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Elektromobilität

Lautlos und umweltfreundlich

Bis Elektroantriebe flächendeckend eingesetzt werden, wird noch einige Zeit vergehen. Die Metropolregion Nürnberg forscht an den Motoren der Zukunft maßgeblich mit.

Für Furore auf der Spielwarenmesse Nürnberg sorgte der Elektro-Trabant auf dem Stand des Modellauto-Herstellers Herpa aus Dietenhofen. Dabei war während der Messe noch nicht einmal sicher, dass der „Trabant nT mit Elektroantrieb“ – so die offizielle Bezeichnung – tatsächlich in Serie geht: Ausgestellt war wie auf der IAA 2009 das „ConceptCar mit modernem Design und zukunftsweisendem Elektroantrieb“. Herpa-Geschäftsführer Klaus Schindler bestätigte, dass auch zwei Jahre nach der Konzeptphase noch kein Investor für die Produktion feststehe. Dennoch: Der Prototyp war eine gute Werbung für Herpa und hat den Blick auf die Kompetenz der Metropolregion im Bereich Elektromobilität gelenkt.

Es mag fraglich sein, ob es zur Serienproduktion von E-Autos „Made in Mittelfranken“ kommt. Ein Unterfranke ist dagegen seit 15 Jahren mit der Kleinserienproduktion eines Elektromobils aktiv. Auch wenn für viele der City-El kein „echtes“ Auto ist: Mit etwa 6 000 verkauften Exemplaren ragt der Eineinhalb-Sitzer aus diesem Marktsegment bereits heraus.

Nestmeier betreibt Forschung gerade im Batterie- und Antriebsbereich im eigenen Haus. Dagegen sind die Spezialisten des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (FhG-IISB) in Erlangen und Nürnberg seit Jahren auch für die großen Automobilhersteller tätig. Doch für ihr Vorführsystem eines im Differentialgehäuse integrierten E-Antriebs bekam das Team um Dr. Martin März den notwendigen Audi TT nicht geschenkt: Das Institut musste das Fahrzeug kaufen.

Dabei betreiben die Wissenschaftler des IISB ein eigenes „Zentrum für Kfz-Leistungselektronik und Mechatronik“. Sie haben damit große Anknüpfungspunkte zum „E-Drive-Center“, das wiederum ein wichtiger Baustein des Strukturprogramms Nürnberg/Fürth ist, das die Bayerische Staatsregierung zur Abmilderung der Quelle-Pleite beschlossen hatte. Das E-Drive-Center solle als „Bayerisches Technologiezentrum für elektrische Antriebstechnik“ die Entwicklung innovativer elektrischer Antriebskonzepte und der zugehörigen Produktionstechnologien fördern sowie die gewonnenen Erkenntnisse in industrielle Anwendungen übertragen“, heißt es offiziell aus der Staatskanzlei. Für dessen Errichtung in Nürnberg zum Zwecke des „Wissenschaftstransfers von der Hochschulen in die industrielle Praxis“ hat die Staatsregierung neun Mio. Euro zugesagt. Beteiligt daran ist auch CNA, die regionale Kompetenzinitiative für Verkehr und Logistik.

Dass Elektromobilität in der mittelfränkischen Wirtschaft an Bedeutung gewinnt, zeigt auch eine Reihe von Veranstaltungen, die die IHK zu diesem Thema schon veranstaltet hat. Nach Aussage von Dr. Robert Schmidt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Innovation/Umwelt, sollen die IHK-Anwenderclubs, bei denen sich Wissenschaft und Wirtschaft zu Erfahrungsaustausch und gemeinsamen Projekten treffen, in Kürze um einen Anwenderclub „Elektromobilität“ erweitert werden. Außerdem engagiert sich die Nürnberger IHK im Zuge des „Umweltpaktes Bayern“ für dieses Thema.

