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Social Media

Wie im richtigen Leben

Wie sollte man als Unternehmen in sozialen Netzwerken kommunizieren? Einige grundlegende Regeln. Von Florian Holstein

Social Media – das klingt für viele Marketing-Verantwortliche wie ein wahr gewordener Traum: Kostenlos und nah am Kunden sein, schnelle Mehrwerte für Marke und Konsument erzielen. Das sind die Verheißungen auf Kongressen zum Thema Online-Marketing. Der Benutzername auf Twitter und Facebook ist schnell gesichert und das Profil vervollständigt. Aber dann fangen die grundlegenden Fragen an: Wie sollen Sie sich einbringen? Worüber schreiben? Wie mit Kritik umgehen?

Auch wenn es auf den ersten Blick etwas abwegig wirkt: Definieren Sie für sich, warum Sie und Ihre Kollegen morgens zur Arbeit kommen. Was treibt Sie an, was bewegt Sie? Verlassen Sie sich dabei nicht auf die Ansammlungen von Floskeln, die leider üblich geworden sind. „Wir streben mit Tradition und Innovation, basierend auf organisatorischer und operativer Exzellenz nach der führenden Position in ...“. Das ist keine Strategie und damit nicht mehr als ein Satz in einer Powerpoint-Präsentation. Halten Sie Ihr Mission Statement kurz und einprägsam und formulieren Sie klare und praktisch orientierte Sätze, die mit Leidenschaft gelebt werden können. Leben Sie es in allen Bereichen Ihres Unternehmens und Sie werden schnell merken, dass sich auch Ihr Verhalten in Social Networks mit wenig Mühe ableiten lässt.

Wer spricht wo mit Ihnen? Diese wichtige Frage wird oft einfach übersehen. Versuchen Sie herauszufinden, wo sich Ihre Zielgruppen genau aufhalten. Unterscheiden Sie dabei auch das unterschiedliche Verhalten der Segmentierungen. Gehen Sie zum Beispiel nicht davon aus, dass jeder Betrachter eines Videos auch bereit ist, ein eigenes Video hochzuladen. Identifizieren Sie erst Ihre Kernzielgruppen und machen Sie sich darüber bewusst, was Sie erreichen wollen. Erst im Anschluss entscheiden Sie, welche Technologie für diese Zwecke am angemessensten ist.

Relevant statt laut

Social Media ist kein Ersatz für klassische Medien. Der Aspekt „Social“ wird oft unter- und der Aspekt „Media“ überbewertet. Dadurch entsteht der falsche Eindruck, dass es sich nur um einen neuen Werbekanal handelt. Jedoch bezeichnet Social Media die Veränderung des Benutzerverhaltens. Der Benutzer wählt heute selbst, welche Inhalte für ihn relevant sind. Vor allem in digitalen Medien zählt also nicht mehr, wer die Botschaft möglichst häufig, möglichst laut und an möglichst viele Empfänger sendet, sondern wie relevant die Botschaft ist. Versetzen Sie sich einfach in die Lage des Konsumenten. Seien Sie relevant statt laut. Respektieren Sie die begrenzte Zeit Ihrer Gesprächspartner.

Nichts begeistert Menschen mehr als die Leidenschaft anderer. Lassen Sie spüren, wenn Ihnen etwas wichtig ist, beziehen Sie eine klare Stellung und bleiben Sie jederzeit offen, ehrlich und transparent.

Die Verhaltensregeln, die aus dem Alltag bewusst sind, sind auch in Social Networks gültig. Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer gepflegten Cocktail-Party eingeladen. Kleine Menschentrauben sind in gedämpfte Unterhaltungen vertieft. Offensichtlich können Sie hier kein Megafon benutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Um ein gern gesehener Gast zu sein, versuchen Sie also mit spannenden Geschichten zu überraschen, die vielleicht auch nichts mit Ihnen zu tun haben. Sollten Sie ständig den Eindruck vermitteln, im Mittelpunkt stehen zu wollen, werden Sie bald ignoriert. Hören Sie deshalb gut zu. Gerade dann, wenn es nicht um Sie geht. In sozialen Netzwerken sollte man also genauso kommunizieren wie im echten Leben. Moderne Informationstechnologie hin oder her: Der gesunde Menschenverstand führt zur richtigen Art des Umgangs miteinander.

Externer Kontakt: Florian Holstein ist Leiter Konzeption bei der Agentur arsmedium in Nürnberg (www.arsmedium.com)
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2010, Seite 56

 
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