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Kitzmann

Erlangen als historische Bier-Hochburg

Seit 1712 ist die Erlanger Braukunst in der Südlichen Stadtmauerstraße, dem heutigen Domizil der Privatbrauerei Kitzmann, zu Hause – begründet durch ein markgräfliches Privileg an den Erlanger Leonhardt Vernand de Buirette. Dieses 300-jährige Jubiläum erinnert an jene Zeit, als Erlangen 18 Brauereien zählte und im bayerischen Bierexport den ersten Platz belegte – vor Kulmbach und München, die heute gemeinhin als Bayerns Bierhauptstädte zählen.

Die ab 1675 angelegten 16 Keller im Erlanger Burgberg, die eine optimale Reifung und Lagerung gewährleisteten, bildeten den Grundstock für Erlangens Ruf als Bier-Hochburg. Der Wegfall der Zoll-Binnengrenzen 1834 und die Anbindung der Stadt an die Eisenbahn 1844 sorgten für einen regelrechten Export-Boom. So wurden 1877 knapp 200 000 Hektoliter Gerstensaft in Erlangen produziert. In Berlin nannte man das untergärige Bier aus Erlangen damals nur „das Echte“ und in vielen gehobenen Restaurants des deutschen Kaiserreichs stand – neben den einheimischen Sorten – ein „Erlanger Export“ auf der Getränkekarte. Dieses wurde auch nach Übersee verschifft, wo man – wie in den USA bis heute – ein „Erlanger“ verlangte, wenn man Qualitätsbier trinken wollte. Und am 7. August 1882 – so belegen die Archive – schickte der Erlanger Bierbrauer Franz Erich einen ganzen Güterzug nach Hamburg, um das 3. Deutsche Sängerfest mit über 1 000 Hektolitern Bier zu versorgen.

Erlanger Bier ist aber auch in die Literaturgeschichte eingegangen: So lässt Karl May (1842 – 1912) in seiner Erzählung „Durch das Land der Skipetaren“ seinen Helden Kara Ben Nemsi ein überaus wohlschmeckendes Bier aus „Elanka“ entdecken, was dann als Erlangen identifiziert wird. Erst die Erfindung der Kältemaschine durch Carl Linde bremste den Aufschwung der Erlanger Brauer. Die Rohstoffknappheit des Ersten Weltkriegs, das anschließende Versiegen des Exports und die folgende Inflation sorgten dafür, dass nur noch vier, nach dem Zweiten Weltkrieg sogar nur drei Brauereien – Kitzmann, Henninger-Reifbräu und Erich-Bräu – überlebten. Die Patrizier-Bräu AG, die die beiden letztgenannten Firmen übernommen hatte, stellte dann 1974/75 den Betrieb in Erlangen ein. Das Familienunternehmen Kitzmann, das 1833 die Braustätte an der Südlichen Stadtmauerstraße gekauft hatte, blieb die folgenden zwei Jahrzehnte als einzige Brauerei übrig. Erst 1995 knüpfte dann Christoph Gewalt an die Tradition seiner Familie an und begründete die Steinbach-Bräu neu, die 1923 den Wirren der Inflation zum Opfer gefallen war.

Peter Kitzmann repräsentiert heute die fünfte Generation in der Kitzmann-Brauerei und hat zum Jubiläumsjahr seiner Braustätte ein Rotbier namens „300“ mit einer Stammwürze von zehn und einem Alkoholgehalt von vier Prozent eingebraut, wie es heute noch im Elsass oder im französischsprachigen Teil Kanadas produziert und getrunken wird. Die Präsentation in der „Bräuschänke“ wurde moderiert vom Erlanger Kabarettisten Klaus Karl-Kraus im Kostüm des Markgrafen Georg Friedrich Karl, der damals das Privileg gewährte. Begangen wird das Jubiläum u.a. mit dem „Erlanger Bierfrühling“ am 5. und 6. Mai und mit einem „Winterbierfest“ am 20. Oktober.

Autor/in: 
ug.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2012, Seite 78

 
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