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Tourismuswirtschaft

Sonne über Franken

Der Fremdenverkehr in Nordbayern präsentiert sich in bester Verfassung: Die Urlauber zeigen sich unbeeindruckt von der Euro-Krise und schätzen die Vielfalt an touristischen und kulturellen Angeboten.

Nürnbergs berühmtester Sohn Albrecht Dürer wird in diesem Jahr dafür sorgen, dass Nürnberg weltweit Beachtung findet. Die große Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum, die Ende Mai eröffnet wird, widmet sich zum ersten Mal überhaupt dem frühen Werk Dürers und den Lebensumständen des jungen Malers, die seine späteren Arbeiten geprägt haben. Dürer wird dem Großraum wohl ein weiteres Wachstum bei den Besucherzahlen bescheren.

Die Bahn bietet für die Ausstellung „Der frühe Dürer“ ein „Kultur-Ticket-Spezial“ zum Sonderpreis an, das Albrecht-Dürer-Haus wurde aufpoliert und die Nürnberger Illustratorin Birgit Osten hat das Malbuch „Dürer & Klexi“ und einen Kinder-Stadtplan herausgegeben, der junge Familien in die Nürnberger Altstadt locken und mit Dürer vertraut machen soll. Städtereisen haben für Franken eine hohe Bedeutung, auch wenn dieser Markt hart umkämpft ist. Zumal der Trend zu kürzeren, dafür aber häufigeren Reisen gehe, so Yvonne Coulin, Chefin der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg (CTZ). Doch für dieses Jahr rechnet sie mit einem Übernachtungsplus von fünf Prozent, das für eine stärkere Auslastung der über 15 000 Hotelbetten sorgen wird.

Auch für die ganze Tourismusregion Franken wird ein Besucherplus in gleicher Höhe erwartet. Denn zusätzlich locken heuer in Bamberg die Landesgartenschau und das Jubiläum „Dem Himmel entgegen – 1 000 Jahre Kaiserdom”. In Kronach wird die Bayernausstellung „Frankens Bollwerke” auf der Festung Rosenberg präsentiert. Neben diesen aktuellen Anlässen werden auch die bewährten Angebote mehr Gäste nach Franken locken, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der auch Vorsitzender des Tourismusverbandes Franken ist. Franken ist in 15 Reiselandschaften gegliedert, die mit einem eigenen, unverwechselbaren Reiz bei den Besuchern punkten wollen.

Kurorte arbeiten zusammen

Mit dem neuen Modellprojekt „Gesundheitskompetenz in Franken: Netzwerk Gesundheitsförderung im Unternehmen” wenden sich zehn fränkische Heilbäder und Kurorte mit Angeboten zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge direkt an Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Stärkung des Muskel- und Skelettsystems, eine Burn-Out-Prophylaxe und das Thema „Gesunde Ernährung“. Mit diesen Paketen könnten Unternehmen als Zielgruppe erschlossen werden, die angesichts eines wachsenden Altersdurchschnitts im Betrieb und gestiegenem Leistungsdruck zunehmend in Gesundheitsmanagement und Prävention investieren.

Die regionalen Angebote für Freizeit, Kultur und Erholung treffen auch deshalb auf große Resonanz, weil die Deutschen derzeit trotz ungelöster Finanzkrise in Konsum- und Urlaubslaune sind und der Reisebranche ein zweistelliges Umsatzwachstum bescherten. „Auf ein emotionales Produkt wie Reisen wird nur sehr ungern verzichtet“, resümierte jüngst Matthias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger GfK. Dies habe auch die vergangene Wirtschaftskrise gezeigt. Allerdings kann in unsicheren Zeiten der Haupturlaub etwas kürzer ausfallen, dafür sind dann vor allem Inlandsreisen und All-Inclusive-Angebote gefragt, die bei den Reiseausgaben Planungssicherheit bieten.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der fränkische Tourismus mit einem Plus von fünf Prozent auf 20,3 Mio. Übernachtungen sein Rekordergebnis aus dem Jahr 2010 erneut übertroffen. Damit lag er über den bayerischen und auch den gesamtdeutschen Zuwachsraten. Themen wie „Franken kulinarisch“, Wandern, Radfahren oder die historisch bedeutsamen fränkischen Sehenswürdigkeiten sorgten für einen Umsatz von rund acht Mrd. Euro im Übernachtungs- und Tagestourismus. Alle mittelfränkischen Städte lagen bei den Übernachtungen im grünen Bereich, z.B. Fürth (plus 0,4 Prozent), Rothenburg o.d. Tauber (plus 3,2 Prozent), Nürnberg (plus 4,5 Prozent), Erlangen (plus 9,4 Prozent) und Ansbach (plus 17 Prozent).

Den Erfolg sieht Staatsminister Herrmann nach wie vor auch als Ergebnis der klassischen Marketing-Instrumente wie Anzeigen, Messebeteiligungen und Werbebroschüren. Für die digitale Welt gibt es im fränkischen Tourismus mittlerweile 13 spezifische Themen-Webseiten, außerdem Fanseiten auf Facebook sowie neun Apps für iPhone- und Smartphone-Nutzer.

Marketing im Ausland

In Nürnberg wurde nach Aussage von Tourismus-Chefin Yvonne Coulin Geld aus dem vor drei Jahren gegründeten Tourismusfonds dazu genutzt, die Nürnberger Flagge erstmals in touristischen Wachstumsmärkten wie China, Indien, Russland und Australien zu hissen. Da die Besucher aus den verschiedenen Ländern unterschiedliche Ansprüche haben, muss auch die Ansprache individualisiert werden. Touristen aus China lassen sich nicht mit Kultur locken, sondern nur mit den Geschäften. „In China ist die Luxussteuer so hoch, dass das Einkaufen hier richtig billig ist.“ Russen wiederum wollen Kultur und Einkaufen verbinden, für Niederländer stehen Einkaufen und Kinderangebote wie Playmobil-Funpark oder Tucherland im Vordergrund. Und während die Italiener eher auf den Christkindlesmarkt stehen und Albrecht Dürer links liegen lassen, ist für die Spanier der Nürnberger Maler Dürer ein echtes Zugpferd. Coulin weiß vom Madrider Nationalmuseum Prado, dass im dortigen Museums-Shop Dürer-Artikel komplett ausverkauft sind.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2012, Seite 30

 
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