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Energie Campus Nürnberg

Lösungen für die Energiewende

Fünf Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Region arbeiten im neuen Campus zusammen. Sie wollen die Technologien für die Energien der Zukunft mitgestalten.

Es könnte gar nicht schöner anlaufen. Wir sind glücklich, dass wir den sich abzeichnenden Wandel in der Energieversorgung mitgestalten können.“ Prof. Dr. Wolfgang Arlt strahlt Aufbruchsstimmung aus. Der Sprecher des Energie Campus Nürnberg (EnCN) ist froh, dass endlich der offizielle Startschuss für die Arbeit der Forschungseinrichtung gefallen ist: Am 10. Mai 2011 haben Ministerpräsident Horst Seehofer, Wirtschaftsminister Martin Zeil und Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch die Förderbescheide für die ersten vier von zehn Projekten überreicht. Bei dem Festakt im Nürnberger Rathaus unterzeichneten die fünf Partner des Energie Campus Nürnberg die Kooperationsvereinbarung (WiM berichtete).

Die Universität Erlangen-Nürnberg, die Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, die Erlanger Fraunhofer-Institute für Integrierte Schaltungen IIS und Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB sowie das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung e.V. (ZAE) werden unter der „Dachmarke“ Energie Campus Nürnberg gemeinsam dazu beitragen, dass sich die Region Nürnberg bei Energieeffizienz- und Klimaschutztechnologie in Deutschland und international als Forschungsstandort der Spitzenklasse profiliert. Diesen Anspruch hält Arlt nicht für vermessen, sondern für durchaus realistisch: „Alle Beteiligten zählen in ihren Fachgebieten zu den Besten in der Forschungslandschaft. Werden diese Kompetenzen durch die Zusammenarbeit im Rahmen des Energie Campus gebündelt, können wir exzellente Ergebnisse präsentieren.“

Diese Ergebnisse sollen wesentlich dazu beitragen, die Herausforderungen der Energiewende zu meistern: Der Ausbau der erneuerbaren Energien mit dezentraler Erzeugung und schwankender Einspeisung verlangt nach neuen technologischen Lösungen. Die lassen sich im komplexen Thema Energieversorgung aber nur durch eine systemische Betrachtung der ganzen Energiekette von der Erzeugung über Transport und Speicherung bis zur Nutzung erzielen. Gefragt seien Gesamtlösungen und keine teilweisen Verbesserungen in einzelnen Forschungsfeldern, wie Arlt erklärt. Deshalb sei die fächerübergreifende Zusammenarbeit der Forscher ein zentraler Baustein des Energie Campus: „Es geht um Spitzenforschung entlang der Energiekette.“

Die Projekte des Energie Campus sind so gestaltet, dass sie an den einzelnen Gliedern dieser Energiekette ansetzen. Der Fokus liegt auf der Kombination von Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen und Energietransport mit intelligenter Einspeisung und -speicherung in Verbindung mit einer effizienten Verwendung und Verwertung.

Insgesamt stehen auf dem Arbeitsprogramm des EnCN zehn Forschungsprojekte; vier davon sind bereits angelaufen:

  • EnCN-Net“ befasst sich mit der Energie-flusssteuerung im Stromnetz der Zukunft, den Schnittstellen und der Speicherung im zukünftigen Energienetz sowie der dazugehörigen Informations- und Kommunikationstechnik (Leitung: Karlheinz Ronge).
  • Bei „EnCN Process“ (Leitung: Prof. Dr.-Ing. Armin Dietz) geht es um energieeffiziente elektrische Antriebs- und Maschinenkonzepte. Sie sind ein entscheidender Hebel, um in der Industrie und in privaten Haushalten den Energieverbrauch zu senken. Auch für den Ausbau der Elektromobilität spielen energieeffiziente Antriebsstränge eine Schlüsselrolle.
  • EnCN Simulation“ unter Leitung von Prof. Dr. Alexander Martin greift ein Querschnittthema auf, das die gesamte Energiekette betrifft: die Simulation und Optimierung von Energieketten und Energienetzen. Ziel ist es, die Auswirkungen einzelner Maßnahmen auf das Gesamtsystem abzubilden.
  • In der „EnCN Solarfabrik“ (Leitung: Prof. Dr. Christoph Brabec) wird an druckbaren Photovoltaik-Technologien gearbeitet (siehe nebenstehenden Bericht). Diese Zukunftstechnologie soll die Kosten für die Solarenergieversorgung erheblich senken.

