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Finanzierung

Woher kommt das Startkapital?

Technologieorientierte Unternehmen müssen oft umfangreiche Investitionen tätigen. Wie können innovative Start-ups ihr Vorhaben finanzieren? Von Arne-G. Hostrup

Natürlich ist es von Start-up zu Start-up verschieden, welche Finanzierung die beste ist. Aber grundsätzlich sind insbesondere drei Finanzierungsquellen in frühen Unternehmensphasen von jungen, innovativen Unternehmen interessant: Business Angels, ausgewählte Venture Capital-Gesellschaften (VC-Gesellschaften) sowie staatliche Förderinstitutionen. In Einzelfällen können auch strategische Beteiligungen mit etablierten Marktteilnehmern für beide Seiten gewinnbringend sein. Wer Glück hat, kann auf Kapital von Freunden oder Familie zurückgreifen, in der Fachsprache auch „Family, Friends and Fools“ genannt.

Egal, bei welchen Investoren innovative Gründer ihr Beteiligungskapital einwerben bzw. wo sie Fördermittel beantragen: Voraussetzung ist stets, dass sie den Kapitalgeber von ihrer Idee überzeugen. Für eine Venture Capital-Gesellschaft oder einen Business Angel kann eine Beteiligung an einem Start-up natürlich gute Renditechancen bieten, ist aber gleichzeitig stets mit einem sehr hohen Risiko verbunden. Betrachtet man beispielsweise das Portfolio einer VC-Gesellschaft, ist es die Regel, dass mindestens ein Viertel der finanzierten Unternehmen gar keine Rendite einbringt bzw. zu einem Totalausfall führt und gerade einmal ein Viertel die erwartete Rendite bringt.

Überzeugende Perspektiven

Vor diesem Hintergrund gilt also für ein Start-up, das Kapitalgeber sucht: Es wird nur Geld bekommen, wenn es dem Investor ganz klar deutlich macht, dass in seiner Geschäftsidee ein überdurchschnittlich hohes Potenzial steckt.Grundsätzlich sollten Unternehmer bei der Finanzierung nicht nur auf einen Financier setzen, sondern möglichst mehrere mit ins Boot holen. Investoren neigen zum Herdentrieb. Wenn sich ein Investor für ein Unternehmen interessiert oder bereits investiert hat, steigt häufig das Interesse auch bei anderen potenziellen Investoren. Diesen Trend sollten die Gründer nutzen.

Unter anderem sind Business Angels aus diesem Grund für Gründungen, die sich noch in einer sehr frühen Phase befinden, besonders wichtig. Diese Privatpersonen stellen zum einen Kapital, in der Regel zwischen 50 000 bis 500 000 Euro pro Unternehmen, zur Verfügung. Zum anderen können sie dank ihrer eigenen Erfahrung als Unternehmer den Gründern auch mit ihrem Know-how und ihren Kontakten helfen. Natürlich wollen Business Angels mit ihrem Investment Geld verdienen. Gleichzeitig setzen sich die meisten von ihnen auch deshalb für junge Gründer ein, weil ihnen dieses Engagement schlicht und einfach sehr viel Freude bereitet. Dies bestätigen auch die Business Angels, die im netzwerk nordbayern organisiert sind.

Neben Beteiligungskapital von Business Angels und VC-Gesellschaften sollten Start-ups darüber hinaus prüfen, welche öffentlichen Förderprogramme für sie in Frage kommen. Gründer sollten zunächst regionale Programme, wie zum Beispiel die der LfA Förderbank Bayern oder die BayTP- und BayTOU-Programme, in Betracht ziehen. Erst wenn diese nicht in Frage kommen, sollten bundes- oder europaweite Institutionen angesprochen werden. Der Grund hierfür ist, dass regionale Programme meist einfacher zu beantragen sind und die regionalen Organisationen vor Ort gerne weiterhelfen. Letztlich ist eine individuelle Beratung stets sinnvoll – denn als Start-up kann man im Förderdschungel schnell den Überblick verlieren.

Know-how und Kontakte nutzen

Bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken sowie beim netzwerk nordbayern erfahren Unternehmen nicht nur, welche Finanzierungsmöglichkeiten für ihr Vorhaben die besten sind. Auch für die Gespräche und Verhandlungen mit Kapitalgebern können sie sich hier ohne Kosten fit machen lassen. Ganz wichtig sind in jedem Fall Kontakte: So sind im netzwerk nordbayern über 60 Business Angels und alle wichtigen VC-Gesellschaften vertreten. Auf Veranstaltungen wie der Investorenkonferenz technology@venture gibt es für Gründerunternehmen gute Möglichkeiten, passende Investoren anzusprechen und von der Geschäftsidee zu überzeugen.

Mögliche Geber von Beteiligungskapital

Business Angel: Privatperson mit unternehmerischer Erfahrung, die eigenes Kapital, Know-how und Kontakte zur Verfügung stellt. Sie partizipiert sowohl am Risiko als auch an den Chancen des Unternehmens.

Venture Capital-Gesellschaft: Gesellschaft oder geschlossener Fonds, der Gesellschafterkapital gegen Unternehmensanteile in besonders risikobehaftete technologieorientierte Unternehmen einbringt. Ebenso wie beim Business Angel wird die Bereitstellung der Finanzmittel nicht vom Vorhandensein beleihungsfähiger Vermögenswerte abhängig gemacht, sondern allein von den geschätzten Ertragschancen (Venture Capital).

„Family, Friends and Fools“: Personen, zu denen eine persönliche Beziehung besteht, und die Kapital zur Verfügung stellen, weil sie dem Gründer durch Sympathie oder Vertrauen verbunden sind oder weil sie sich für dessen Idee begeistern. Häufig ist diese Form der Finanzierung kaum an Bedingungen geknüpft.

Wichtige Investoren

Eine Auswahl von Investoren, die als Kapitalgeber für innovative Unternehmen in der Startphase interessant sind: BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH – Bayern Kapital – Neuhaus Partners – High-Tech Gründerfonds – Hasso Plattner Ventures – KfW Mittelstandsbank – MiG AG – S-Refit AG – Ventegis Capital. Einen Überblick über weitere Investoren bietet der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) auf seiner Homepage www.bvkap.de.

Autor/in: Arne-G. Hostrup ,ist Geschäftsführer des netzwerk nordbayern, das auch den Businessplan-Wettbewerb Nordbayern veranstaltet (hostrup@netzwerk-nordbayern.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2011, Seite 23

 
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