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Solarstrom

Sonne auf dem Dach

Viele Gewerbeimmobilien eignen sich bestens für die Installation von Photovoltaik-Anlagen. Was ist zu beachten, um einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen zu gewährleisten? Von Roland Piatkowski

Der Markt für Photovoltaik wächst seit Jahren nahezu ungebremst: Nach Angaben der Bundesnetzagentur sind im vergangenen Jahr 249 000 Solarstromanlagen neu errichtet worden, sodass jetzt in Deutschland ca. 800 000 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt etwa 20 Gigawatt am Netz sind. Viele Firmen – vom Hersteller bis zum Handwerker – haben sich auf die Photovoltaik spezialisiert und profitieren damit vom Boom bei der solaren Stromerzeugung.

Neuen Entwicklungen und Verbesserungen der Systeme und Komponenten folgen auch stets neue Herausforderungen: Bei einer gesetzlich garantierten Vergütung von knapp über 20 Jahren und einer erwarteten Anlagenlaufzeit von weiteren fünf bis zehn Jahren sollten der Qualität der Komponenten und einer vernünftigen Anlagenplanung größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Bei vielen Anlagebetreibern gewinnt man jedoch den Eindruck, dass nur die Rendite zählt. Die Investoren sind sich häufig nicht bewusst, dass die Wirtschaftlichkeit auf einer soliden Planung, einer kompetenten Ausführung und auf qualitativ hochwertigen Komponenten beruht. Nur wenn die Anlage auf diese Weise optimiert wird, sinkt das Risiko für Ausfälle und für einen Stillstand der Anlagen. Und damit wird auch das Risiko reduziert, dass der Betrieb der Anlagen zu einem wirtschaftlichen Verlustgeschäft wird.

 Orientierungshilfen

 Planung, Ausführung und Komponenten kann der Investor mit der Ausschreibung und dem Auftrag festlegen. Die Güte- und Prüfbestimmung RAL-GZ 966 der RAL Gütegemeinschaft Solarenergieanlagen bietet hier wertvolle Anregungen, die rechtsfester Bestandteil der Auftragsvergabe werden können. Bei der Abnahme der Anlage bietet z.B. der Anlagepass des BSW – Bundesverband Solarwirtschaft e.V. eine geeignete Grundlage zur umfassenden Dokumentation.

Während des Betriebs kann durch ein wirksames Controlling-Instrumentarium laufend eine Risikobetrachtung und -einschätzung vorgenommen werden, auch bei kleineren Anlagen. Mit nur geringfügigen Investitionen und teilweise mit voll automatisierter Datenerfassung können frühzeitig Abweichungen bei der Leistungsabgabe und -verrechnung festgestellt werden. Insbesondere durch Leistungsvergleiche mit anderen Anlagen und einem Abgleich mit berechneten Sollwerten dieser Installation können Berater frühzeitig Hinweise auf mögliche Ausfälle, fehlerhafte Komponenten oder unwirtschaftlichen Betrieb geben. Geschieht dies rechtzeitig innerhalb der Gewährleistungsfristen, wird die Wirtschaftlichkeit nicht durch zusätzliche Kosten beeinträchtigt. Wenn die Anlage darüber hinaus mit hochwertigen Komponenten geplant, fachmännisch installiert und nachweislich mängelfrei abgenommen wurde, stellt dieses einfache Controlling einen zuverlässigen Anlagebetrieb sicher.

Bis zum Jahr 2050 soll der Strom in Deutschland zu 80 Prozent aus regenerativen Energien kommen – diese Zielmarke hat die Bundesregierung im Zuge der Energiewende ausgegeben. Der Weg dorthin und die Rolle der Photovoltaik für eine sichere Stromversorgung werden ausgiebig diskutiert. So könnten Photovoltaik-Anlagen bei Netzstörungen stabilisierend wirken und zur Frequenzerhaltung im Netz beitragen, ein Überangebot könnte gespeichert werden. Ein jährliche Ausbau der Leistung um jeweils etwa fünf Gigawatt peak (GWp) sieht der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) als sinnvoll an, um Schwierigkeiten bei der Netzintegration auszuschließen.

Damit das Stromnetz auch weiterhin voll funktionstüchtig bleibt, muss es jedoch für das Ökostrom-Zeitalter gerüstet werden. Erzeuger, die das schwankende Angebot der Sonne nutzen, müssen technisch so ausgestattet sein, dass sich das Angebot mit der nur schwer zu beeinflussenden Nachfrage der Verbraucher in Einklang bringen lässt. Dies bringt nicht nur technische, sondern auch finanzielle Herausforderungen mit sich, denn das Netz muss diese Leistungen auch aufnehmen können. Mit „Netz“ ist vor allem das Niederspannungsnetz gemeint, denn 80 Prozent aller installierten Photovoltaik-Anlagen sind niederspannungsseitig an das öffentliche Netz der Stromversorgung angeschlossen. Diese Anlagen tragen nach heute geltenden Vorschriften aber kaum zum Netzmanagement bei.

Die Photovoltaik ist zwar noch weit davon entfernt, das öffentliche Netz der Stromversorgung auszulasten, doch hat sie durch den Zubau der letzten Jahre eine Größenordnung erreicht, bei der ohne entsprechende Anstrengungen sicher bald keine reibungslose Einspeisung mehr möglich sein wird. Nachdem im vergangenen Jahr eine Leistung von über sieben GWp hinzu kam, ist die insgesamt installierte Leistung auf nunmehr ca. 20 GWp gestiegen. Im Jahresdurchschnitt trägt die Solarenergie damit zwei Prozent zur deutschen Stromproduktion bei. Mittags im Juni und bei Sonnenschein liegt der Anteil der solaren Stromerzeugung in Bayern bei ca. 30 Prozent. An einem sonnigen Sommertag wird in Bayern also heute schon etwa jede dritte Kilowattstunde mittels einer Solarstromanlage erzeugt.

Autor/in: Roland Piatkowski,ist von der IHK öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Energiemessung und Energieabrechnung sowie Geschäftsführer der StG GmbH – Sachverständigeninstitut für technische Gebäudeausrüstung in Nürnberg, die auf Dienstleistungen rund um die Photovoltaik spezialisiert ist (info@stg-institut.de, www.stg-institut.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2011, Seite 46

 
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