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Fachkräfte

Jetzt zusammen das Richtige tun!

„Gemeinsam für Fachkräfte – bilden, beschäftigen, integrieren“. Das Motto des IHK-Jahresthemas 2011 bringt es auf den Punkt: Es weist die Wege, die wir gehen müssen, wenn wir diese arbeitsmarktpolitische Herausforderung meistern wollen. Von Dr. Ursula von der Leyen

Viele Unternehmen beginnen zu erkennen, was auf sie zukommt. Der demografische Wandel lässt den Fachkräftebedarf weiter steigen. In 15 Jahren werden uns bis zu fünf Mio. Arbeitskräfte fehlen. Das ist so viel wie die Bevölkerung von Brandenburg und Sachsen-Anhalt zusammen oder nahezu halb Baden-Württemberg.

Fachkräftemangel bedeutet Innovations- und Wachstumsbremse und führt zu Ausweichstrategien von Unternehmen. Die Unternehmen werden bei geringerem Arbeitskräfteangebot in Deutschland weniger investieren, weil ihre Kapitalrendite sinkt. Es kommt zur Arbeitsverdichtung. Das wiederum konterkariert die Bemühungen, durch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie das Erwerbspersonenpotenzial von Frauen zu erhöhen. Und es kommt zur verstärkten Automatisierung von Arbeitsprozessen. Das mindert die Chancen von Geringqualifizierten.

Wenn wir uns nicht in die richtige Richtung bewegen, geht uns nicht die Arbeit aus, sondern die Arbeitskraft. Es gilt also frühzeitig umzusteuern, denn es gibt noch viele Menschen in unserem Land, die unter ihren Möglichkeiten arbeiten.

Nutzen wir die vorhandenen Potenziale noch besser, investieren wir gemeinsam in Bildung und Ausbildung. Schulen wir Menschen mit geringer Qualifikation nach und bilden wir sie weiter. Bauen wir Hürden ab für Menschen, die arbeiten wollen, aber bisher nicht können. Darunter sind viele Frauen mit Kindern, erst recht die Alleinerziehenden – viele hervorragend qualifiziert –, die gerne arbeiten würden, wenn es die Kinderbetreuung zulässt. Die Investition in Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist gut angelegt für die Zukunft. Nutzen wir die Potenziale Älterer, ihr Wissen und ihre Erfahrung. Lassen Sie uns alles dafür tun, dass sie bis zum Renteneintritt fit bleiben.

Der Arbeitsmarkt von morgen braucht die Kraft und das Engagement aller Generationen. Das Miteinander von Jung und Alt ist ein Erfolgsrezept. Kluge Unternehmen stellen sich schon heute darauf ein. Das zeigen eindrucksvoll auch die Ergebnisse des Unternehmensbarometers des DIHK, die im August 2010 veröffentlicht wurden.

Klar ist aber schon jetzt. Wir werden die Lücke bei der qualifizierten Arbeit nicht allein mit Arbeitssuchenden im Inland schließen können. Deswegen brauchen wir in Mangelberufen auch Fachkräfte aus dem Ausland. Das müssen Menschen sein, die zu uns passen und unsere Wirtschaft voranbringen. In erster Linie sind hier die Unternehmen gefordert, attraktive Angebote zu machen, um qualifizierte Arbeitskräfte zu halten und nach Deutschland zu holen.

Jobmonitor

Die Politik ist gefordert, die Datenbasis zu verbessern und die bestehenden Möglichkeiten im Zuwanderungsrecht auszuschöpfen. In welcher Region, in welcher Branche droht der Fachkräftemangel konkret? Um das zu ermitteln, lasse ich in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit bis Herbst 2011 einen Jobmonitor aufbauen. Dieser liefert anhand von detaillierten Daten regelmäßig ein Bild darüber, wo sich Fachkräftebedarfe oder Engpässe entwickeln. Ende 2011 werde ich den ersten Trendreport mit Prognosen für drei Jahre vorlegen. Ende 2013 ist der Jobmonitor empirisch voll entwickelt und dient als Prognose für die folgenden 30 Jahre. Wo tatsächlich Bedarf besteht, können wir gezielt nachqualifizieren und Zuzugserleichterungen schaffen. Kurzfristig können wir anhand einer Positivliste für die qualifizierten Berufe die Vorrangprüfung aussetzen, für die ein akuter Bedarf besteht. Dieser Bedarf muss ständig überprüft werden, um flexibel auf neue Anforderungen reagieren zu können. Es geht um kluge Zuwanderungssteuerung. Unser Ziel muss es sein, dass jeder und jede das Einkommen selber verdienen kann. Sprachfähigkeit, Bildungsstand und Qualifikation müssen stimmen und zu dem Fachkräftebedarf im Inland passen.

Es ist der richtige Weg, dass die Bundesregierung gemeinsam mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern in einem strukturierten Prozess über die „Arbeitskräfte der Zukunft“ berät und nach den besten Lösungen für eine qualifizierte Arbeitswelt sucht.

Die Entscheidung, welche Entwicklung wir in diesem Jahrzehnt auf dem Arbeitsmarkt haben werden, fällt jetzt. Wenn wir jetzt zusammen das Richtige tun, werden wir künftig auch alle davon profitieren.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2011, Seite 28

 
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