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Irak

Basra macht sich an den Wiederaufbau

Der Irak will seine Wirtschaft rasch modernisieren. Wie steht es um die Sicherheit und die Chancen für ausländische Unternehmen? Eindrücke von einer Delegationsreise in die südirakische Stadt Basra.

Der Irak hat großes Interesse daran, die wirtschaftlichen Verbindungen mit Deutschland aus der Vorkriegszeit wieder aufzunehmen. Das wurde auch im Herbst letzten Jahres beim Besuch einer Delegation aus der südirakischen Stadt Basra in Nürnberg deutlich, der von der dortigen Handelskammer koordiniert wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Absichtserklärung für eine engere Kooperation mit der IHK Nürnberg für Mittelfranken unterzeichnet.

Nun folgte eine Delegationsreise mit 19 deutschen Unternehmern in die Region Basra, die vom Bundeswirtschaftsministerium organisiert wurde und an der auch Arabien-Experte Christian Hartmann von der IHK Nürnberg für Mittelfranken teilnahm. Auf dem Programm standen Treffen mit politischen Entscheidungsträgern und Vertretern der Privatwirtschaft. Besuche in den Häfen Umm Qasr und Khor Al-Zubair, des Messegeländes in Basra und in der geplanten „Basrah Logistic City“, die auf dem Areal eines ehemaligen Militärlagers entstehen soll, rundeten das dreitägige Programm ab.

Südirak wieder sicher

„Am Anfang war mir schon etwas mulmig. Wir wurden mit Schutzweste und gepanzertem Fahrzeug vom Flughafen in die Innenstadt gebracht“, schildert Hartmann seine ersten Eindrücke von der südirakischen Stadt. Dann zeigte sich aber ein anderes Bild: Die Delegationsmitglieder konnten sich in Begleitung der irakischen Gesprächspartner völlig problemlos in Basra bewegen. Auch spät abends herrschte noch reges Treiben, die Cafés und Restaurants entlang des Shatt Al-Arab waren bestens besucht.

Nach Einschätzung eines Sicherheitsbeamten kann die Sicherheitslage in Basra mit dem als sicher geltenden Kurdistan (Nordirak) verglichen werden. Prekär ist die Lage dagegen in Bagdad, wo es noch immer zahlreiche Anschläge gibt. Vor Reisen in den Irak sollte, so das Auswärtige Amt, ein professionelles Sicherheitskonzept erstellt werden, wobei je nach Region abgestufte Empfehlungen gelten. Dazu gehören beispielsweise in Bagdad und Umgebung u.a. gepanzerte Fahrzeuge, Fahren im Konvoi, Vorabaufklärung und genaue Planung von Fahrtrouten sowie Sicherheitspersonal in angemessener Zahl und Bewaffnung. Im Norden und Süden des Landes sind dagegen weit weniger aufwändige Vorkehrungen zu treffen.

Der deutsche Botschafter im Irak, Christian Berger, der die Delegation begleitete, betonte bei der Eröffnung des ersten Kooperationstreffens mit irakischen Unternehmensvertretern, dass das deutsche Engagement zur rechten Zeit komme: Basra hat seit April einen neuen Gouverneur und drängende Aufgaben in allen Bereichen, die mit deutscher Unterstützung umgesetzt werden könnten.

Staat fördert Investitionen

Aufgrund der Ölvorkommen und des Handels, der über den Hafen abgewickelt werde, sei ausreichendes Kapital vorhanden. Basra hat mit mehreren hundert Mio. Euro landesweit das größte Budget. Es wird gespeist aus dem von Bagdad zugeteiltem Budget für Regionalentwicklung sowie aus dem Anteil, der der Provinz aus dem Ölgeschäft und den Zolleinnahmen zusteht. Zudem etabliere sich eine starke, dynamische Privatwirtschaft, die dem deutschen Mittelstand interessante Kooperationsmöglichkeiten eröffne. Haidar Fadhil, der Vorsitzende der Investitionskommission Basra, bestätigte, dass die Provinzregierung ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland und an einer zügigen Umsetzung von wirtschaftlichen Projekten habe.

Auf der Agenda stehen u.a. eine Verbesserung der kommunalen Dienstleistungen und Investitionen in die Infrastruktur. Aber auch private Investitionen sollen gefördert werden. Der Vorsitzende des Provinzrates Basra, Dschabbar Amin, wünscht sich ein deutsches Konsulat in Basra, um wirtschaftliche Projekte von deutscher Seite direkt vor Ort unterstützen zu können.

Hilfe bei der Kontaktaufnahme

Unterstützung bei Kontaktanfragen aus dem Irak bietet schon jetzt das Deutsche Wirtschaftsbüro Irak (DWI), das seit dem vergangenen Jahr eine Außenstelle in Basra unterhält. Der Geschäftsführer der Hauptstelle in Bagdad, Clemens von Olfers, weiß, dass viele deutsche Firmen noch zögern, weil sie die Sicherheitslage nicht einschätzen können.

Delegationsreisen könnten dazu beitragen, solche Vorbehalte abzubauen und realistisch über die Geschäftsmöglichkeiten zu informieren. Basra biete viel mehr als Öl, gesucht würden Investoren in Landwirtschaft, Gesundheitssystem und Industrie. Die irakischen Partner seien an langfristigen Investitionsverträgen interessiert, die deutschen Firmen hingegen bevorzugten derzeit jedoch kurze Vertragslaufzeiten und überschaubare Geschäfte. Ein Indiz für die dynamische Entwicklung in Basra ist, dass dort bereits rund 25 000 Ausländer tätig sind, wobei türkische Firmen besonders starke Präsenz zeigen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2011, Seite 16

 
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