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Paddeln in Mittelfranken

Schiff ahoi!

Wer dem sommerlichen Gedränge an Ufern und Küsten entfliehen möchte, macht sich im Boot davon. Dafür braucht es keine weiten Reisen, denn Mittelfranken verfügt über schöne Paddelreviere.

Treiben lassen, abschalten, genießen: Eine Bootstour verheißt Abwechslung, Abenteuer und Kurzurlaub in einem. Doch bevor Freizeitkapitäne auf großer Fahrt Glücksmomente erleben, müssen sie einige Klippen umschiffen: Ein Paddelrevier will ausgekundschaftet, ein Boot gefunden, die benötigte Ausrüstung zusammengesucht und die An- und Abfahrt organisiert werden. Wer eine Rundtour auf einem See plant, kehrt meist an seinen Ausgangspunkt zurück. Wer aber einen Fluss abwärts paddelt, muss irgendwie zum Einstiegspunkt zurück, an dem in der Regel das Auto parkt. Reisende an Altmühl und Pegnitz erkennen Paddler, die für den Rückweg nicht vorgesorgt haben, leicht daran, dass sie, das Ruder unter demm Arm, per Anhalter mitgenommen werden wollen.

Boote mieten

Einsteiger und erfahrene Paddler, die über kein eigenes Boot verfügen, sind bei den zahlreichen Bootsverleihern und Kanuschulen bestens aufgehoben. Diese vermieten robuste und einfach zu bedienende Wasserfahrzeuge: offene Kanadier für Familien oder Teams sowie geschlossene Kajaks für einen Fahrer. Manche haben auch Wildwasser- oder Rafting-Boote für den Ausflug ins Gebirge im Programm. Meist im Preis enthalten ist der Transport der Boote ans Wasser und der Rücktransport der Fahrer zu ihren Autos sowie Zubehör: Paddel, Schwimmwesten, wasserdichte Säcke oder Tonnen, um darin Ersatzkleidung, Schlüssel, Fotoapparat, Handy und Vesper trocken zu verstauen und im Falle des Kenterns vor dem Untergang zu bewahren. Im Frühjahr und Herbst sowie bei schlechtem Wetter und kaltem Wasser ist spezielle Wärmeschutzkleidung zu empfehlen. Dass nur Schwimmer in einem Boot platznehmen sollten, versteht sich von selbst.

Wichtige Regeln

Bevor es losgeht, führen seriöse Veranstalter auf der grünen Wiese in die verschiedenen Paddeltechniken ein. Es folgt eine Einweisung in die Fahrzeuge und in das richtige Verhalten am und auf dem Wasser. Gemeinden mit stark frequentierten Gewässern haben Kanuverordnungen zum Befahren der schützenswerten Biotope erlassen, die unbedingt beachtet werden sollten. Das gilt auch für Hinweise zum Ein- und Aussteigen oder zum Umtragen von Wehren: Wichtigstes Utensil sind Flusskarten mit dem Streckenverlauf, in denen Wehre, Staustufen oder Stromschnellen rot markiert sind. Eingezeichnet sind auch Ein- und Ausstiegspunkte, an denen Wasserwanderer problemlos anlanden können. Gerade an unbekannten Gewässern ist es ratsam, Stromschnellen und Verbauungen vom Ufer aus in Augenschein zu nehmen und erst dann zu entscheiden, ob eine Befahrung gewagt werden kann oder aber das Boot aus dem Wasser geholt und nach der Gefahrenstelle wieder eingesetzt wird.

Viele Flüsse dürfen ganzjährig befahren werden. Ausnahmen bestätigen die Regel: So dürfen Boote zwischen dem 1. November und dem 30. April nicht auf die Pegnitz zwischen Neuhaus und Günthersthal. Die Innenstädte von Lauf und Nürnberg sind für Paddler ganzjährig gesperrt. Dennoch gehört das Pegnitztal zu den schönsten Paddelrevieren Mittelfrankens. Von Velden bis nach Hohenstadt schlängelt sich der Fluss durch malerische Fachwerkdörfer und Wiesen, vorbei an bewaldeten Steilhängen mit markanten Felsen, immer wieder an der Straße und der Eisenbahn entlang. Kurven, überhängendes Gebüsch, teils hohe Fließgeschwindigkeiten sowie einige Stromschnellen und Schwälle fordern ungeübte Paddler heraus.

