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Energieeffizienz

Einsparungen mit voller Kraft

Unternehmen, die "Energiefressern" im Betrieb zu Leibe rücken, schonen damit nicht nur die Umwelt, sie sparen auch in erheblichem Umfang Kosten ein. Einige praktische Beispiele aus Mittelfranken.

Die Europäische Union hat das Ziel ausgegeben, die Energieeffizienz bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 zu erhöhen. Um diese Marke auch tatsächlich zu erreichen, hat die Europäische Kommission vor Kurzem einen neuen Energieeffizienzplan mit Schwerpunkten im Gebäudebereich und in der Industrie vorgelegt. „Die billigste Energie ist die, die man nicht verbraucht“, so die Kernbotschaft von EU-Energiekommissar Günther Oettinger.

Diese Erkenntnis setzen zwar viele deutsche Unternehmen bereits um, aber noch liegen viele Einsparpotenziale brach. Einige Beispiele für besonders ergiebige Quellen, um die Energieeffizienz in Gewerbe und Industrie zu steigern: Druckluft- und Pumpsysteme, Beleuchtung, Luft- und Kältetechnik, Wärmeversorgungssysteme sowie Motoren und Antriebssysteme. Diese Teile des „Einspar-Puzzles“ können erheblich dazu beitragen, das Ziel von „20 Prozent plus“ bei der Energieeffizienz zu erreichen.

Dass Steigerungsraten in dieser Größenordnung machbar sind, bestätigen die Erfahrungen der „Effizienzprofis eG“. Der in Nürnberg ansässige Zusammenschluss von zehn Energieberatern hat bereits über 300 bayerische Unternehmen dabei unterstützt, ihren Energieverbrauch zu senken. Wie Jutta Deinbeck, Geschäftsführerin der Effizienzprofis erklärt, können diese Betriebe durchschnittlich knapp ein Drittel ihres Energieverbrauchs und ihrer Kosten senken. Jürgen Bühlers Schwerpunkt bei den Effizienzprofis sind Druckereien. Mehr als 20 Betriebe mit einer Größe zwischen drei und 250 Mitarbeitern hat er beraten und taxiert das durchschnittliche Sparpotenzial – gemessen am Stromverbrauch – auf etwa 25 Prozent. Dabei sieht Bühler viele Ansatzpunkte im Kampf gegen überflüssigen Energieverbrauch, beispielsweise Haustechnik, Spitzenlastmanagement oder Wärmerückgewinnung aus Druckmaschinen und Kompressoren. „Hier schlummert noch viel Potenzial“, so der Energieberater.

Solche Potenziale zu heben, gehört bei den Klingele Papierwerken bereits seit Jahren zur Unternehmensstrategie. Der Maschinenpark im Hilpoltsteiner Werk des Wellpappe- und Verpackungsherstellers ist ein „Stromfresser“. Helmut Distler, der für das Energiemanagement verantwortlich ist, hat es mit einer Reihe von Effizienzmaßnahmen geschafft, den Stromverbrauch deutlich zu drücken: „Trotz eines Anstiegs der Produktion“, wie der Techniker betont.

Optimale Beleuchtung

Seit 15 Jahren ist Distler im Wellpappenwerk für den betrieblichen Umweltschutz zuständig. Für seine Projektarbeit im Rahmen seiner Weiterbildung als EnergieManager (IHK) hat er sich das Beleuchtungssystem in den 17 000 Quadratmeter großen Fertigungsanlagen vorgenommen, denn das schluckt mit 346 000 Kilowattstunden immerhin knapp neun Prozent des gesamten Energieverbrauchs. Helmut Distler hat die Produktionsanlagen in zehn Nutzungszonen eingeteilt und den jeweils optimalen Beleuchtungsgrad ermittelt: „Es muss schließlich nicht die ganze Halle hell erleuchtet sein, wenn nur in bestimmten Bereichen gearbeitet wird.“ Umgesetzt wird Distlers Konzept durch ein neues Beleuchtungssystem mit Lichtsteuerung, das den Stromverbrauch pro Jahr um 154 000 Kilowattstunden senkt.

An den Hebeln Druckluft- und Wärmerückgewinnung setzt die Mekra Lang GmbH & Co. KG in Ergersheim (Landkreis Neustadt-Bad Windsheim) an. Wie Energiemanager Rainer Schöner erklärt, wurden durch ein neues Leitungsnetz Leckagen geschlossen, sodass die Druckluftverluste um 60 Prozent gesunken sind. Außerdem wurden die Kompressoren der Druckluftanlage in die Wärmerückgewinnung eingebunden – eine Maßnahme, die allein von Januar bis Mai 2011 rund 6 000 Liter Öl eingespart hat. Gleich 110 000 Liter weniger Öl hat der weltweit führende Hersteller von Sichtsystemen für Nutzfahrzeuge im selben Zeitraum durch die Wärmerückgewinnung aus der Produktion verbraucht: Zum Einsatz kommt dabei die Abwärme der Kältemaschinen in der Kunststofffertigung und aus den Glasbiegeanlagen, in denen das Glas für die Spiegelfertigung bei Temperaturen von 600 bis 800 Grad geformt wird. Diese heiße Luft war früher ein Minus-Posten in der Energiebilanz, heute wird sie für die Heizung bzw. Klimatisierung genutzt: Die Abwärme wird über einen Wärmetauscher geleitet. Auf diese Weise wird Wasser auf 60 Grad erhitzt, mit dem im Winter die Fertigung und das benachbarte Verwaltungsgebäude beheizt werden.

Wärmetauscher

Die Firma Rehau nutzt am Erlanger Hauptsitz seines Geschäftsfeldes Bau seit Kurzem in einem Verwaltungsgebäude eine Luft-Erdwärme-Tauscher-Anlage zur Senkung des Energieverbrauchs. Die Systemtechnik stammt dabei von Rehau selbst, denn der Polymerverarbeiter hat die Energieeffizienz zum Kernthema der Unternehmensstrategie erklärt. Bei der Installation der Anlage wurden zwei Meter unter der Oberfläche auf dem Firmengelände etwa 1 200 Meter eines Luft-Erdwärmetauscherrohrs verlegt. Das System saugt Frischluft an, die im Winter im Erdreich gewärmt beziehungsweise im Sommer gekühlt wird. Diese Luft wird dann der Lüftungsanlage des Gebäudes zugeführt. Dank der Speicherfähigkeit des Erdreichs reduzieren sich der Energieverbrauch und damit die Betriebskosten – und nicht zuletzt senkt die Anlage die jährlichen Kohlendioxidemissionen um neun Tonnen.

Autor/in: 
aw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2011, Seite 22

 
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