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Was macht eigentlich...?

Burchard Steinbild

Er war mit seinen drei Gründer-Kollegen der Nürnberger Firma SuSE Linux einer der Pioniere der quelloffenen Software. Heute gehört das Unternehmen zu Novell, und Steinbild arbeitet wieder in seiner norddeutschen Heimat.

Manchmal sind es kleine Auslöser, die eine große Entscheidung folgen lassen. Bei Burchard Steinbild war es ein Spaziergang. Seine Tochter war damals gerade ein Jahr alt, tippelte vorneweg, schaute sich immer wieder um. „Sie war völlig erstaunt darüber, dass der Papa nach zehn Minuten immer noch da war. Das war ein prägendes Erlebnis für mich. Mir wurde bewusst, wie schnell die Zeit vergeht.“

Burchard Steinbild zog die Konsequenz aus dieser Erkenntnis: Mit 33 Jahren verlässt er ein Unternehmen, das 1999 auf dem Höhepunkt seines Erfolges ist: die SuSE Linux AG. Steinbild ist einer der vier Gründer, die die Software-Schmiede ins Leben riefen. Gemeinsam mit seinen Freunden und Studienkollegen Roland Dyroff, Hubert Mantel und Thomas Fehr gründete er 1992 die Gesellschaft für Software- und System-Entwicklung mbH, die 1997 auch mit dem IHK-Gründerpreis ausgezeichnet worden ist.

Schon während des Studiums beschäftigen sie sich mit Unix, einem sogenannten Mehrbenutzer-Betriebssystem. Auch Linux – benannt nach seinem Gründer Linus Torvalds – gehört zur Unix-Familie. Mit ihrem Wissen darum wollen die Vier ein Software-Unternehmen aufziehen, das sich an die großen Firmen der Region wendet, Siemens etwa oder PKI. „Aber es war nicht so einfach, an Aufträge zu kommen“, erinnert sich Steinbild. Das Quartett nimmt sich dann vor allem des Linux-Systems an. „Wir dachten uns, wenn wir Probleme damit haben, geht es anderen sicher ähnlich.“ Bereits 1991 basteln sie an einer Version des Betriebssystems 0.12. Die erste marktfähige Version ist auf zehn Disketten erhältlich. Ab der Version 4.2 steigen die Verkaufszahlen sprunghaft. Der Erfolg überrumpelte nicht, aber überraschte. „Unser Unternehmen nahm einen völlig anderen Weg als erwartet“, sagt Steinbild.

Steinbild hat die Funktion des CTO inne – eines Chief Technology Officer und ist für die technische Entwicklung des Unternehmens zuständig. Seine Arbeitszeit liegt selten bei unter 80 Stunden pro Woche, eher bei mehr. Der Zeitpunkt seines Ausstiegs hätte nicht besser gewählt sein können. 2001 steht SuSE kurz vor der Insolvenz, kommt aber doch wieder auf die Füße. Die alte Standfestigkeit erreicht das Unternehmen aber nicht mehr. Zwei Jahre später übernimmt schließlich US-Konkurrent Novell das Unternehmen für 210 Mio. US-Dollar. Bis dahin ist auch Steinbild als Aktionär im Boot. So bekommt er die Übernahme von SuSE zwar „monetär voll zu spüren, aber nicht mehr mental“.

„Mir war Familie aber schon immer wichtig“, sagt Steinbild. Das brachte ihn auch nach Nürnberg. Denn eigentlich war es seine damalige Freundin, die heute seine Ehefrau ist, die ihn nach Franken „importierte“. Sie wollte hier Werkstoffwissenschaften studieren, also immatrikulierte auch er sich hier. Nach dem Ausstieg, da waren sich beide einig, ging es wieder zurück in die Heimat – in den hohen Norden Deutschlands. Dort lebt die Familie auf einem alten Hof. Der ist auch Burchard Steinbilds Arbeitsplatz. Hier arbeitet er normale acht Stunden täglich. Unix und Open Source ist er treu geblieben. Seine Firma UX3 GmbH mit ihm als einzigen Mitarbeiter verwaltet Beteiligungen und berät Firmen, die auf sein Unix-Wissen sowie auf sein unternehmerisches Know-how zurückgreifen wollen. Außerdem ist Steinbild im Aufsichtsrat der Firma OTRS, die er 2003 als Berater mit aus der Taufe gehoben hat und die IT-Management betreibt.

Auch wenn Steinbild heute in Beckeln im Oldenburger Land lebt, hat er noch immer Kontakt zu allen drei Gründerfreunden von SuSE. Würde er wieder mit Freunden ein Unternehmen gründen? „In dem Alter von damals – ja“, sagt er. „Aber man muss sich immer bewusst sein, dass die Freundschaft auf dem Spiel steht, wenn es ums Geld geht.“

Vita

  • 1966 in der Region Hümmling im Landkreis Emsland geboren
  • Studium der Mathematik an der Universität Erlangen-Nürnberg
  • Im September 1992 – im Alter von 26 Jahren – gründete Burchard Steinbild gemeinsam mit seinen Freunden Roland Dyroff, Hubert Mantel und Thomas Fehr die Gesellschaft für Software- und System-Entwicklung mbH (SuSE Linux).
  • 1997 IHK-Gründerpreis
  • 1999 Ausstieg aus dem Unternehmen
  • Heute wieder in seiner Heimat im Landkreis Oldenburg und selbstständig mit der Firma UX3 GmbH.
  • Steinbild ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.
Autor/in: 
aku.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2010, Seite 67

 
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