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Barmer GEK

Betriebe haben Nachholbedarf bei der Gesundheitsförderung

Attraktives Gehalt und gute Karrierechancen sind für Mitarbeiter nicht alles: Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie, die die Krankenkasse Barmer GEK Mittelfranken gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut puls aus Schwaig b. Nbg. erarbeitete. Aus der Studie mit dem Titel „Betriebliche Gesundheitsförderung als Chance zur Attraktivitätssteigerung von Arbeitgebern“ ergibt sich, dass Beschäftigte zunehmend Wert auf gesundheitsfördernde Angebote und auf gesunde Arbeitsbedingungen legen. Fast 60 Prozent der Mitarbeiter, so die deutschlandweite Erhebung, werten betriebliche Gesundheitsförderung als wichtig oder sehr wichtig.

Die Arbeitswelten verändern sich, deshalb müssten die Unternehmen umsteuern, erklärte Barmer-Regionalgeschäftsführer Andreas Haupt bei der Vorstellung der Studie. „Es bedarf einer Gesundheitskultur in den Unternehmen.“ Denn laut der Studie steigen mit dem Angebot betrieblicher Gesundheitsförderung auch Loyalität und Verbundenheit der Arbeitnehmer zum Unternehmen. Unter dem Strich zahle sich dies für Arbeitgeber und Beschäftigte gleichermaßen aus: Höhere Leistung, weniger Fehlzeiten, höhere Zufriedenheit mit der Arbeit und steigende Produktivität seien wichtige Effekte.

Den Zahlen der Untersuchung zufolge kann nur etwa über ein Drittel der Mitarbeiter überhaupt auf ein betriebliches Gesundheitsmanagement zurückgreifen. Wenn sich Unternehmen aber auf diesem Gebiet engagieren, wissen dies die Mitarbeiter zu schätzen: Fast drei Viertel der Mitarbeiter in diesen Betrieben gaben an, schon einmal ein betriebliches Angebot der Gesundheitsförderung genutzt zu haben.

Nach Worten Haupts, der mit seinen 350 Mitarbeitern und 17 Geschäftsstellen aktuell rund 120 000 Mitglieder in Mittelfranken betreut (plus zwei Prozent gegenüber 2010), sollte Gesundheitsmanagement im Unternehmen nicht am Budget scheitern. Oftmals wüssten die Arbeitgeber nicht, dass pro Jahr und Beschäftigtem 500 Euro für diesen Zweck steuerlich abgesetzt werden könnten. Zudem biete die Barmer GEK in Mittelfranken zusätzlich ein individuelles Budget von 150 Euro im Jahr, die für Gesundheitsangebote in der Firma genutzt werden könnten.

Haupt möchte bei seinen Mitgliedern die Ausgaben möglichst konstant bei rund 400 Mio. Euro halten. Aus einer bayernweiten Studie der Barmer GEK ist bekannt, dass im Jahr 2010 je Kalendertag von 100 Beschäftigten statistisch gesehen 3,59 Personen arbeitsunfähig gemeldet waren. In Durchschnitt belief sich eine einzelne Arbeitsunfähigkeitsmeldung in Bayern auf 11,2 Tage. Bei den Fehlzeiten spielten Erkrankungen der Muskeln und des Skeletts nach wie vor die größte Rolle. Als besorgniserregend gilt der starke Anstieg psychischer Erkrankungen, hinter dem sich auch die steigende Zahl von Burnout-Patienten verbirgt.

Haupt appelliert deshalb an die Führungskräfte, sich stärker dem betrieblichen Gesundheitsmanagement zu stellen. Statt einer „Kultur des Wegschauens“ sollte der Mensch stärker im Mittelpunkt stehen. Helfen könnten dabei betriebliche Gesundheitstage, an denen etwa Blutzucker kontrolliert oder über den individuell optimalen Wasserhaushalt informiert wird. Wichtig ist allerdings für Haupt, dass solche Angebote während der Arbeitszeit stattfinden, „sonst wird es kein Erfolg“. Außerdem sollten die Betriebe nicht auf einmalige Projekte setzen, sondern kontinuierlich am Thema bleiben.

Trotz aller Informationen registrierte die Barmer GEK keinen steigenden Zuspruch bei den Unternehmen. Wie in den Vorjahren wurden rund 100 Betriebe beim Gesundheitsmanagement betreut, wobei sich größere Unternehmen erwartungsgemäß stärker engagieren und auch häufiger einen Gesundheitsbeauftragten haben. Außerdem werde dort die Bedeutung gesünderer Arbeitsbedingungen für das „Employer Branding“ (also den Aufbau einer Arbeitgebermarke) eher erkannt, ergänzte puls-Geschäftsführer Dr. Konrad Weßner.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2012, Seite 45

 
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