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Solar Millennium

Neustart nach personellen Turbulenzen

 

Die Solar Millennium AG in Erlangen hat sich personell neu aufgestellt und setzt den Kurs der Internationalisierung fort. Der Spezialist für Solar-Großkraftwerke will damit die Turbulenzen hinter sich lassen, die durch die nur kurze Amtszeit von Utz Claassen Anfang 2010 entstanden waren. Vorstandsvorsitzender ist seit Anfang 2011 Dr. Christoph Wolff, der zuletzt Vorstandsmitglied des Logistik-Unternehmens DB Schenker Rail AG war. Zudem gehören dem Vorstand Oliver Blamberger, Dr. Jan Withag und Christian Beltle an. Ausgeschieden sind im vergangenen Jahr Unternehmensgründer Dr. Henner Gladen und Vorstandsmitglied Thomas Mayer.

Mit einer um 15 Prozent niedrigeren Betriebsleistung von 220 Mio. Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 0,7 Mio. Euro (Vorjahr: 52,3 Mio. Euro) ist das Ergebnis auf Grund von Verzögerungen bei zwei Großprojekten in Spanien und den USA zwar hinter den Erwartungen zurück geblieben, doch sieht man sich operativ „hervorragend“ aufgestellt. Im Blythe/Kalifornien erhielt die AG die Baugenehmigung für das milliardenschwere und weltweit größte Solarkraftwerk mit einer Gesamtleistung von knapp 1 000 Megawatt. Es entsteht auf einer Fläche von 27,5 Quadratkilometern, soll 1 000 Arbeitsplätze bieten, Emissionen von einer Mio. Tonnen Kohlenstoffdioxid vermeiden und 2013 oder 2014 ans Netz gehen. Dafür wurde die US-amerikanische Tochter „Solar Trust of America“ zu einer schlagkräftigen Einheit aufgebaut.

In Spanien werden derzeit die Solarkraftwerke Andasol 3 und Ibersol errichtet, in Ägypten nahm man das Hybridkraftwerk Kuraymat als internationales Referenzprojekt in Betrieb. In Marokko, China, Indien, Südafrika, El Salvador und im Nahen Osten hat sich Solar Millennium bei Ausschreibungen, Machbarkeitsstudien und weitgehenden Planungen beteiligt. Mittel- bis langfristig wartet die Beteiligung am Desertec-Konzept, das eine umfassende Stromerzeugung in Nordafrika für Europa vorsieht. Die Wachstumsraten für Solarthermie sieht man nicht nur in Erlangen bis zum Jahr 2025 bei 17 bis 30 Prozent pro Jahr. Die Mitarbeiterzahl wuchs folgerichtig im letzten Jahr von 201 auf 282.

Christoph Wolff versprach bei der Hauptversammlung des Unternehmens in der Erlanger Ladeshalle, „Vertrauen und Transparenz“ aufzubauen und künftig eine stabile statt unstete Entwicklung zu fördern – hin zu mehr kleineren Projekten mit kürzeren Laufzeiten und mehr Service. Gleiches hatte vor den versammelten Aktionären auch der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) angemahnt: keine Finanzakrobatik, stattdessen Fokus auf die Kernkompetenz.

Überschattet wurde die Veranstaltung von der angestauten Wut der Aktionäre über die an Utz Claassen gezahlten über neun Mio. Euro, aufgeteilt auf fünf Mio. Euro Antrittsprämie und vier Mio. Euro Abgeltung von vorgeblichem Verdienst- und Honorar-ausfall. Der einstige EnBW-Chef verlangt nach seinem kurzen Gastspiel an der Vorstandsspitze vom 1. Januar bis 15. März 2010 und seiner nachfolgenden Kündigung zusätzlich sieben Mio. Euro „Abfindung“ und hat darüber hinaus eine Schadenersatzklage wegen „systematischer Rufschädigung“ gegen Solar Millennium eingereicht. Die vom Unternehmen beauftragten Anwälte gehen jedoch davon aus, die Klage auf Rückzahlung gegen Claassen gewinnen zu können.

 

Autor/in: 
ug.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2011, Seite 47

 
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