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Mitarbeiter-Jubiläen

Grund zum Feiern

Immer noch halten viele Beschäftigte ihren Arbeitgebern jahrzehntelang die Treue. Ihre Erfahrungen werden von den Betrieben geschätzt.

Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen scheinen langjährige Beschäftigungsverhältnisse keine Ausnahme zu sein. So würdigte beispielsweise das Baiersdorfer Autohaus Baumann ihren 64-jährigen Mitarbeiter Hans Ismeier, der 1960 „als erster Stift“ in der Firma begonnen hatte. Beim Baustoffspezialisten Ruf in Wilburgstetten konnte Lorenz Baumgartner für ein halbes Jahrhundert Firmenzugehörigkeit ausgezeichnet werden. Firmenchef Carl Ruf zeigte sich erfreut: „Die Treue der Mitarbeiter zeigt, dass sie mit Freude in unserem Familienunternehmen tätig sind.“ Und das 40-jährige Jubiläum von Hermann Bauer war dem Cadolzburger Arbeitgeber Cadolto im vergangenen Jahr einen eigenen Empfang wert.

Langjährige Mitarbeiter gelten als besonderer Wert. „In unserem Unternehmen haben wir eine sehr geringe Fluktuation“, konstatiert Alexander Eckert, Firmenchef der Nürnberger Pfeifenmanufaktur Vauen, stolz. „Meistens verlassen die Mitarbeiter das Unternehmen, um ihre Rentenzeit zu beginnen.“ Im bundesweiten Durchschnitt allerdings wechseln Arbeitnehmer ihren Job nach 10,8 Jahren, hat das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berechnet. Europäischer Spitzenreiter sind demnach die Franzosen mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 11,5 Jahren. Flexibler sind die Dänen, die nach 7,3 Jahren einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben.

Bewährte Netzwerke

Ob allerdings Mitarbeiter mit jahrzehntelanger Betriebszugehörigkeit aus Unternehmenssicht immer ein Pluspunkt sind, will Christian Summa, Nürnberger Standortchef der Personalberatung von Rundstedt & Partner, nicht vorbehaltlos unterstreichen: „Es kommt darauf an.“ Dafür spricht, dass langjährige Mitarbeiter über gute und bewährte Netzwerke verfügen, die für den Arbeitgeber von Vorteil sein können. Sie punkten im Betriebsalltag im Vergleich zu ihren jüngeren Kollegen bei den Aspekten Erfahrungswissen, Arbeitsmoral, Qualitätsbewusstsein, Loyalität und theoretischem Wissen. Dafür fallen andere Kompetenzen laut IAB-Betriebspanel erheblich schwächer aus: Neben einer geringeren körperlichen Belastbarkeit sind auch Lernfähigkeit und -bereitschaft, Kreativität, Teamfähigkeit und Flexibilität oft schwach ausgeprägt.

Jubiläumskultur

„Wir haben aktuell 3 000 offene Stellen allein in Deutschland“, erläutert Siemens-Konzernsprecher Michael Friedrich. Entsprechend kämpft der Konzern um jeden Mitarbeiter – und zwar nicht nur durch Neueinstellungen. Die „Wertschätzung“ gegenüber den langjährigen „Siemensianern“ zeigt das Weltunternehmen durch eine unbefristete „Standort- und Beschäftigungsgarantie“, aber auch durch eine „Jubiläumskultur“. So gibt es für die Mitarbeiter beim 25., 40. und 50. Betriebsjubiläum außer einem Urlaubstag – gestaffelt nach der Dauer der Zugehörigkeit – eine goldene Siemens-Uhr sowie einen „nennenswerten Betrag“ aus Geld und Aktien.

Claudia Ehrensberger, Leiterin Personalwirtschaft der Stadt Nürnberg, äußert sich ebenfalls positiv: „Wir schätzen die Erfahrung der älteren Mitarbeiter.“ Ihrer Beobachtung zufolge müssen Teamfähigkeit und Innovationskraft nicht zwangsläufig nachlassen. Zudem bietet die Stadt als Arbeitgeber kontinuierlich Fortbildungsprogramme, um „methodische Kompetenzen am Laufen zu halten“. Führungskräfte motivierten auch ihre älteren Beschäftigten zu entsprechenden Qualifizierungen.

Weiterbildung

Einer Bundesstatistik zufolge nahmen vor 30 Jahren gerade einmal vier Prozent der Beschäftigten im Alter von 50 bis 64 Jahren an einer beruflichen Weiterbildung teil. Im Jahr 2007 war es bereits fast jeder fünfte. Damit die älteren Mitarbeiter am Ball bleiben, rät Personalberater Summa nicht nur zur fachspezifischen Weiterbildung, sondern auch zu Persönlichkeitstrainings. Das sei zwar in der Theorie den meisten klar, werde aber in der Praxis viel zu selten umgesetzt. Zumindest bei von Rundstedt tendiere die Nachfrage nach Weiterbildung für Mitarbeiter ab 40 Jahren „quasi gegen Null.“

Beim Arbeitgeber Stadt Nürnberg werden im laufenden Jahr voraussichtlich 380 städtische Mitarbeiter ein 25-, 40- oder 50-jähriges Dienstjubiläum begehen. Sie erhalten derzeit noch zwei freie Tage, zudem wird eine Gratifikation gezahlt. Der Nürnberger Gebäudereiniger Dorfner lädt jedes Jahr rund 200 Jubilare in die Zirndorfer Paul-Metz-Halle ein. Für 40 Dienstjahre gibt es 1 300 Euro. Inhaber Karlheinz Rohrwild erinnert daran, dass ohne loyale und pflichtbewusste Mitarbeiter unternehmerisches Denken und Planen nie in die Praxis umgesetzt werden könne. Auch bei der Nürnberger Diehl-Gruppe ist „der Stellenwert der Jubilare traditionell sehr hoch“, wie Diehl-Sprecher Michael Prymelski sagt. „Wir achten sehr darauf, dass in den Teams und Abteilungen nach Möglichkeit jüngere und ältere Arbeitnehmer ihre jeweiligen Stärken kombinieren.“ Die 25-, 40- und 50-jährigen Jubilare erhalten eine Sonderzahlung und zusätzlich Erinnerungsmedaillen aus Silber, Gold oder Platin.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2011, Seite 40

 
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