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Bewegt sitzen

Die Chairgo GmbH aus Hersbruck hat den IHK-Gründerpreis in der Kategorie „Markterfolg und soziale Verantwortung“ gewonnen.

Rückenleiden nehmen in unserer Gesellschaft massiv zu“, sagt Götz Reichel, Geschäftsführender Gesellschafter der Chairgo GmbH. Dieser neuen „Volkskrankheit“ hat er den Kampf angesagt, sein 2006 gegründetes Unternehmen hat sich deshalb ganz dem ergonomischen Sitzen verschrieben. Die beste Gesundheitsprävention sei es, den Arbeitsalltag beweglich zu gestalten, erklärt der Diplom-Kaufmann, der deshalb überzeugter „BewegtSitzer“ ist. Über Internet, Werksverkauf sowie Direkt- und Telefonmarketing vertreibt das Unternehmen ergonomische Sitz- und Büromöbel, die „Bewegung ermöglichen“.

Die Geschäftsidee verdankt der 47-Jährige einem Freund, der Sitzmöbel herstellt. Dieser hatte den damaligen Vertriebsleiter bei einem Telekommunikationsunternehmen gebeten, einen Businessplan für den Direktvertrieb von ergonomischen Bürostühlen zu erstellen. „Er selbst konnte das aber nicht machen, also habe ich den Plan selbst umgesetzt,“ sagt der Hersbrucker.

Mit einem Mitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma begann Götz Reichel vor vier Jahren in seiner Wohnung mit dem Vertrieb der Möbel. 500 Stühle eines Lieferanten verkaufte der Unternehmer im ersten Jahr. Heute sind es bereits über 6 000 Sitzmöbel, die dem Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,5 Mio. Euro bescherten. Circa 400 Artikel in über 4 000 Varianten von zehn Herstellern hat der Betrieb, der von der Interessengemeinschaft der Rückenlehrer/innen e.V. (IGR) als „Kompetenzpartner Ergonomie“ zertifiziert ist, inzwischen im Programm. Zwischen 150 bis 4 000 Euro kosten die ergonomischen Schreibtischstühle je nach System und Design-Anspruch.

Zu den Kunden gehören neben Privatpersonen, die rund ein Fünftel der Käufer ausmachen, vor allem mittelständische Unternehmen, aber auch große Versicherungen, Banken, Automobilhersteller und Behörden. Chairgo verkauft die Sitzmöbel nicht nur, sondern unterstützt Rücken-Patienten, die auf gesunde Sitzmöbel angewiesen sind, auch bei der Abwicklung der nötigen Verwaltungsvorgänge mit Rentenversicherungsträgern, Berufsgenossenschaften und Integrationsämtern. Der bisher größte Auftrag des jungen Unternehmens kam von der Polizei: In den nächsten drei Jahren werden die „BewegtSitzer“ rund 350 bayerische Polizeidienststellen mit ergonomischen Stühlen ausstatten.

Inzwischen beschäftigt Reichel fünf Mitarbeiterinnen – überwiegend junge Mütter, die sich die Arbeitsplätze in eigener Regie teilen. Damit es auch in Notfällen keine Probleme mit der Kinderbetreuung gibt, hat Götz Reichel eine Spielecke eingerichtet. „Die Frauen können ihre Kinder bei Bedarf in den Betrieb mitbringen“, erläutert der Geschäftsführer. Die Mitarbeiterinnen sind auch am Erfolg des Unternehmens beteiligt und können bei der Programmauswahl mitreden, sodass jetzt auch ergonomische Kindermöbel zur Produktpalette gehören. Chairgo ermöglicht so Müttern den flexiblen Wiedereinstieg in das Berufsleben. Ein weiterer Schwerpunkt des sozialen Engagements sind Spenden an Kindertageseinrichtungen und gemeinnützige Einrichtungen. Ein Teil des Preisgeldes für den IHK-Gründerpreis erhalten zwei kirchliche Kindergärten in Hersbruck in Form neuer Sitzmöbel für die Erzieherinnen.

Für die Zukunft will die Chairgo GmbH „stetig gesund“ weiter wachsen und in den nächsten zwei Jahren den Umsatz verdoppeln. Reichel ist auf einem guten Weg zu diesem Ziel, denn im ersten Halbjahr 2010 liegt der Umsatz 50 Prozent über dem Vorjahreswert. Geplant ist, Produktpalette und Internet-Auftritt zu erweitern, außerdem will sich Chairgo als Komplettanbieter etablieren. „Wir wollen unsere Planungskompetenz ausbauen und komplette Objekte ausrüsten“, sagt Reichel. Darüber hinaus soll der Export, der derzeit etwa zehn Prozent ausmacht, verstärkt werden, wobei das Augenmerk zunächst auf Osteuropa liegt. Um all diese Vorhaben bewältigen zu können, werden in diesem Jahr zwei neue Mitarbeiter zum Team hinzustoßen. Dafür sucht die GmbH jetzt größere Räume mit Ausstellungsfläche und Lager. Allerdings will Reichel, der in Hersbruck für die CSU im Stadtrat sitzt, mit seinem Unternehmen unbedingt in dem kleinen Ort in der Hersbrucker Schweiz bleiben: „Ich bin Hersbrucker aus Überzeugung“.

Autor/in: 
leo.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2010, Seite 30

 
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