Finanziert wird der Energie Campus aus dem Strukturprogramm Nürnberg-Fürth, das die Bayerische Staatsregierung im November 2009 nach der Quelle-Insolvenz beschlossen hat. Aus diesen Mitteln erhält die Forschungseinrichtung 50 Mio. Euro, womit die Arbeit des EnCN für fünf Jahre gesichert ist. Arlt ist überzeugt, dass die Forschungs- und Entwicklungs-Einrichtung mit diesem Grundstock die besten Voraussetzungen hat, weitere Projekte zu entwickeln und entsprechende Fördermittel zu akquirieren. Sobald ein Domizil für den Energie Campus gefunden sein wird (die Ausschreibung für die Anmietung eines Areals mit rund 7 000 Quadratmetern läuft), werden auf dem Campusgelände noch die Universitäts-Lehrstühle Elektrische Energiesysteme (Prof. Dr.-Ing. Matthias Luther) und Energieverfahrenstechnik (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Karl) sowie das E|Drive Center (Prof. Dr.-Ing. Jörg Franke) angesiedelt.

Ein Kristallisationskern für unterschiedliche Akteure aus der Energiewirtschaft soll der Energie Campus sein. Denn der Bereich Energie und Umwelt zählt mit rund 2 000 Unternehmen und 70 000 Beschäftigten zu den Stärken der Metropolregion. Deshalb wurde die Gründung des Energie Campus auch außerhalb der Wissenschaft tatkräftig unterstützt: Die Stadt Nürnberg, die IHK Nürnberg für Mittelfranken und die Handwerkskammer für Mittelfranken haben die Forschungseinrichtung vorangetrieben – ob durch Mitwirkung im EnCN-Lenkungsausschuss, im Projektkernteam oder durch Gründung des EnCN e.V. als Träger- und Förderverein. Dr. Robert Schmidt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Innovation | Umwelt, beschreibt eines der wesentlichen Motive für dieses Engagement: „Seit vielen Jahren verfolgen wir die Stärkung der Energieforschungskompetenz in der Region. Der Energie Campus passt exakt dazu. Von dieser Einrichtung werden kräftige Impulse für den Technologietransfer ausgehen, die der Wirtschaft nützen und den Standort voranbringen.“

Intensive Beteiligung der IHK

 Schon jetzt zeichnet sich ab, dass diese Hoffnung Realität wird: Arlt bekommt immer mehr Anfragen von Firmen, die sich für die Arbeit des Energie Campus interessieren oder wegen konkreter Kooperationsprojekte vorfühlen. Hilfreich war und ist in diesem Zusammenhang der Kontakt zur Wirtschaft über die IHK. Der EnCN wurde in diversen Netzwerken der Region vorgestellt und intensiv diskutiert, u.a. in den IHK-Ausschüssen „Energie | Umwelt“ bzw. „Industrie | Forschung | Technologie“ sowie im Technologie- und Innovationsnetz Mittelfranken (kurz: „tim“). Für den Sprecher des EnCN ist das ein klares Signal: „Wir sind schon jetzt fest in der Region verwurzelt und spüren einen großen Vertrauensvorschuss. Den wollen wir unbedingt durch unabhängige Spitzenforschung rechtfertigen.“

Autor/in: 
aw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2011, Seite 26

 
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