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Raumgestaltung

Grüne Bürolandschaften

Pflanzen sorgen im Betrieb für ein angenehmes Arbeitsumfeld und wirken positiv auf Mitarbeiter und Besucher. Was ist bei Auswahl und Pflege zu beachten? Von Johanna Kulzer

Genügte in den 50er Jahren noch der Gummibaum neben dem Schreibtisch, so setzte in den folgenden Jahrzehnten mit der Hydrokultur eine „Massen-Begrünung“ ein, weil die Pflanzen pflegeleicht und die Gefäße standardisiert und universell einsetzbar sind. Mittlerweile geht der Trend wieder zu individuellen und mehr auf die firmenspezifischen Belange zugeschnittenen Lösungen, wobei vor allem auf die bewusste Gestaltung mit Pflanzgefäßen Wert gelegt wird. Es wächst das Bewusstsein dafür, dass nicht nur das Design eines Unternehmens einheitlich sein sollte (Corporate Design), sondern dass zu einem guten Außenauftritt auch ein durchgehendes Konzept für die Begrünung gehört (Corporate Green). Aber in den Büros bestimmen größtenteils immer noch Birkenfeige (Ficus benjamina) & Co. das Ambiente. Dabei wurde in den letzten Jahren das Angebot an ausgefallenen und trotzdem pflegeleichten Pflanzen ständig erweitert, sodass sich für jede Stilrichtung und jeden Zweck etwas Passendes finden lässt. Eine Werbeagentur, die auf Kreativität und außergewöhnliche Ideen setzt, könnte sich z.B. mit einer Sanseveria „Skyline“ (Bogenhanf) identifizieren, während eine auf Seriosität und Repräsentanz ausgerichtete Kanzlei ihr Corporate Identity wohl eher von Ficus microcarpa (Lorbeerfeige) vertreten fühlt. Auch die Vielfalt an Pflanzgefäßen ist groß wie nie: Neben Kunststoffgefäßen in allen Formen, Größen und (RAL-)Farben, faszinieren ausgefallene Naturmaterialien (Bananenblatt, Eierschale, Stein-/Muschel-/Edelstahlplättchen, Tau, Tabak usw.) und neuerdings Mischformen aus Kunststoff und einem natürlichen Material, z.B. Polystone (Kunststoff und grob gemahlener Stein), Fiberstone (Kunstharz und farbiges Steinmehl), etc. Diese edlen „Mischlinge“ wirken in Optik und Haptik wie ihr natürlicher Bestandteil, sind pflegeleicht und wiegen erstaunlich wenig.

Was sollte man nun beachten, wenn man aus der Vielfalt an Möglichkeiten für seine Firma die richtige Auswahl treffen und die häufig anzutreffenden Begrünungs-Sünden vermeiden möchte?

Während Kundenbereiche wie Empfang und Beratungszimmer meistens mit Pflanzen aufgewertet werden, werden nicht-öffentliche Bereiche oft vernachlässigt. Dabei wünschen sich die meisten Mitarbeiter viel Grün an ihrem Arbeitsplatz, wie jüngst eine Emnid-Umfrage, die von der Unternehmensberatung Kienbaum in Auftrag gegeben wurde, gezeigt hat. Demnach finden 60 Prozent der Befragten Grün am Arbeitsplatz wichtiger als eine perfekte technische Ausstattung (Ergebnisse der Umfrage unter www.plants-for-people.de).

Raumklima, Lautstärke, Wohlbefinden: Der positive Einfluss von Pflanzen auf das Raumklima (Lufttrockenheit, Schadstoffgehalt und Keimbelastung) und auf den Lärmpegel ist klar messbar. Es wird in der Praxis jedoch unterschätzt, wie wertvoll Pflanzen die Bewältigung betrieblicher Aufgaben unterstützen können. Denn mittlerweile wurde auch die subjektiv empfundene Steigerung des Wohlbefindens, der Leistungsfähigkeit und auch der Kreativität durch zahlreiche Studien und Untersuchungen belegt. Im medizinischen oder sozialen Bereich macht man sich diese Erkenntnis schon länger zunutze. Zahlreiche Studien bestätigen, dass Pflanzen die Rekonvaleszenz verkürzen, den Krankenstand reduzieren, die Stimmung aufhellen, die Motivation und das Miteinander fördern etc. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat die wichtigsten Untersuchungen hierzu in dem Band „Wohlbefinden im Büro“ zusammengefasst (www.baua.de; Rubrik „Publikationen/Broschüren“).

Raummaße: Das A und O einer gelungenen Bepflanzung ist eine auf die Raummaße abgestimmte Größe der Pflanzen. Meist werden sie viel zu klein gewählt. Das führt bei großen Räumen wie Foyers dazu, dass die Ensembles überhaupt nicht wahrgenommen werden. Der Versuch, dieses Manko mit einem Mehr an Pflanzen auszugleichen, führt selten zum gewünschten Ergebnis, sondern eher zu einer heterogenen Ansammlung von Gewächsen.

Raumnutzung: Ebenfalls entscheidend für die Auswahl der richtigen Pflanzen ist die Art der Raumnutzung. Obwohl es in den meisten Firmen selbstverständlich ist, die Möblierung auf das gewünschte Ambiente und die Funktion abzustimmen (z.B. repräsentativ, einladend, konzentrationsfördernd usw.), wird bei der Auswahl von Pflanzen und Gefäßen weniger konsequent vorgegangen. Für repräsentative Räumlichkeiten (z.B. Chefbüros) empfehlen sich wenige, dafür aber hochwertige Pflanzgefäße mit markanten, baumartigen Pflanzen, die Stärke vermitteln (z.B. Ficus microcarpa „Bonsai“). Empfangs- und Kundenbereiche sollten eine freundliche, einladende Atmosphäre ausstrahlen und das vermitteln am besten Pflanzen mit satt-grünen, großen und weichen Blättern (z.B. Clusea), kombiniert mit Pflanzgefäßen in fröhlichen Farben bzw. dezenten Naturmaterialien.

Die meisten Bepflanzungen erstarren erfahrungsgemäß in gepflegter Monotonie. So finden sich meist – unabhängig von der Branche der Firma und deren Räumlichkeiten – die gängigen niedrigen, silberfarbenen Standard-Kulturgefäße mit immer denselben Arrangements. Natürlich sind Pflanzen an sich nicht langweilig, sie werden höchstens nicht gebührend in Szene gesetzt. Aber Töpfe können durchaus langweilig sein und übertragen dies auf ihre Umgebung. Fühlen sich auch die Pflanzen wohl? Diese Frage ist entscheidend, denn sie machen nur dann langfristig Freude, wenn sie zum jeweiligen Standort (Licht, Temperatur) passen. Pflanzen, die um das Überleben kämpfen müssen, sind selten ein erfreulicher Anblick. Sie deprimieren eher als dass sie aufbauen.

Bei der Begrünung ist es wie bei allen Fragen der Bürogestaltung: Zunächst sollte geklärt werden, wer man ist (Stichwort: Corporate Identity), wie die Gegebenheiten sind (Raum, Kunden, Mitarbeiter) und welche Ziele verfolgt werden sollen. All dies muss in ein stimmiges Konzept einfließen. Hilfreich zur Seite stehen hierbei spezialisierte „grüne Berater“, Innenarchitekten und Raumausstatter.

Externer Kontakt: Johanna Kulzer ist Inhaberin von GreenCoach – Fach-Service für individuelle Raumbegrünung in Heroldsberg (johanna.kulzer@greencoach.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2009, Seite 40

 
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