Wissenstransfer im praktischen Sinn betreiben in der Nürnberger Innenstadt die Paketzusteller DPD und UPS bei Kunden und Fußgängern. Isolde heißt das Elektro-Transportsystem von DPD, das im letzten Jahrzehnt durchschnittlich 500 Pakete pro Tag umweltfreundlich in Europas größter Fußgängerzone zugestellt hat – im vergangenen Sommer wurde die millionste Sendung gefeiert. Während die beiden DPD-Fahrzeuge viel mit den Zugmaschinen gemein haben, die auf Flughäfen oder Bahnhöfen lange Schlangen von Transportwägelchen hinter sich herziehen (und mit Bleibatterien ausgestattet sind), hat sich Konkurrent UPS vor ein paar Wochen gleich einen „echten“ Elektro-Transporter für Nürnbergs Altstadt besorgt. Die Kunden sollen von einem ganztägig verfügbaren Service bei Zustellung und Abholung profitieren. Denn Elektrofahrzeuge sollen zeitlich uneingeschränkt im Stadtgebiet unterwegs sein dürfen. Vielleicht stammen ja bald die Stromspeicher der UPS-Laster aus Nürnberg: Conti baut seit knapp zwei Jahren in der Noris Lithium-Ionen-Batterien in Serien, die zuerst inklusive der Hybridtechnik im Mercedes S400 BlueHy-brid zum Einsatz kamen. Hochleistungsfähige Batterien – möglichst leicht, mit wenig Verlusten und sicher bei Unfällen – sind bei Elektrofahrzeugen äußerst wichtig. Das gilt nicht nur für Autos, sondern genauso für E-Zweiräder, auch Pedelecs genannt, wie sie beispielsweise der Fürther Daum Electronic produziert.

Pedelecs oder Mini-Elektroroller wie zum Beispiel die kultigen orangen „E-Bikeboards“ sind bereits in vielen Gebäuden mit langen Wegen im Einsatz, so auch im Nürnberger Messezentrum. Doch selbst für den Transport von Gütern gibt es etwas mit teilweise fränkischen Wurzeln: Die „E-Trikes, eine Alternative für kommunale Kleinfahrzeuge wie den Piaggio oder das Multicar“, wie Dietmar Ebert von der E-Trikes GmbH aus Bastheim in der Rhön erklärt. Das E-Dreirad habe sehr geringe Anschaffungs- und „extrem niedrige Betriebskosten“ und sei deshalb für Kommunen ebenso attraktiv wie für landwirtschaftliche Betriebe, Industriebetriebe oder Handwerker. Seit Kurzem gibt es bei der Stadt Nürnberg eines dieser Fahrzeuge, das sogar tageweise vermietet wird – an Firmen wie Privatleute. Es hat eine nach hinten zu kippende Ladefläche und bietet ausreichend Platz für zwei Euro-Paletten.

Dass bald ein Mietautoanbieter die Taxi-Version des E-Trikes nutzt, ist kurzfristig nicht zu erwarten: „Erst wenn eine entsprechende Infrastruktur da ist, und das nicht nur lokal, können wir an Elektroautos denken“, heißt es bei der Nürnberger Taxigenossenschaft. Deshalb fürchten die Taxi-Fahrer auch keine Konkurrenz, wenn ab April solarelektrische Dreiräder in Nürnbergs Straßen zu sehen sind: Ein halbes Dutzend Elektro-Rikschas mit Solarmodul auf dem Dach sollen dann als Öko-Mietautos für touristische Rundfahrten, für Hochzeiten oder für Firmenveranstaltungen unterwegs sein.

Es fehlen also öffentliche E-Tankstellen, an denen die Fahrzeuge nachgeladen werden können. Fünf davon will die N-Ergie AG im Lauf des Jahres 2010 im Stadtgebiet Nürnberg einrichten. Doch bis es so weit ist, können auch Gaststätten aushelfen: An deren Gartensteckdosen lassen sich die meisten Elektromobile andocken, und nach einer Radler-Pause kann es wieder losgehen mit dem leisen Fahren.

Autor/in: 
Heinz Wraneschitz
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2010, Seite 44

 
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