Telefon: +49 911 1335-1335

Cloud Computing

Alles aus der Wolke

Anwendungen zentral betreiben und pflegen, aber dezentral nutzen. Dieses Konzept senkt Kosten und Aufwand bei den IT-Nutzern. Von Stefan Schröder, Illustration: Anton Atzenhofer

Der Begriff Cloud Computing breitet sich schnell aus – obwohl andere Schlagworte in diesem Umfeld wie „Application Service Providing (ASP)“, „Software as a Service (SaaS)“, „Software on Demand“, „Software aus der Steckdose“ oder „Webbasierte Dienste“ ebenfalls noch immer verwendet werden. Viele fragen sich nun: Was ist Cloud Computing eigentlich? Wie geht das und wofür kann man es nutzen?

Der IT-Branchenverband Bitkom definiert Cloud Computing in einem aktuellen Leitfaden als eine Form der bedarfsgerechten und flexiblen Nutzung von IT-Leistungen. Diese werden in Echtzeit als Service über das Internet bereitgestellt und nach Nutzung abgerechnet. Dieses Modell schafft die Voraussetzung für ein kostengünstiges Angebot im Vergleich zu einer eigenen Vor-Ort-Lösung. Gleichzeitig ermöglicht Cloud Computing die Verlagerung von langfristig fixen Investitionen hin zu variablen Kosten. Zudem sind IT-Ressourcen im Cloud Computing schnell realisierbar sowie in höchstem Maße flexibel und erweiterbar.

Die IT-Leistungen können sich beziehen auf

  • Anwendungen (Software as a Service; SaaS),
  • Plattformen für Anwendungsentwicklungen und -betrieb (Platform as a Service; PaaS),
  • Basisinfrastruktur (Infrastructure as a Service; IaaS)

Von diesen drei Ebenen des Cloud Computings ist für Endkunden – unabhängig ob Privat- oder Geschäftskunde – insbesondere die Ebene „Software as a Service“ von hohem Interesse. Auf diesem Weg werden Anwendungen als „Software aus der Steckdose“ genutzt. Die komplette Verarbeitung inklusive der Speicherung zugehöriger Daten wird dabei vom Provider für beliebig viele Kunden als standardisierter Service angeboten.

Schon vielfach angewandt

Wer glaubt, das sei nichts für ihn, irrt sich wahrscheinlich, weil er ohne es zu wissen schon lange SaaS nutzt. Bei einigen öffentlichen Aufgaben geht heute gar nichts mehr ohne SaaS, z.B. wenn Steuerdaten über „Elster“ an die Finanzverwaltung weitergegeben, Jahresabschlüsse im Handels- und Genossenschaftsregister veröffentlicht oder wenn von der Bank aktuelle Währungskurse für die Buchführung bezogen werden. In jedem dieser Fälle hat ein Anbieter die Software zur Nutzung bereitgestellt, so dass es sich um Ausprägungen von Cloud Computing und von SaaS, einer Form des Anwendungs-Outsourcings handelt.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass dieses Outsourcing bereits das Nutzungsmodell der frühen Computer-Jahre (Großrechner und Rechenzentren) gewesen ist – Anwendungsbetrieb und Anwendungspflege werden zentral gewährleistet, die Nutzung erfolgt dezentral. Durch den Siegeszug des PC mit lokalen Anwendungen (Vor-Ort-Verarbeitung) geriet diese Art des Outsourcings zunehmend in Vergessenheit. Im vergangenen Jahrzehnt gab es verschiedene nicht ganz so erfolgreiche Ansatzpunkte, die Idee neu zu beleben. Seit einigen Jahren erlebt sie als SaaS nun eine Renaissance – nicht zuletzt wegen der ständig steigenden Komplexität der Soft- und Hardware und dem damit verbundenen Pflege- und Betreuungsaufwand.

Gleichzeitig stimmen die Rahmenparameter mit dem Marktbedarf immer mehr überein. Denn die Kunden fordern folgende Aspekte:

  • breitbandiges Internet zu adäquaten Kosten,
  • eine hohe Verfügbarkeit der Online-Anbindung (Allways-On),
  • etablierte Sicherheitstechnologien und
  • ein umfangreiches Angebot geeigneter Produkte und Dienstleistungen.

Eine wesentliche Bedingung für den SaaS-Einsatz ist allerdings das Vertrauen des Kunden in die Partnerschaft mit dem Anbieter. Dies betrifft sowohl den vertrauensvollen Umgang mit den Daten, die der Anbieter im Auftrag seiner Kunden verarbeitet und speichert, wie auch das Vertrauen in der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit des Dienstes.

Wenn auf der Basis dieses Vertrauens Cloud und SaaS genutzt werden, dann ergeben sich laut Bitkom-Präsidiumsmitglied Martin Jetter von IBM viele Vorteile für Anwender: Kleine und neu gegründete Unternehmen profitieren insbesondere vom umfangreichen Lösungsangebot, das ständig weiterentwickelt wird. Sie können ihre Ideen schnell und professionell via Internet realisieren und ihren Kunden und Partnern präsentieren. Zusätzlich können sie schnell (virtuelle) Unternehmensverbünde gründen, um ihre Produkt- und Service-Angebote zu erweitern und zu kombinieren. Die IT in der Cloud unterstützt sie dabei dynamisch und ohne große Investitionen.

Ergänzende Informationen zu Cloud und SaaS gibt es auf den Seiten des Bitkom (http://www.bitkom.org/saas, http://www.bitkom.org/de/themen/61490.aspx).

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2010, Seite 28

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick