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Lkw-Verkehr

Wo ist der Parkplatz?

Die Überlastung der Rastplätze macht es den Lkw-Fahrern schwer, die vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten. In der Region Nürnberg werden jetzt innovative Leitsysteme getestet, um sie zuverlässig an freie Stellplätze zu führen.

Es wird immer enger auf den Autobahnen rund um Nürnberg. Die höchste Frequenz erbrachte die letzte Verkehrszählung 2010 für die Strecke vom Autobahnkreuz Nürnberg (A 9) in Richtung Fischbach mit einem Tagesdurchschnitt von 103 600 Fahrzeugen. 16 000 davon waren Fahrzeuge des Schwerverkehrs mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen. Im Fünfjahresvergleich ist das eine Zunahme von rund 15 Prozent. Auf der A3 zwischen Nürnberg-Behringersdorf und Mögeldorf wurden 100 600 Fahrzeugen gezählt, davon 15 000 Lkw. Auf der A6 quälten sich innerhalb von 24 Stunden 16 400 Brummis in eine der beiden Richtungen zwischen Roth und dem Autobahnkreuz Nürnberg-Süd.

Neben der anhaltenden Überlastung der Autobahn verschärft sich auch der Parkdruck an den Autobahnen, zumal schon vor Jahren ein bundesweites Defizit von rund 14 200 Lkw-Parkständen festgestellt wurde. Für belastbare, empirische Grundlagendaten wurden bundesweit Zählungen und Befragungen im Straßenraum durchgeführt. Im Zuständigkeitsbereich der Autobahndirektion Nordbayern wurde neben den klassischen Stichprobenzählungen auch eine neuartige, technische Messmethodik eingesetzt. Neben einer höheren statistischen Qualität konnte dadurch auch eine detaillierte Nutzungscharakteristik einer Rastanlage gewonnen werden, da der Zu- und Abfluss des Lkw-Verkehrs und damit auch die Verweildauer genau bestimmt werden konnten.

Rastplatzkapazitäten reichen nicht aus

Dabei wurde erneut belegt, dass die Rastanlagen in den Nachtstunden deutlich überlastet sind, weil die Fahrer die vorgeschriebene Lenk- und Ruhezeitregelung einhalten müssen. Im Rahmen dieser Erhebung konnte auch der Parksuchverkehr dokumentiert werden, so Bauoberrat Andreas von Dobschütz von der Zentralstelle für Verkehrsmanagement der bayerischen Straßenbauverwaltung in München. Der Parksuchverkehr ist vor allem dann sehr ausgeprägt, wenn nicht nur alle ausgewiesenen Lkw-Parkflächen belegt sind, sondern auch Pkw-Parkbuchten oder Fahrgassen mit Lastwagen zugeparkt sind. Der in den Nachtstunden beträchtlich ansteigende Parksuchverkehr ist laut von Dobschütz nicht nur aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht unerwünscht, sondern auch in punkto Verkehrssicherheit bedenklich.

Auf dem „PWC Parkplatz Offenbau“ (in der Fachsprache: Parkplatz mit WC) an der A9 wurden im vergangenen Jahr unterschiedliche Systeme getestet, um die Parksituation zu erfassen. Beteiligt waren die Zentralstelle für Verkehrsmanagement, die Autobahndirektion Nordbayern, das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) sowie verschiedene Unternehmen. Dabei wurde Grundlagenarbeit geleistet, um überhaupt erst die einzelnen Detektionstechniken auf ihre Alltagstauglichkeit zu überprüfen. Immerhin befahren im Durchschnitt rund 7 000 Fahrzeuge pro Woche den Parkplatz, der 15 Lkw- und 32 Pkw-Stellplätze umfasst. Erstes Fazit der Zentralstelle für Verkehrsmanagement: „Es fehlt beim aktuellen Stand der Technik im Wesentlichen an einem geeigneten Detektionssystem. Aus diesem Grund betreiben wir das Testfeld PWC Offenbau, damit interessierte Firmen ihre Technik unter Alltagsbedingungen testen und weiterentwickeln können.“ Eine innovative Lösung, die im Rahmen des Testfeldes entwickelt wurde, ist das sogenannte „MultiSens System“. Dieses umfasst mehrere Bodenradarsensoren und einen zusätzlich an der Fahrbahnseite montierten Laser-Scanner, um Höhen und Breiten der Fahrzeuge zu erfassen. Die Daten der einzelnen Sensorbaugruppen werden in einem lokalen Controller zusammengefasst, der dann die Klassifizierung der Fahrzeuge durchführt.

Verkehrsinformationen per Radio und Internet

Diese Tests bilden die Grundlage dafür, dass die Zahl der belegten bzw. freien Lkw-Stellflächen an den Bundesautobahnen verlässlich erfasst werden können. Dies wiederum ist die Voraussetzung, dass die Fahrer mit Verkehrsinformationsdiensten auf der Straße, über den Rundfunk oder per Internet zuverlässig auf freie Stellplätze geleitet werden können. Ein verkehrstelematisches Parkleitsystem für Lkw könnte in Zukunft weiträumig und minutengenau eine Vielzahl von Rastanlagen umfassen und die freien Stellplätze auf speziellen Schildern anzeigen. Es wird künftig auch möglich sein, im Rahmen des Verkehrswarndienstes per Rundfunk den vorhandenen Traffic Message Channel (TMC) für dynamische Belegungsinformationen zu nutzen. Getüftelt wird zudem an internetbasierten Verkehrsinformationsdiensten, die mit dem digitalen Tacho verknüpft werden und dem Lkw-Fahrer maßgeschneiderte Parkempfehlungen mittels Smartphone-Applikationen anbieten.

Aktuell prüft die bayerische Straßenbauverwaltung, ob der Test auf die gesamte A9 zwischen München und Nürnberg ausgedehnt werden kann. Dieses großräumige Streckenmanagement mit intelligenten Verkehrssystemen wäre in seiner Dimension neuartig. Andere Ansätze, wie das sogenannte Kolonnenparken, bei dem die Lkw gemäß der geplanten Abfahrtszeiten ihre Stellplätze zugewiesen bekommen, werden aktuell an der Tank- und Rastanlage Montabaur, die in Rheinland-Pfalz an der A3 liegt, getestet. Dadurch kann theoretisch eine Verdoppelung der verfügbaren Stellplätze erzielt werden. Erste Ergebnisse zeigen aber auch die Störanfälligkeit und mangelnde Flexibilität dieses Ansatzes. Denn verschläft ein Lkw-Führer den vorgegebenen Abfahrtszeitpunkt, gerät die ganze Kolonne ins Stocken. Ein weiteres Problem: Disponiert eine Spedition kurzfristig um, kann der betroffene Lkw nicht mehr aus der Kolonne ausscheren.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2012, Seite 36

 
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