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Leitsysteme

Gut geführt

Besucher sollen sich in Bürohäusern, öffentlichen Gebäuden und sozialen Einrichtungen schnell zurecht finden. Was zeichnet ein gutes Leitsystem aus? Von Tanja Heilberger

Ob es der Einkauf im Supermarkt ist, der Gang zur Behörde, der Check-in im Flughafen oder der Weg durchs Bürogebäude: Menschen brauchen vertraute Signale, eindeutige Wörter, Farben und Symbole, um sich zu orientieren und Dinge zuzuordnen. Das goldene M zeigt weltweit den Weg zum nächsten McDonald’s, das schwarze Posthorn auf gelbem Grund führt zum Postamt. Ein Corporate-Design-Leitsystem ist die Grundlage für die Wiedererkennung einer Marke. Ein gutes Leitsystem hat viel mit Psychologie zu tun. Es geht um Menschen und um deren Sicherheit. Ein Leitsystem bestätigt den Benutzer auf seinem Weg. Ein Mensch, dessen Gehirn mit Informationen und Sinneseindrücken überfrachtet wird, blockiert und gerät schnell in Panik. Stellen Sie sich Ihre eigene Situation in einer unbekannten Stadt oder am Flughafen vor, wo die Orientierung fehlte. Und waren Sie nicht selbst schon „erleichtert“, als Sie die Toiletten-Piktogramme entdeckt haben? Unsicherheit und Desorientierung lassen sich mit Sicherheit vermeiden, wenn ein klares Leitsystem signalisiert, wo man sich befindet und wie man zum Ziel kommt.

Je klarer und universeller das Design, desto weniger Hinweisschilder sind notwendig. Vier Grundsätze gelten in einem CD-Leitsystem:

  • Arbeiten Sie mit einer einfachen und klaren Bildsprache. Gut verständlich sind Symbole und Piktogramme, die im kulturellen Kontext verankert sind. Reduzieren Sie Wegweiser wie zum Beispiel zur Arztpraxis oder zum Standesamt durch Piktogramme oder Symbole.
  • Leiten Sie ohne Worte. Das hilft Analphabeten und ausländischen Mitbürgern.
  • Verwenden Sie Schrifttypen wie Univers oder Frutiger, die gut und schnell lesbar sind. Dunkle Schrift auf hellem Untergrund ergibt einen Farbkontrast mit guter Fernwirkung.
  • Beim Betreten eines Gebäudes muss der Besucher sofort den Punkt finden, wo er Orientierung erhält. Dabei gilt die Regel: Hinweisschilder hängen in Augenhöhe oder maximal 40 Grad höher.

Übergänge zwischen Gebäudeteilen
Führt das Leitsystem durch verschiedene Gebäudeteile und Etagen, hilft ein wiederkehrender Grundrissplan in Ampelfarben, der mit Standortsymbolen die Frage „Wo bin ich?“ beantwortet. Knackpunkte eines jeden Leitsystems sind Übergänge zwischen alten und neuen Gebäudeteilen. Oft wächst das Leitsystem nicht mit. Unterschiedliche Symbolik, überarbeitete Logos, ein Farb- und Materialmix von Schildern und Tafeln brechen mit dem bestehenden Corporate Design und führen zu Verwirrung. Vorbildlich ist ein bereits in der Planungsphase eines Neubaus durchgängig gestaltetes Leitsystem, in das die Markenidentität einbezogen wird. Am runden Tisch plant die Agentur mit dem Architekten und integriert Marken-CD und Funktionalität in das Leitsystem. Strategische Punkte für Hinweistafeln, Deckenabhänger, Stelen, Leitsymbole auf dem Boden oder gar ein elektronisches Infosystem lassen sich harmonisch in die Funktionalität des Gebäudes einbinden.

Ein Corporate-Design-Leitsystem hat viele Aufgaben zu erfüllen: Die Markenidentität, ein überzeugendes Design, der Bezug zum Kunden und psychologische Aspekte gehen in einer durchdachten Markenfamilie Hand in Hand. Erfolgreiche Leitsysteme geben nicht nur Sicherheit und Bestätigung, sie setzen auch Impulse wie Kaufanreize und Wohlfühlatmosphäre. Ob in der Außenwirkung einer Marke über die Visitenkarte und die Geschäftsbroschüre oder in ihrer Binnenwirkung im Leitsystem des Bürogebäudes: Visualisierung einer Marke und Funktionalität greifen in einem Leitsystem ineinander. Hierin spiegelt sich die Kunst der Agentur, die Marke in grafische Elemente und eine Symbolsprache zu übersetzen, die im Unterbewusstsein wirkt, verstanden wird und ohne „Wo bin ich?“-Fragen zum Ziel führt.

Externer Kontakt: Tanja Heilberger ist Geschäftsführerin der Werbeagentur petitio GmbH in Nürnberg (www.petitio.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2009, Seite 38

 
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