der allein in Europa 500 Mio. Euro Umsatz verspricht: als Anbieter von Software-Lösungen für die Luftfahrtbehörden. Die Schweiz war eines der ersten Länder, die nach dem durch Fluglotsen verursachten Zusammenstoß zweier Flugzeuge über dem Bodenseeraum das mit zehn Mio. Euro Entwicklungskosten realisierte Modulsystem nutzten. Inzwischen vertrauen die Behörden in den Niederlanden, Luxemburg, Österreich, Ungarn, Griechenland, Italien, Slowenien und Kenia sowie die schwedische Luftwaffe (Heindl: "Das war ein Durchbruch im militärischen Sektor.") auf die Software-Lösung aus Erlangen. Sie unterstützt die Experten in Fragen der Betriebszulassung und -überwachung beispielsweise von Fluglinien und -häfen, der Personenlizenzierung für Piloten, Mechaniker und Fluglotsen, der Kunden- und Benutzerverwaltung, der Registrierung von Flugzeugen und der medizinischen Tauglichkeit von Piloten und Fluglotsen. Die Ende 2001 gegründete Empic GmbH ist ein Joint Venture der Heitec und der Austro Control in Wien, der Luftfahrtagentur von Österreich.

Weitere Beispiele für die Innovationskraft von Heitec sind die Mikroprozessortechnik im V8-Motor des BMW, Software für die Archivierung von Patientendaten in Krankenhäusern oder ein intelligentes T-Shirt für Asthmatiker, dessen Sensoren zentrale Körperfunktionen messen und die Daten an den Arzt weiterleiten. Heitec, zweimal mit dem Innovationspreis der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet, modernisiert gebrauchte Maschinen und automatisiert Montageanlagen, auf denen Solarmodule gefertigt werden.

Die Zeitarbeitstochter Heiserv beschäftigt rund 100 Mitarbeiter im technischen, kaufmännischen und Facharbeiterbereich im Raum Nürnberg. In einem eigenen Schulungsunternehmen, der Heitec-Akademie, wird sowohl internes wie externes Personal besonders qualifiziert. Das 1992 gegründete 50-prozentige Tochterunternehmen Softgate entwickelt Software für die Medizin- und Automobilindustrie, zählt 80 Mitarbeiter und verfügt über Auslandsstützpunkte in Prag und Shenzen/China. Die Heisab GmbH bringt SAP-Lösungen zum Mittelstand und die Heiplan GmbH präsentiert sich als Ingenieurgesellschaft, die die technische Gesamtplanung für Industrie- und Anlagentechnik übernimmt.

Richard Heindl sieht sich in Erlangen stark verwurzelt und engagiert sich deshalb vielfältig für die Region. So sponsert er den Handballclub und ist stellvertretender Vorsitzender im Tennisclub Rot-Weiß. Im Beirat der WiSo-Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, als Vizepräsident des Ostforums München und im IHK-Gremium Erlangen gibt er seine Erfahrungen als Wirtschaftsmanager weiter. Wichtig ist ihm – das unterstreicht er als Pate beim Gründerpreis der IHK Nürnberg für Mittelfranken – die Förderung von jungen Firmen und Studenten, wohl auch im eigenen Interesse: "Schließlich brauchen wir bei unserer Expansion neue Mitarbeiter und kreative Köpfe, die frische Ideen mitbringen und ehrgeizig neue Lösungen entwickeln können.

Vor Kurzem stellte Heitec auf der Automatisierungsmesse SPS/IPC/Drives in Nürnberg ihre neueste Innovation vor: das mobile und audiovisuelle Servicesystem Mavus, das per Handy den Servicetechniker im Ausland mit den Experten in der deutschen Zentrale verbindet. Der Mann vor Ort stülpt sich einen Kunststoffträger über den Kopf, in dem sowohl eine Kamera als auch ein Bildschirm mit 800 Pixel Leistung eingebaut ist. So sieht der Mann zu Hause, was am jeweils zu reparierenden Gerät falsch läuft und der Techniker, Tausende von Kilometern entfernt, erhält wichtige Dokumente und Wartungsanleitungen vor das Auge projiziert. Durch das am Kopfträger befestigte Display ist ein bequemes Arbeiten mit beiden Händen möglich. Kopfhörer und Mikrofon ermöglichen zusätzlich sprachliche Anweisungen und Hilfestellungen. Heitec-Vorstandsvorsitzender Richard Heindl: "Das ist wie bei einer Konferenzschaltung. Über die Kopfkamera sehen die Experten, was der Techniker vor sich hat und können so bei möglichen Komplikationen sofort eingreifen. Durch die schnelle Hilfe vor Ort werden oftmals teure Dienstreisen oder gar ein Produktionsstillstand vermieden." Die Fernwartung bewährt sich besonders in Krisengebieten, in die Serviceleute aus der Zentrale verständlicherweise nur ungern unterwegs sind.

Autor/in: 
Udo B. Greiner
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2009, Seite 49

 
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