Ruhige Altmühl

Deutlich gemütlicher geht es hingegen auf der Altmühl auf dem rund 150 Kilometer langen Abschnitt zwischen Gunzenhausen und Kehlheim zu. Die Altmühl ist der bayerische Fluss mit dem geringsten Gefälle und gilt nicht zuletzt deshalb als Einsteiger- und Familien-Revier. Entsprechend gut ausgebaut ist die Infrastruktur mit zahlreichen Anlegestellen und Campingplätzen.

Mittelfranken liegt im Ursprungsgebiet vieler kleinerer und mittlerer Gewässer, mächtige Ströme hat der Bezirk nicht vorzuweisen. Dennoch gibt es mit Pegnitz und Altmühl ein Dutzend Gewässer, die Paddelfreuden versprechen: Bibert, Zenn, Schwabach, Schwarzach, Roth, fränkische Rezat und die Rednitz, die sich in Fürth mit der Pegnitz zur Regnitz vereinigt und dem Main entgegenstrebt, aber auch die Aisch und die Wörnitz im südwestlichen Mittelfranken. Da auch Bundeswasserstraßen befahren werden dürfen, steht einer Geradeaus-Tour auf dem Main-Donau-Kanal zwischen Bamberg und Kehlheim nichts im Wege. Schifffahrtsregeln und Seeschifffahrtszeichen gelten allerdings auch für Paddler; bei Schiffsverkehr muss mit starken Wellen gerechnet werden.

Neben den Fließgewässern locken kleine und große Flachgewässer Paddler an, allen voran das fränkische Seenland mit Kleinem und Großen Brombachsee, Igelsbachsee, Altmühlsee, Rothsee und Hahnenkammsee. Eine ganz besondere Szene fiebert dem letzten Pfingstferien-Wochenende entgegen: Vom 7. bis 10. Juni 2012 treffen sich die „Stand-Up-Paddler“ auf dem Brombachsee zum „Lost Mills International SUP-Race“. Bei der Trendsportart SUP steht der Paddler auf seinem Board, das einem Surfbrett ähnelt. Mit einem langen Ruder ausgestattet, paddelt er übers Wasser. Im Stehen zu paddeln soll den Experten zufolge Gelenke und Rücken entlasten und Gleichgewichtssinn und Ausdauer schulen. SUP, vor mehr als 60 Jahren in Hawaii von Surflehrern entwickelt, ist die am schnellsten wachsende Wassersportart weltweit, wie Svein Rasmussen vom amerikanischen Boardhersteller „Starboard“ sagt. Auf der alljährlich im September in Nürnberg stattfindenden Fachmesse „paddle-expo“ standen die speziellen SUP-Bretter, die es auch zum Aufblasen gibt, im Mittelpunkt des Interesses. Nach den USA, Australien und Neuseeland ist SUP auch in Frankreich, England und Deutschland auf dem Vormarsch. Sogar auf dem Wöhrder See und dem Dutzendteich wurden die stehenden Paddler schon gesichtet.

Kanu-Wanderweg

Weitere Flussparadiese in der Metropolregion und im Grenzgebiet der Nachbarbezirke sind beispielsweise Altmühl und Donau, Naab oder Regen in der Oberpfalz, die oberfränkische Wiesent im Herzen der fränkischen Schweiz und der Main in Oberfranken, der zwischen Lichtenfels und Bamberg zu einem 35 Kilometer langen barrierefreien Kanu-Wanderweg ausgebaut wurde und europäisches Kulturerbe ist.

Buchtipp

Alle erwähnten Fließgewässer finden sich im „Kanu-Wanderführer für Bayern“, der vom Kanu-Verband herausgegeben wurde (11. Auflage 2012, 664 Seiten, ISBN 9783937743325, Autor: Otto Schneider, Deutscher Kanu-Verband Wirtschafts- und Verlags GmbH, 19,95 Euro, www.kanu-verlag.de).

Aktuelle Befahrungsregeln und mögliche temporäre Befahrungsverbote können unter www.kanu-bayern.de/freizeitsport/gewaesserinfo abgerufen werden.

Autor/in: 
Thomas Meiler
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2012, Seite 36

 
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